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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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die alles auf ihre bösen Eltern oder Pech schoben. Er könnte sogar mit irgendeiner furchtbaren Schlampe zusammenleben.
    Und was würde passieren, wenn er gefasst wurde und sie bei ihm in der Hütte wohnte? Sie hatte das Bundesgesetz bereits im Internet recherchiert, 18 United States Code § 1071; danach musste bewiesen sein, dass sie ihm tatsächlich Unterschlupf gewährt oder versteckt und Schritte unternommen hatte, um seine Festnahme oder Inhaftierung zu verhindern. Einfach nur bei ihm zu wohnen genügte nicht. Trotzdem: Wie würde sich das auf ihre zukünftige Karriere bei den Strafverfolgungsbehörden auswirken? Es würde garantiert keinen guten Eindruck machen.
    Kurzum: Das hier war keine gute Idee. Sie hatte das Ganze nicht richtig durchdacht. Sie hätte in seinem Haus bleiben sollen, wo sie völlig in Sicherheit gewesen wäre, und ihn sein eigenes Leben führen lassen sollen. Sie ging langsamer, blieb stehen, legte den Rucksack ab und setzte sich. Warum hatte sie das hier je für eine gute Idee gehalten?
    Was sie jetzt wirklich tun sollte, war umkehren und wieder zurück nach Allentown fahren, besser noch West Cuyahoga, und den ganzen Quatsch vergessen. Sie stand auf, schlang sich den Rucksack wieder über die Schultern und wandte sich zum Gehen. Aber dann zögerte sie.
    Sie war zu weit gekommen, um davonzulaufen. Und sie wollte wissen – wirklich wissen –, was es mit diesen Briefen im Kleiderschrank auf sich hatte. Der Leiter der Poststelle in Medicine Creek war zwar dümmer, als die Polizei erlaubt … aber sie bezweifelte, dass er so dumm war.
    Sie drehte sich um und trottete weiter. Die Abkürzung zweigte endgültig von der Straße ab, machte eine Biegung, und dort, vor ihr auf einer sonnigen Lichtung, stand die Hütte, ganz für sich allein, kein anderes Gebäude weit und breit. Sie blieb stehen und schaute hin.
    Es war keine charmante Hütte. Die Teerpappe war mit unregelmäßigen Holzplanken befestigt worden. Die beiden Fenster beidseits der Tür waren zerbrochen, aber mit Gardinen versehen. Hinter und durch die Eichen hindurch war eine Latrine zu erkennen. Aus dem Dach ragte ein verrostetes Ofenrohr.
    Der Platz vor der Hütte war allerdings sauber, das Gras gemäht. Sie hörte, wie sich jemand im Inneren bewegte.
    O Gott, los geht’s. Sie ging zur Tür und klopfte an. Jähe Stille. Ob er nach hinten raus abhauen würde?
    »Hallo?«, rief sie, in der Hoffnung, dem zuvorzukommen.
    Wieder Stille. Und dann eine Stimme von drinnen. »Wer ist da?«
    Sie atmete tief durch. »Corrie. Deine Tochter Corrie.«
    Wieder langes Schweigen. Und dann ging plötzlich die Tür auf, und ein Mann stürzte heraus – sie erkannte ihn sofort –, der sie in die Arme nahm und dabei fast erdrückte.
    »Corrie!«, rief er mit erstickter Stimme. »Wie viele Jahre habe ich hierfür gebetet! Ich wusste, dass es eines Tages geschehen würde! Mein Gott, ich hab dafür gebetet, und jetzt ist es passiert! Meine Corrie!« Und dann löste er sich und fing vor Freude an zu schluchzen – was sie peinlich gefunden hätte, wenn sie nicht so völlig perplex gewesen wäre.

25
    D rinnen war die Hütte überraschend gemütlich, ja charmant auf eine schlichte, rustikale Art. Ihr Vater – sie nannte ihn Jack, weil sie es nicht über sich brachte, Dad zu sagen – zeigte ihr alles mit nicht geringem Stolz. Die Hütte verfügte über zwei Zimmer: einen Koch-Wohn-Essbereich und ein winziges Schlafzimmer, in das so eben ein wackliges Doppelbett, eine Kommode und ein Waschtisch hineinpassten. Es gab weder Rohrleitungen noch Strom. Wärme lieferte ein alter Kanonenofen. Zum Kochen wurde ein Campingherd auf Beinen benutzt, der mit Propangas lief, daneben stand eine alte Specksteinspüle auf Holzlatten, deren Abflussrohr das Wasser in den Boden unter den Holzdielen entsorgte. Das Trinkwasser kam aus Plastikkanistern, die neben der Eingangstür aufgereiht standen, die er, wie er sagte, an einer achthundert Meter von der Hütte entfernt liegenden Quelle füllte.
    Alles war an seinem Platz, sauber und ordentlich. Nirgends sah sie Schnapsflaschen oder Bierdosen. Die Vorhänge mit rotem Paisleymuster fügten dem Ganzen eine heitere Note hinzu, auf dem Küchentisch aus roh gezimmertem Holz lag ein kariertes Tischtuch. Doch am meisten überraschte Corrie – auch wenn sie es nicht erwähnte – eine große Gruppe gerahmter Fotografien, die die Wand über dem Tisch beherrschten, alle sie darstellend. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass überhaupt so

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