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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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viele Kindheits- und Babyfotos von ihr existierten.
    »Du nimmst das Schlafzimmer und packst erst mal aus«, sagte Jack und öffnete die Tür. »Ich schlaf auf dem Sofa.«
    Corrie hatte keine Lust, mit ihm zu streiten. Sie warf ihren Rucksack aufs Bett und gesellte sich wieder zu ihrem Vater in der Küche. Er stand über den Herd gebeugt.
    »Bleibst du eine Weile?«, fragte er.
    »Wenn das in Ordnung geht.«
    » Mehr als in Ordnung. Kaffee?«
    »O mein Gott, ja.«
    »Ich hab aber keinen Kaffeebereiter.« Er lachte und schüttete ein wenig gemahlenen Kaffee in eine mit Wasser gefüllte Emaillekanne, rührte um und stellte die Kanne auf den Herd.
    Bislang, nach der ersten überschwenglichen Begrüßung, hatten sie beide sich mit Fragen zurückgehalten. Obwohl sie ihm unbedingt Fragen stellen wollte – und er auch, das wusste sie. Anscheinend wollte keiner die Sache überstürzen.
    Er summte beim Arbeiten, holte einen Karton mit Doughnuts hervor und legte sie auf einen Teller. Plötzlich erinnerte sie sich an seine Summ-Gewohnheit – etwas, woran sie in den fünfzehn Jahren nicht gedacht hatte. Sie musterte ihn verstohlen, während er geschäftig herumlief. Er war schlanker und wirkte erstaunlicherweise kleiner, was aber daran liegen musste, dass sie erwachsen geworden war. Niemand konnte von Riesengröße – wie sie es in Erinnerung hatte – auf mickrige eins vierundsiebzig schrumpfen. Sein Haar war schütter geworden, mit einem kecken Haarbüschel, das vom Kopf abstand; sein Gesicht war tief faltig, aber immer noch auffallend hübsch auf eine funkelnde, fröhliche irische Art. Auch wenn er nur ein Viertel irisch war, die anderen Teile waren schwedisch, polnisch, bulgarisch, italienisch und ungarisch. »Ich bin ein Mischling«, hatte er einmal gesagt, wie sie sich erinnerte.
    »Milch, Zucker?«, fragte er.
    »Hast du Sahne?«
    »Fette Sahne.«
    »Perfekt. Viel Sahne und drei Löffel Zucker.«
    Er brachte die beiden dampfenden Becher herüber, stellte sie auf den Tisch und nahm Platz. Einen langen Augenblick tranken sie schweigend ihren Kaffee, und Corrie, die merkte, dass sie einen Riesenhunger hatte, aß einen von den Doughnuts. Draußen zwitscherten die Vögel, das spätnachmittägliche Licht fiel in Sprenkeln durch die raschelnden Blätter, und sie konnte immer noch den Wald riechen. Mit einem Mal wirkte alles so vollkommen, dass sie anfing zu weinen.
    Typisch Mann, sprang Jack in totaler Panik auf. »Corrie! Was hast du denn? Steckst du in Schwierigkeiten? Ich kann helfen.«
    Sie winkte ab, wischte sich die Augen trocken und lächelte. »Es ist nichts. Vergiss es einfach. Ich … ich bin irgendwie total gestresst.«
    Immer noch ganz aus dem Häuschen, setzte er sich und wollte den Arm um ihre Schultern legen, aber sie wich zurück. »Warte … einfach einen Moment, ich muss mich erst an das hier gewöhnen.«
    Er zog den Arm ganz schnell zurück. »Klar. Natürlich.« Seine extreme Fürsorglichkeit rührte sie. Sie schneuzte sich, und ein peinliches Schweigen entstand. Keiner wollte dem anderen die erste Frage stellen.
    »Du kannst gern so lange bleiben, wie du möchtest«, begann Jack schließlich. »Ich stelle keine Fragen, du kannst kommen und gehen, wann du willst … Hm, hast du ein Auto? Ich hab keins gesehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Und dann sagte sie, ohne dass sie es wirklich gewollt hatte: »Es heißt, du hast eine Bank ausgeraubt.«
    Totenstille. »Na ja … Ich hab’s nicht.«
    Sofort spürte Corrie, wie etwas in ihrem Inneren erkaltete. Schon jetzt log er sie an.
    »Nein, wirklich. Ich habe es nicht. Man hat’s mir in die Schuhe geschoben.«
    »Aber du bist … geflüchtet.«
    Er schlug sich an den Kopf und schüttelte das Haarbüschel. »Stimmt, ich bin geflohen. Wie ein verdammter Idiot. Total blöd, ich weiß. Aber ich hab’s nicht getan. Bitte glaub mir. Die Polizei hat diese ganzen Beweise, aber nur, weil man mir die Sache untergeschoben hat. Es ist folgendermaßen passiert …«
    »Warte.« Sie hob eine Hand. »Warte.« Sie wollte keine weiteren Lügen hören – wenn es denn tatsächlich Lügen waren.
    Er verstummte.
    Sie trank einen großen Schluck Kaffee. Er schmeckte wundervoll. Sie schnappte sich noch einen Doughnut und biss ein großes Stück davon ab. Bleib im Augenblick. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber die Frage, die sie wirklich stellen wollte, die, der sie ausgewichen war, kam ihr wieder und wieder in den Sinn, und so schluckte sie schließlich und stellte sie.
    »Was

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