Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Büroräumen. Pendergast folgte Scheermann in ein großes Büro im hinteren Teil des Gebäudes, dessen Tür offen stand und dessen breites Panoramafenster auf den See hinausging. In einem gemauerten Kamin brannte ein Feuer. Auf einem Tisch stand eine Vase mit prächtigen roten Rosen. Hinter dem Schreibtisch saß ein dicker Mann in Tiroler Tracht, rotgesichtig und mit heiterer Miene. Und doch waren seine blauen Augen völlig ohne Ausdruck, wie kleine Glasmurmeln, die nur jenes Licht spiegelten, das in sie hineinfiel, und nichts mehr.
    »Das ist Bürgermeister Keller«, sagte der Hauptmann.
    Der Bürgermeister erhob sich und streckte Pendergast seine kleine, dicke Hand entgegen. »Sie suchen nach dem Königin-Beatrix-Schmetterling, wie ich höre«, sagte er herzlich. Auch er sprach perfekt Englisch. »Ich hoffe, Sie finden ihn.«
    Die Formalitäten waren zeitaufwendig, wurden jedoch überaus effizient erledigt. Pendergast erhielt ein amtliches Schriftstück, gestempelt und mit Siegel versehen, das er ständig bei sich tragen sollte. Während sie die Vereinbarungen beendeten, betrat ein dünner Mann das Büro. Er war ungefähr fünfunddreißig, hatte einen schmalen Kopf, eine hohe Stirn, die über den wässrigen blauen Augen hervorzuragen schien, und eine dicke Unterlippe, die ebenfalls über die obere hervorragte, was seinem Gesicht ein merkwürdiges, eingefallenes Aussehen verlieh.
    »Und hier ist Ihr Begleiter«, sagte der Bürgermeister. »Sein Name ist Egon.«
    »Sie sind frei, überall hinzugehen, außer auf den See und auf die Insel.« Der Hauptmann legte eine Kunstpause ein. »Sie haben doch nicht erwartet, auf die Insel gelassen zu werden, nehme ich an?«
    »O nein«, sagte Pendergast. »Der letzte Königin-Beatrix wurde auf dem Festland gefunden, am Seeufer. Kein Notwendigkeit für Fahrten auf dem Wasser – ich hatte genug davon, als ich den Fluss heraufkam!«
    Der kleine Witz brachte den Bürgermeister zum Schmunzeln. »Gut. Egon wird Ihnen auch Ihr Quartier zeigen. Egon, bitte sorge dafür, dass es dem Herrn Doktor an nichts mangelt.«
    Egon nickte.
    Pendergast verbeugte sich. »Vielen Dank. Sehr freundlich, in der Tat sehr freundlich. Aber ich werde keine Übernachtungsmöglichkeit benötigen: Den Königin Beatrix, verstehen Sie, jagt man am besten bei Nacht.«
    Sie traten wieder auf die Straße, als die Sonne schließlich hinter den Wolken hervorbrach und die Stadt in ein fahles Licht tauchte. Langsam wurde der Schleier über dem See zurückgezogen, so dass die Insel in der Seemitte zum Vorschein kam – ein nackter Aschekegel, gekrönt von einem grimmigen Fort aus altem Lavagestein, schwarz, die Türme zum Teil verfallen, die Wehrgänge und Zinnen zerbrochen und bröckelnd. Ein einzelner Lichtstrahl drang durch die Düsternis und erhellte das Bauwerk, und kurz konnte Pendergast – während das diffuse Licht über das alte Fort hinwegzog – etwas Metallisches hinter den mächtigen Mauern aufblitzen sehen.
    Das Erscheinen der Sonne hatte einen ungewöhnlichen Effekt auf die Stadt. Plötzlich, wie auf Zuruf, füllten sich die Straßen mit Männern und Frauen, die ihren Geschäften mit einer erstaunlichen Zielstrebigkeit nachgingen. Alles sah beinahe aus wie an einem Filmset, viele der Einwohner trugen Kleidung aus den späten 1940er Jahren, die Frauen mit Ponyfrisuren und geschneiderten Jacken oder Kleidern, breiten Schultern und Hüften, die Männer in dunklen, weiten Anzügen und Hüten, einige rauchten Pfeifen. Andere trugen eine Art Arbeiterkluft, Arbeitsmäntel und Overalls, flache Mützen und Strohhüte. Alle waren gutaussehend, die meisten von einem klassisch nordischen Aussehen – groß, blond und blauäugig mitsamt markanten Wangenknochen. Sie erledigten ihre Geschäfte per Fahrrad, zu Fuß, einige mit Schubkarren und Karren. Aber es gab, wie Pendergast auffiel, keine Autos. Die einzigen Fahrzeuge waren Geländewagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, gelenkt von Männern in olivfarbener Kleidung, immer mit einer gewichtig aussehenden Person auf dem Rücksitz, gekleidet in eine graue Uniform. Dies waren die einzigen Leute, die Waffen trugen, und sie waren in der Tat gut bewaffnet, mit großkalibrigen Handfeuerwaffen und oftmals einem Sturmgewehr mit übergroßem Magazin.
    Viele Einwohner blieben stehen und stierten ihn an, manche schlugen vor Überraschung die Hand vor den Mund, andere betrachteten ihn mit sichtlicher Feindseligkeit. Denn Tatsache war: Pendergast, alias Dr. Percival Fawcett,

Weitere Kostenlose Bücher