Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Sie uns behilflich sein?«
Sie blickte sich um und wollte gerade erwidern, dass sie nicht hier arbeite, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Stattdessen sagte sie: »Natürlich.« Sie schenkte dem Paar ein strahlendes Lächeln und streckte den beiden die Hand entgegen. »Ich bin Corrie.«
»Sue und Chuck Hesse.« Der Mann schüttelte ihr die Hand.
Sie war sich zwar nicht sicher, worauf das Ganze hinauslief, aber zum Teufel damit.
»Herzlich willkommen bei Joe Ricco Chevy-Cadillac«, sagte Corrie.
»Ich bin vor kurzem emeritiert worden, und wir suchen nach etwas Bequemem und Elegantem«, sagte der Mann.
Ihr war sofort klar, dass der Professor das Wort führen würde – aber wenn sie die Ehefrau und ihre ruhige, aufmerksame Miene betrachtete, dann würde vermutlich sie die endgültige Entscheidung treffen. Sie wirkten wie ein nettes Ehepaar. Der Mann trug eine Fliege, was Corrie schon immer für ein Anzeichen von Freundlichkeit gehalten hatte. Ihr kam eine Idee.
Es gab da nur ein Problem: Sie hatte von Autos keine Ahnung.
»Wir haben uns die Limousinen angesehen«, sagte der Mann, »und schwanken zwischen dem CTS Sport und dem CTS-V. Könnten Sie uns helfen, die beiden zu vergleichen?«
Oh-oh. Corrie lächelte noch einmal und beugte sich zu den beiden Eheleuten vor. »Hm, ich muss Ihnen etwas beichten.«
Der Mann hob die buschigen Augenbrauen.
»Sie sind meine ersten Kunden. Und … na ja, ich glaube, ich kenne die Unterschiede selber nicht so genau.«
»Oh, ja …«, sagte der Mann und sah sich um. »Gibt es hier einen anderen Verkäufer, an den wir uns wenden können?«
»Chuck«, sagte die Frau in hörbarem Flüsterton, »hast du denn nicht gehört, was die Frau gesagt hat. Wir sind ihre ersten Kunden. Das können wir doch nicht machen!«
Gott segne dich, dachte Corrie.
»Oh, ja. Daran habe ich gar nicht gedacht. War nicht böse gemeint.« Der Professor geriet auf eine liebenswerte Weise in Verlegenheit.
»Ich werd mein Bestes geben«, sagte Corrie. »Ich muss wirklich erst noch Erfahrungen sammeln. Und ich könnte den Verkauf sicher gebrauchen. Ich bin hier bislang drei Tage auf Probe angestellt, und …« Sie brach den Satz ab. »Ich weiß nicht, wie lange die mich behalten.«
»Verstehe«, sagte der Mann. »Natürlich kaufen wir heute nichts.«
»Vielleicht könnten Sie mir zeigen, wo die Limousinen stehen?«, sagte Corrie. »Wir könnten uns die Wagen doch zusammen anschauen – und kennenlernen.«
»Hier entlang.« Der Ex-Professor übernahm sofort die Führung und geleitete sie über den weitläufigen Hof zu mehreren Reihen funkelnagelneuer viertüriger Limousinen in verschiedenen Farben. Er schien sich auf dem Gelände ziemlich gut auszukennen. Vor einem roten Wagen blieb er stehen und legte seine Hand darauf.
»Gefällt Ihnen der hier?«, sagte Corrie. Sie kam sich wie eine Idiotin vor, wusste aber nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Er ist nicht schlecht.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wenn ich das frage – was, äh, gefällt Ihnen denn an dem Wagen? Ich muss diese Dinge lernen, wenn ich die Autos verkaufen soll.«
Der Mann legte sofort mit einer begeisterten Aufzählung der Ausstattungsmerkmale und des Fahrverhaltens los und erwähnte dabei auch eine »lobende« Besprechung, die er in der New York Times, vielleicht auch in USA Today gelesen hatte. Er sprach von der Wandlung von GM von einem Dinosaurier zu einem innovativen Unternehmen, das mit Toyota und Honda auf deren Terrain konkurriere, eine echte amerikanische Erfolgsgeschichte. Die Qualität sei inzwischen unübertrefflich. Während Corrie ihm genau zuhörte und ihn ermunternd anlächelte, gab er ihr diverse Verkaufstipps, die er an den Fingern abzählte. Corrie hatte Cadillacs immer für altmodische Autos für ältere Herrschaften gehalten, aber anscheinend waren sie inzwischen heißbegehrt.
»Warum also«, fragte Corrie, als der Mann eine Pause machte, »kostet die V-Limousine fast doppelt so viel wie die Sport? Ich meine, ich sehe da keinen großen Unterschied.«
»Oh, da gibt es einen großen Unterschied«, sagte der Mann, wobei seine Fliege wackelte. Und dann zählte er die Unterschiede mit professoraler Akkuratesse auf. Wieder hing Corrie ihm förmlich an den Lippen. Sie wunderte sich, wie viel Recherchen der Mann angestellt hatte. Aber andererseits, dachte sie, ist er ja auch Professor.
Zwanzig Minuten später ging Corrie den Eheleuten voran in den Hauptverkaufsraum und sah sich nach dem leitenden Angestellten
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