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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hielt. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, die Augen halb geschlossen, die langen Wimpern vermittelten den falschen Eindruck, als döse sie. Aber Felder erkannte, dass sie hellwach war, ihr Blick überflog aufmerksam die Zeilen des Buchs. Ob es sich wohl um eine Bibel handelte? Er versuchte, das Wummern seines Herzens zu beherrschen.
    Sie wandte sich um und erblickte ihn. »Guten Tag, Dr. Felder.«
    Er nickte. »Darf ich mich Ihnen anschließen?«
    Sie lächelte matt und machte Platz für ihn auf der Bank. Als sie das Buch zuklappte, fiel ihm auf, dass es sich nicht um eine Bibel, sondern das Satyricon von Petronius handelte.
    »Es ist schon eine Weile her, dass Sie mich besucht haben«, sagte sie. »Wie geht es Ihnen?«
    »Recht gut, danke der Nachfrage. Und Ihnen?«
    »Unverändert. Ich hoffe, Sie finden die Feiertage nicht –«
    »Constance«, unterbrach er. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir auf die Höflichkeiten verzichteten?«
    Sie blickte ihn überrascht an.
    Felder griff in die Brusttasche seines Jacketts und zog zwei Briefumschläge hervor – einer alt und verblichen, der andere frisch und neu. Er legte sie vor sie hin, einen nach dem anderen.
    Nach einem Augenblick nahm sie den alten Umschlag in beide Hände. Ihre Pupillen weiteten sich, wie Felder bemerkte. Wortlos öffnete sie das Kuvert und blickte hinein.
    »Meine Haarlocke«, sagte sie. Sie sprach mit einer ganz anderen Stimme als derjenigen, mit der sie ihn begrüßt und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte.
    Felder neigte den Kopf.
    Jetzt drehte sie sich zu ihm um. Fast schien es, als sei sie erregt. »Wo um alles in der Welt haben Sie sie gefunden?«
    »In Connecticut.«
    Constance runzelte die Stirn. »In Connecticut? Aber –«
    Felder kam der Frage zuvor, indem er die Hand hob. »Je weniger Sie über die Einzelheiten wissen, Constance, desto besser für Sie. Desto besser für uns beide.«
    Constances Blick schweifte zur Narbe an seiner Schläfe. »Als ich Sie auf die Existenz dieser Locke hingewiesen habe, Doktor, war es nicht meine Absicht, dass Sie sich bei der Suche danach in irgendwelche Gefahren begeben.«
    »Das weiß ich.«
    Sie zog die Locke aus dem Kuvert und legte sie auf ihre Handfläche. Mit einer Fingerspitze fuhr sie hauchzart darüber. In diesem merkwürdigen Aquarium aus Farben und Stille schien ihr Blick in weite, weite Ferne zu gehen. Viele lange Minuten blieb sie stumm. Felder sagte nichts.
    Schließlich – recht unvermittelt – riss sie sich zusammen. Sie legte die Locke wieder in den Umschlag und gab ihn Felder zurück. »Verzeihen Sie mir.«
    »Ganz gewiss nicht.«
    »Ich hoffe, Sie wurden nicht … über Gebühr belästigt während Ihrer Suche nach der Locke.«
    »Es war eine interessante Erfahrung.«
    Jetzt nahm Constance den anderen Umschlag zur Hand. Der Absender war ein Labor in Saratoga Springs. »Und was ist das hier?«
    »Die DNA-Analyse betreffend die Haarlocke.«
    »Verstehe.« Constances Betragen, das mehr als üblich zwanglos gewesen war, wurde reservierter. »Und was steht in dem Bericht?«
    »Schauen Sie den Umschlag an«, sagte Felder. »Sie werden sehen, dass ich ihn nicht geöffnet habe.«
    Constance drehte das Kuvert um. »Ich verstehe nicht ganz.«
    Felder holte tief Luft. Er spürte, dass seine Glieder ganz leicht zitterten. »Ich muss die Ergebnisse nicht lesen. Ich glaube Ihnen bereits, Constance. Alles.«
    Constance blickte vom Umschlag zu ihm und dann wieder zurück.
    »Ich weiß, wie alt Sie sind – und wie jung Sie sind. Ich benötige keine DNA-Analyse, die mir das sagt. Ich weiß, dass Sie die Wahrheit sagten, als Sie behaupteten, Sie seien in den achtzehnhundertsiebziger Jahren geboren. Ich verstehe das nicht – aber ich glaube es.«
    Constance sagte nichts.
    »Ich weiß zudem, dass Sie Ihr Kind nicht ermordet haben. Ohne Zweifel hatten Sie einen Grund für die Täuschung – und sobald Sie glauben, Sie können ihn mir verraten, können wir fortfahren.«
    Irgendetwas flackerte in Constances Augen. »Fortfahren?«
    »Damit, Ihre Einweisung aufzuheben. Und dafür zu sorgen, dass die Mordanklage fallengelassen wird.« Felder rückte etwas näher heran. »Constance, Sie wurden auf meine Empfehlung hierhergebracht. Ich sehe jetzt, dass das ein Fehler war. Sie sind nicht geistesgestört oder verrückt. Und Sie haben Ihr Kind nicht ermordet – das war ein Vorwand. Wenn Sie mir sagen, wo das Kind ist, werde ich das ordnungsgemäß von den Behörden überprüfen lassen. Und dann

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