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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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allen bewunderten Jungen von
einst. Geoffrey hatte seinen Bruder stets beneidet, verehrt und geliebt.
    Stuart war
schwankend zum Kaminsims gegangen, wo sich in einem Messinggefäß lange
Holzspäne zum Anzünden der Zigarren befanden. Er nahm einen heraus und
bemerkte erst dann, daß im Kamin kein Feuer brannte. In ihrem Haus in der Hope
Street ließ man das Feuer in den Kaminen stets an Ostern ausgehen, und es wurde
ohne Rücksicht auf das Wetter erst wieder nach dem Erntedankfest entzündet.
    Stuart warf
den Zigarrenanzünder in den leeren Kamin. »Bei Gott, hier ändert sich nie
etwas! Das allein kann einen um den Verstand bringen.«
    »Dort
drüben sind Streichhölzer«, sagte Geoffrey und deutete auf einen zierlichen
Mahagonitisch, auf dem zwei große schwere Kristallkaraffen in silbernen
Haltern standen. »Vielleicht trinkst du noch etwas Limonensaft, denn in diesem
Frühjahr grassiert in Bristol eine Grippeepidemie.« Geoffrey setzte sich mit
einem leisen Seufzer der Zufriedenheit auf den frei gewordenen Morris-Stuhl
hinter seinen Schreibtisch. Er glättete die Stiefelabdrücke seines Bruders auf
der grünen Filzunterlage, dann schob er den Perlmuttbrieföffner an den
gewohnten Platz zwischen dem Telefon und einer Onyxschatulle mit Briefmarken.
    Als er den
Kopf hob, lächelte ihn sein Bruder mit ausdruckslosen Augen an und prostete ihm
noch einmal spöttisch zu. Diesmal schwappte etwas von dem Inhalt aus dem Glas
und tropfte auf den Teppich mit dem Rosenmuster.
    »Auf den
siegreichen Helden!« sagte er mit schleppender Stimme. »Im Yachtclub und in der
Hafenkneipe hat man in dieser Woche nur darüber gesprochen, wie glorreich du
Emma Tremayne erobert hast.«
    Geoffrey
lächelte und schob das mundgeblasene Tintenfaß wieder in die Mitte des
Schreibtisches. Wie immer wurde ihm warm ums Herz, wenn er an Emma dachte, und
er empfand ein leichtes Staunen darüber, daß sie ihm jetzt wirklich gehörte ...
nur ihm.
    Die
Rückkehr seines Bruders hatte vielleicht seinen Heiratsantrag etwas
beschleunigt. Er hatte Emma eigentlich erst im Sommer um ihre Hand bitten
wollen –, um genau zu sein, am Vierten Juli. Aber der Blick, mit dem Stuart sie
auf der Fuchsjagd angesehen hatte ... Geoffrey rief sich stumm zur Ordnung. Es
war natürlich lächerlich, auch nur zu denken, daß sein Bruder jemals die
Absicht gehabt haben konnte, ihm Emma wegzunehmen. Stuart hatte schon immer
besser ausgesehen und war charmanter gewesen als sein Bruder, aber das ganze Geld
gehörte Geoffrey.
    Sein Bruder sah ihn
durchdringend an, ohne zu trinken. »Was ist?« fragte Geoffrey.
    Stuart
bekam große Augen und schüttelte scheinbar staunend den Kopf. »Du liebe Zeit,
du hättest dein Gesicht sehen sollen, als ich ihren Namen ausgesprochen habe
... man könnte fast glauben, du liebst sie.«
    Geoffrey
fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich ...« Er richtete die
braune Seidenkrawatte. »Sie ...«
    Stuart
warf den Kopf zurück und lachte laut. »Mein Bruder Geoffrey geht mit seinen
Worten noch immer so sorgfältig um wie mit seinem Geld.«
    »Ich liebe
sie«, sagte Geoffrey und staunte über seine Worte. »Ich liebe sie, seit ...« Er
hob die Hände und wurde rot. »Schon immer.«
    Stuart sah ihn merkwürdig an.
Geoffrey hatte beinahe den Eindruck, daß die Gedanken seines Bruders, worum sie
auch immer kreisten, ihm Qualen bereiteten.
    »Du wirst
sie nicht glücklich machen«, erklärte Stuart.
    »Natürlich werde ich sie
glücklich machen.« Er drehte das Zigarrenkästchen herum, so daß der dekorative
Messingadler zur Tür blickte. »Warum sollte ich sie nicht glücklich machen?«
    »Weil
unsere liebe kleine Emma schon immer viel zu viel Phantasie hatte. Sie wird
irgendwann eine Vorstellung davon bekommen, daß es eine andere Welt außerhalb
der ihren gibt, wo sie in einer goldenen Kutsche mit Samtkissen fährt, Austern
ißt, Champagner trinkt und Ballkleider von Worth trägt. Wenn das geschieht,
wird sie etwas tun, das dich zu Tode ängstigt, und unsere Welt wird sie dafür
bestrafen und vernichten.«
    »Unsinn!«
    Die Uhr auf dem Kamin schlug
einmal, und die Standuhr im Eingang stimmte ein. Geoffrey zog seine goldene
Taschenuhr hervor, blickte darauf und nickte zufrieden, weil die Zeit wie
gewohnt im sicheren Gleichmaß kontrolliert verging.
    Er schob die Uhr in die
Westentasche zurück und hob wieder den Kopf. »Meine Emma wird mir immer nur
Freude machen.«
    »Natürlich glaubst du das«,
sagte Stuart, »weil dir jede Form von

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