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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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räumen, damit ich mit Craik unter vier Augen sprechen kann. Ich halte es für besonders wichtig, dass Mr Kemper nicht anwesend ist.«
    LeSeur zögerte. Der stehende Befehl lautete, dass die Brücke jederzeit mit mindestens zwei Offizieren bemannt sein musste.
    »Ich übernehme vorübergehend die Wache«, sagte Mason. »Und Craik könnte als Zweiter Brückenoffizier durchgehen – also wird das Ganze nicht gegen die Vorschriften verstoßen.«
    »Ja, Sir, aber unter diesen stürmischen Wetterbedingungen …«
    »Ich verstehe Ihr Widerstreben«, sagte Mason. »Ich bitte nur um fünf Minuten. Ich möchte nicht, dass Mr Craik das Gefühl bekommt, dass man sich gegen ihn verbündet hat. Offen gesagt, mache ich mir ein wenig Sorgen um seine emotionale Stabilität. Erledigen Sie das ohne viel Aufhebens, und erklären Sie nicht jedem die Gründe.«
    LeSeur nickte. »Aye, Sir.«
    »Danke, Mr LeSeur.«
    LeSeur ging hinüber zum Ausguck. »Kommen Sie mal einen Augenblick mit vor die Tür.« Er nickte dem Steuermann zu. »Sie auch.«
    »Aber –«
    »Befehl des Captains.«
    »Ja, Sir.«
    LeSeur schloss sich wieder Kemper an. »Der Captain übernimmt ein paar Minuten die Wache. Sie möchte, dass wir die Brücke räumen.«
    Kemper sah ihn scharf an. »Warum?«
    »Befehl«, wiederholte LeSeur in einem Ton, der Kemper hoffentlich den Mut für weitere Fragen nahm. Er sah auf die Uhr: fünf Minuten, die Zeit lief. Sie zogen sich in den Niedergang unmittelbar hinter der Lukentür zur Brücke zurück; LeSeur zog die Tür zu, wobei er darauf achtete, dass sie nicht ins Schloss fiel.
    »Worum geht’s hier eigentlich?«, fragte Kemper.
    »Angelegenheiten des Schiffes«, wiederholte LeSeur und verschärfte seinen Ton noch mehr.
    Sie standen schweigend da. LeSeur sah auf die Uhr. Noch zwei Minuten.
    Am anderen Ende des Niedergangs öffnete sich die Tür, ein Mann trat ein: Craik. »Ich dachte, Sie wären im Funkerraum.«
    Craik sah ihn an, als wäre er verrückt. »Ich erscheine gerade zum Dienst, Sir.«
    »Aber Captain Mason …«
    Er wurde von einem leisen Alarm und einem blinkenden roten Lämpchen unterbrochen. An der Lukentür zur Brücke erklangen hintereinander mehrere leise Klickgeräusche.
    »Was war das denn?«, fragte der Steuermann.
    Kemper warf einen Blick auf die blinkende rote Lampe über der Tür. »Verdammt, irgendwer hat einen ISPS -Code-Level-Drei ausgelöst!«
    LeSeur packte die Klinke und versuchte, sie herunterzudrücken.
    »Die Tür schließt automatisch im Fall eines Alarms«, sagte Kemper. »Verriegelt die Brücke.«
    LeSeur gefror das Blut in den Adern; Captain Mason war allein auf der Brücke. Er ging zur Brücken-Gegensprechanlage. »Captain Mason, hier spricht LeSeur.«
    Keine Antwort.
    »Captain Mason! Ein Code-drei-Alarm wurde ausgelöst.
Machen Sie die Tür auf!
«
    Aber wieder bekam er keine Antwort.

[home]
50
    Um halb zwei führte Roger Mayles eine Gruppe verdrießlicher Deck-10-Passagiere zur letzten Mittagessensschicht im
Oscar’s
. Seit über einer Stunde beantwortete er nun schon ihre Fragen – oder besser: war er ihren Fragen ausgewichen. Was denn passieren würde, wenn man in Neufundland eingetroffen wäre; wie sie nach Hause kämen, wo man die Entschädigungen beantragen könne. Niemand hatte ihm irgendetwas erzählt, er wusste nichts, er konnte niemandem antworten; und trotzdem hatte man ihn ermahnt, die Sicherheit aufrechtzuerhalten, was immer zum Teufel das bedeuten mochte.
    So etwas wie das hier hatte er noch nie erlebt. Das Schönste am Leben an Bord eines Schiffes war doch die Vorhersehbarkeit. Aber auf dieser Reise war überhaupt nichts vorhersehbar. Und jetzt hatte er das Gefühl, sich allmählich der Grenze seiner Belastbarkeit zu nähern.
    Er ging, ein starres Lächeln im Gesicht, über den Flur. Die Passagiere hinter ihm redeten mit erhobenen, quengeligen Stimmen über die ewig gleichen Themen, über die sie sich schon den ganzen Tag unterhielten: Entschädigungszahlungen, Prozesse, wie man nach Hause kam. Er spürte das langsame Rollen des Schiffes und hielt den Blick abgewendet von den breiten Steuerbordfenstern an der einen Seite des Korridors. Er hatte den Regen satt, das Heulen des Windes, das Donnern der Wellen gegen den Rumpf. In Wirklichkeit machte das Meer ihm Angst – hatte es immer. Er hatte es nie genossen, ins Wasser hinabzuschauen, auch nicht bei gutem Wetter, weil es immer so tief und kalt aussah. Und endlos – so sehr, sehr endlos. Seit dem Verschwinden der

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