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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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sicherzugehen, dass es voll war, dann schob er es zurück in die Waffe. Langsam und überlegt und mit geradem Arm lud er durch und schob eine Kugel in die Kammer.
    Sein Zwilling blieb sitzen, wo er war. Mit lauter, klarer Stimme sagte er auf Deutsch: »Ist das gut?«
    Alban stieß ein harsches Lachen aus und zitierte im Gegenzug Nietzsche: »Was ist gut? Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht.«
    »Das ist krank«, sagte sein Zwilling.
    Alban machte eine Handbewegung, als sei Tristram ein lästiges Insekt, und war sich seines Publikums extrem bewusst. Nur Fischer fehlte. »Was bist du, Siebenundvierzig, außer ein Sack mit Blut und Organen – eine genetische Müllkippe? Deine Meinung ist so bedeutungslos wie der Wind in den Bäumen.«
    Das entlockte den Soldaten noch mehr Gelächter. Er konnte nicht umhin, seinem Vater einen Blick zuzuwerfen, der ihn mit seinen seltsamen Augen anstarrte. Er schien nicht mehr in der Lage zu sein, irgendetwas in diesem Blick zu lesen. Wie dem auch sei, es war ohne Belang.
    Sein Zwilling – der eindeutig nicht wusste, wann er aufhören sollte – meldete sich erneut zu Wort, aber diesmal wandte er sich nicht an Alban, sondern an seine eigenen Leute. »Ihr habt ihn gehört. Er hat euch alle meinesgleichen genannt. Wie lange noch wollen wir uns wie Vorratssäcke für Blut und Organe behandeln lassen? Wie lange noch wollen wir wie Tiere behandelt werden? Ich bin ein Mensch.«
    Und jetzt erhob sich in der Menge ein leises Gemurmel.
    »Überanstrenge dich nicht, Bruder«, sagte Alban. »Wenn ihr den Willen zur Macht sehen wollt, dann schaut her.« Er deutete mit der Pistole auf seinen Vater.
    »Bruder?«, rief der Zwilling und richtete seine Worte wieder an die Menge der Fehlerhaften. »Habt ihr das Wort gehört? Könnt ihr nicht sehen, wie falsch das ist? Bruder gegen Bruder? Ein Sohn, der den eigenen Vater ermordet?«
    Zu Albans gelinder Überraschung reagierten die Mangelhaften. Es erhob sich ein scharfes und lauter werdendes Gemurmel, weitere rastlose Bewegungen waren zu sehen.
    »Oho!«, rief Alban spöttisch. »Hört, hört!«
    Zu seiner Erleichterung führte das zu heiterem Gelächter unter den Soldaten. Und er sagte sich, dass sie eigentlich doch recht amüsant war, diese Menge jämmerlicher Schwachköpfe, die sich ereiferten nach den vielen Jahren voll von aufgestauten Frustrationen und Entbehrungen. Aber die Redegewandtheit von Siebenundvierzig schockierte ihn doch ein wenig. Das durfte nicht erlaubt werden. Und während er sich umblickte, konnte er eine gewisse Unsicherheit nicht unterdrücken, die sich in seinem vorausschauenden Sinn wie ein herannahender Sturm entwickelte. Die immer wieder sich verzweigenden Wege wurden enger, kamen zusammen, verbanden sich in seinem Geist und führten auf eine einzige Zukunft zu.
    Er blickte wieder seinen Vater an, der ihn mit funkelnden Augen anstarrte. Er krümmte den Finger am Abzug. Es wurde Zeit, die Sache hinter sich zu bringen.
    »Das ist nicht richtig!«, rief Siebenundvierzig laut und drehte sich zu der Menge um. »Tief im Inneren wisst ihr, dass es falsch ist! Macht die Augen auf! Wir sind alle Brüder – Schwestern – Zwillinge! Wir haben das gleiche Blut!«
    Die Zeitachsen peitschten und krümmten sich in Albans Geist, ein plötzliches, riesiges Feuer. Er sah es, spürte es: das große Drehen des Rades. Das konnte doch einfach nicht wahr sein, nicht nach dem sorgfältigen ideologischen Drill, den jahrelangen Planungen und Verbesserungen … und doch geschah es tatsächlich. Er konnte bereits einen Blick erhaschen – so, wie wenn ein gespenstisches Bild in einem Hintergrundgemälde erscheint –, wie alles enden würde. Das Murmeln der Fehlerhaften schwoll zu einem Tumult an, dann zu einem Brüllen, zögernd rückte die Menge mit erhobenen Hacken und Schaufeln und Sensen vor, einige hoben Steine auf.
    »Wir können das hier stoppen!«, rief Siebenundvierzig. »Jetzt!«
    Alban trat einen Schritt zurück, die Pistole auf seinen Vater gerichtet. Oberführer Scheermann stieß einen Befehl aus, und die Soldaten hoben ihre Waffen.
    »Geht zurück auf die Felder!«, rief der Oberführer. »Sonst schießen wir!«
    Aber Alban wusste, dass sie auf die Fehlerhaften nicht schießen wollten – oder konnten. Außer einigen aus der neuesten Zwillingsversion – die besten und am höchsten entwickelten, so wie er selbst – konnten die anderen, wenn es hart auf hart kam, ihre Geschwister

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