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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ersten Passagiere hatte er immer wieder geträumt, nachts in den finsteren Atlantik zu stürzen, Wasser tretend, während er sah, wie die Lichter des Schiffes langsam im Nebel verschwanden. Jedes Mal war er zwischen zerwühlten Laken aufgewacht und hatte leise gewimmert.
    Er konnte sich schlicht keinen schlimmeren Tod vorstellen. Keinen.
    Einer der Männer in der Gruppe hinter ihm beschleunigte seine Schritte. »Mr Mayles?«
    Er drehte sich um, ohne langsamer zu gehen, das Lächeln so angespannt wie immer. Er konnte es gar nicht erwarten, ins
Oscar’s
zu kommen.
    »Ja, Mr …«
    »Wendorf. Bob Wendorf. Schauen Sie – ich habe am Fünfzehnten eine wichtige geschäftliche Verabredung in New York. Ich muss wissen, wie wir von Neufundland nach New York kommen.«
    »Mr Wendorf, ich habe keinen Zweifel, dass Ihre Firma das Nötige veranlassen wird.«
    »Verdammt noch mal, das ist doch keine Antwort! Und noch etwas: Wenn Sie glauben, wir werden per Schiff nach New York fahren, dann irren Sie gewaltig. Ich setze nie mehr im Leben wieder einen Fuß auf ein Schiff. Ich verlange einen Flug, erster Klasse.«
    Zustimmendes Gemurmel in den Reihen hinter ihm. Mayles blieb stehen und drehte sich um. »Zufällig organisiert die Reederei bereits die ersten Flüge.« Zwar wusste er nichts davon, aber inzwischen war er so weit, alles zu behaupten, nur um sich diese Dummköpfe vom Leibe zu halten.
    »Für alle dreitausend Passagiere?« Eine Frau mit Ringen auf jedem schrumpligen Finger drängte sich vor und wedelte ihm mit ihren leberfleckigen Händen vor dem Gesicht herum.
    »St. John’s hat einen internationalen Flughafen.« Wirklich? Mayles hatte keine Ahnung.
    Die Frau redete weiter, ihre Stimme kreischend wie eine Kreissäge. »Offen gestanden, finde ich die fehlende Kommunikation unerträglich. Wir haben viel Geld für diese Reise bezahlt. Wir verdienen es, zu erfahren, was hier vor sich geht!«
    Du verdienst einen Tritt in deinen alten, schlaffen Hintern, Lady
. Mayles lächelte weiter. »Die Gesellschaft …«
    »Was ist mit den Erstattungen?«, unterbrach ihn eine andere Stimme. »Ich hoffe, Sie glauben nicht, wir werden für diese Art von Behandlung auch noch bezahlen …!«
    »Die Reederei wird sich um jeden Einzelnen von Ihnen kümmern«, sagte Mayles. »Bitte haben Sie Geduld.« Er drehte sich rasch um, um weitere Fragen zu vermeiden – und da sah er es.
    Es war ein
Ding
; so etwas wie eine dichte Ballung von Rauch, an der Biegung des Flurs. Es bewegte sich mit einer Art schwankenden, rollenden Bewegung auf sie zu. Mayles blieb wie angewurzelt stehen. Es war wie ein dunkler, irgendwie bösartiger Nebel, außer dass es eine
Textur
zu haben schien, wie gewebter Stoff, aber undeutlich, unbestimmt, dunkler zur Mitte hin, aus der es dunkel flackerte. Formen, die aussahen wie gespannte Muskeln, schienen auf, verlöschten, huschten über die Oberfläche.
    Mayles war sprachlos, rührte sich nicht vom Fleck.
Es stimmt also
, dachte er.
Aber das kann doch nicht wahr sein. Es kann doch
 …
    Es bewegte sich auf ihn zu, gleitend und rollend, als verfolge es irgendein fürchterliches Ziel. Die Gruppe kam hinter ihm zum Stehen; eine Frau schnappte nach Luft.
    »Was zum Teufel?«, ließ sich eine Stimme vernehmen.
    Mayles’ Gruppe zog sich zurück, mehrere Passagiere schrien vor Angst. Mayles konnte den Blick nicht abwenden, konnte sich nicht bewegen.
    »Das ist so eine Art Naturerscheinung«, sagte Wendorf laut, als wollte er sich das selbst einreden. »Wie ein Kugelblitz.«
    Das Ding bewegte sich über den Flur, unstet, kam immer näher.
    »O mein Gott!«
    Hinter sich registrierte Roger Mayles einen allgemeinen ungeordneten Rückzug, der rasch zu einer wilden Flucht ausartete. Langsam verklang das Gekreisch und Geschrei. Noch immer konnte er sich nicht bewegen, nicht sprechen. Er allein blieb wie angewurzelt stehen.
    Während das Ding sich ihm näherte, konnte er etwas darin erkennen. Einen Umriss, kauernd, hässlich, ungezähmt, mit kleinen, umherhuschenden Augen …
    Nein, nein, nein, neeiin
 …
    Ein tiefer, klagender Laut entrang sich Mayles’ Kehle. Während das Ding näher rückte, nahm Mayles einen zunehmenden Geruch von Feuchtigkeit und Schimmel wahr, roch diesen Gestank nach Schmutz und verrottenden Giftpilzen … Der Klagelaut in seiner Kehle verwandelte sich in einen gurgelnden Fluss aus Speichel, während das Etwas vorbeischlich, ihn kein einziges Mal anschauend, nichts sehend, vorbeihuschte wie ein Hauch

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