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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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mich hinausgetragen. Es ist Gott sei
Dank niemand ums Leben gekommen.« Er führte sie zu einem brokatbezogenen Sofa,
setzte sich zu ihr und hielt ihre Hand. Sie senkte den Blick und sah, daß an
ihrem Handschuh einer der Perlknöpfe fehlte. Am Handgelenk, das Shay McKenna
geküßt hatte, spürte sie das schnelle und heftige Klopfen ihres Blutes.
    Und sie spürte den
mißbilligenden Blick der tiefblauen Augen ihrer Mutter. Es war das Gerede über
das Feuer. Der Phoenix hatte über ihre >mutige Tat< berichtet, und
das gehörte sich überhaupt nicht. Der Name einer Dame sollte zweimal im Leben
in einer Zeitung erscheinen – bei ihrer Hochzeit und bei ihrem Tod.
    »Offenbar
haben ein paar der Spulen-Jungen im Spinnsaal Ungeziefer mit Öl übergossen und
angezündet. So ist der Brand ausgebrochen«, erklärte Geoffrey. »Ich verstehe
nur nicht, wieso du dort gewesen bist.«
    Emma
zitterte. Sie wollte ihm die Hand entziehen, doch er verstärkte seinen Griff
gerade genug, daß ihr das nicht gelang, und sie gab nach.
    »Ich bin zufällig
vorbeigegangen und habe den Rauch gesehen. Ich erinnerte mich, den Schlüssel in
Mr. Stipples Büro bemerkt zu haben«, erwiderte sie. Das hatte sie allen
erzählt.
    Ihre mutige
Tat.
    Sie hatte an nichts anderes
gedacht, hatte nichts anderes gewollt, als Brias Töchter aus den Flammen
herauszuholen.
    »Wenigstens
ist kein Schaden entstanden«, sagte Geoffrey.
    »Ja, kein Schaden.« Emma
begann, tief im Innern so sehr zu zittern, daß ihre Stimme bebte, als sie
sagte: »Würdest du mir bitte eines sagen, Geoffrey? Diese Tür war der einzige
Ausgang aus dem Spinnsaal. Weshalb war sie abgeschlossen?«
    Seine
Mundwinkel spannten sich, und unter seinem rechten Auge zuckte ein Muskel. »Die
Spinnerinnen, besonders die jungen, haben sich wiederholt vor dem Ende der
Schicht durch diese Tür davongestohlen.«
    Emma
lachte.
    Sie lachte,
denn wenn sie das nicht getan hätte, hätte sie geschrien. Doch ihr Lachen war
so laut und klang so hysterisch, daß es selbst ihr auffiel.
    Ihre Mutter stellte die
Kaffeetasse mit einem lauten Klirren ab, das die Atmosphäre des eleganten Raums
stärker zu stören schien, als Emmas Lachen es getan hatte.
    »Ich sage
Ihnen, das Kind hat darauf bestanden, bei diesem gräßlichen Wetter mitten am
Tag auszugehen. Ich kann mich nicht erinnern, daß es so spät im September
jemals so heiß gewesen wäre. Ich fürchte, Mr. Alcott, Ihre teure Emma hat einen
leichten Hitzschlag bekommen.«
    Sie wandte sich Emma zu, und
ihr Lächeln wurde frostig. Die Schatten, die den ganzen Sommer nicht aus ihren
Augen gewichen waren, verdunkelten sich bedrohlich. »Vielleicht solltest du
nach oben gehen und vor dem Abendessen etwas ruhen.«
    Emma senkte den Kopf und
verbarg damit ihre Augen. »Ja, Mama«, erwiderte sie, stand auf und raffte die
Röcke.
    »Emma,
warte ...« Geoffrey griff wieder nach ihrer Hand und erhob sich ebenfalls. »Ich
fürchte, ich muß gerade eben gefühllos gewirkt haben. Natürlich sind mir diese
Frauen und Kinder und das, was ihnen hätte zustoßen können, nicht gleichgültig.
Es wird Verbesserungen geben, das verspreche ich dir. Die Abwesenheit des Aufsehers während der Katastrophe hat bereits zu seiner
Entlassung geführt.«
    Geoffrey
sah sie zärtlich und fürsorglich an. Doch seine grauen Augen waren wie flache
Teiche, in denen sich nur der Himmel und ihr Gesicht spiegelten. Sie hatte den
Glauben verloren, daß sie ihn jemals verstehen, ihn richtig kennen würde, und
sie hatte begriffen, daß es für eine Frau der guten Gesellschaft nicht nur
unnötig war, ihren Ehemann zu kennen, zu verstehen oder sogar zu lieben – denn
so etwas tat man einfach nicht.
    Emma war
im Grunde nicht eigentlich wütend auf ihn, eher enttäuscht. Sie begriff auf
einmal, daß er vom Tag der Fuchsjagd an, als er sie gebeten hatte, seine Frau
zu werden, dazu bestimmt gewesen war, sie zu enttäuschen. Es war ein
verblüffender Gedanke, daß die Dinge, die zwischen ihnen nicht in Ordnung
waren, ebensosehr seine wie ihre Schuld sein mochten.
    »Ich fühle
mich wirklich nicht wohl, Geoffrey«, sagte sie.
    »Ja,
natürlich.« Er streichelte ihren Handrücken. »Die Überanstrengung, die Anspannung
... Du hast ein so tapferes und großes Herz, meine Liebe. Und dann diese
schreckliche Hitze.«
    Er
begleitete sie zur Tür, wo er ihre Wange küßte, bevor er sie losließ. Emma ging
nach oben und legte sich auf ihr Bett, als hätte sie tatsächlich einen Hitzschlag
– und vielleicht war

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