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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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Bein.
»Ich habe überhaupt keine Lust, dorthin zu gehen. Mrs. Hamilton setzt uns wie
üblich sieben Tage altes Gebäck vor, obwohl sie reich genug ist, sich von einem
Dutzend Bäckereien täglich alles frisch bringen zu lassen, was man sich an
Köstlichkeiten nur ausdenken kann. Dann müssen wir uns dasselbe
Chopin-Zwischenspiel wie jedesmal anhören. Sie spielt es auf ihrem Klavier, das
seit vierzig Jahren nicht mehr gestimmt worden ist. Wir sitzen mit denselben
Leuten zusammen, die wir auch gestern gesehen haben und am Tag davor ...« Emma
schob ein rosa Seidenstrumpfband über den Strumpf. »Du würdest den Tee bei
Mrs. Hamilton genauso langweilig finden wie ich, Maddie.«
    Da ihre Worte mit Schweigen
quittiert wurden, blickte sie auf. Maddie hatte den Kopf zur Seite gedreht,
aber Emma glaubte, Tränen in den Augen ihrer Schwester zu sehen. »Nein, ich
würde es nicht langweilig finden«, sagte Maddie leise.
    Emma ließ
den Kopf sinken und strich den Kimono glatt. »Wahrscheinlich hast du recht.«
Sie stieß einen Seufzer aus. »Vermutlich bin ich undankbar. Aber meine
Auflehnung nimmt zu, seit ich mit Geoffrey verlobt bin. Ich fühle mich wie ein
Schmetterling im Glaskasten. Wohin ich auch gehe, alle Augen richten sich auf mich. Und
du weißt, wie ich das hasse.«
    »Sie sehen dich an, weil du schön bist, Emma. Und seit du
und Geoffrey ... seit ihr euch offiziell verlobt habt, scheinst du noch schöner
geworden zu sein. Glaub mir, es verschlägt einem manchmal den Atem, wenn man
dich zufällig in bestimmten Posen sieht.«
    »Ich posiere nicht!« widersprach Emma und wurde rot.
    »Vielleicht
nicht bewußt. Aber ganz gleich, was du tust, alles an dir wirkt überaus anmutig
und schön. Auf deinem Gesicht spiegeln sich deine Gefühle. Es ist so, als erlebe
man, wie sich eine Rosenknospe zur vollen Blüte entfaltet ...« Maddie lächelte
leicht verlegen und fügte schnell betont sarkastisch hinzu: »Ich nehme an,
nachdem ich dir das jetzt gesagt habe, fährst du zu Mrs. Hamilton und benimmst
dich den ganzen Nachmittag ganz normal.«
    Emma mußte
unwillkürlich ebenfalls lächeln, obwohl sie ihre Verlegenheit noch nicht
überwunden hatte. »Vielleicht werde ich mir statt dessen etwas Unmögliches und
Provozierendes einfallen lassen«, sagte sie. »Vielleicht werde ich Mrs.
Hamilton um etwas frische Schlagsahne für den alten Teekuchen bitten.«
    Sie lachten beide, aber Maddie
verstummte schnell und musterte Emma wieder nachdenklich. »Du veränderst dich,
Emma. Ich glaube, es liegt daran, daß du verliebt bist.«
    Die Feststellung kam für Emma
überraschend. Sollte Geoffrey wirklich dafür verantwortlich sein? Waren ihre
Gefühle für ihn wirklich so stark, daß sie ihr Wesen veränderten?
    »Ich
wünschte, ich wüßte mit Sicherheit, daß ich verliebt bin«, erwiderte sie. »Es
gibt Augenblicke, in denen fühle ich mich unbeschwert und sorgenfrei. Ich
lächle ohne Grund, ich möchte mich im Kreis drehen, einfach so lange drehen,
bis mir schwindlig wird. Das Komische dabei ist nur, mir ist bereits
schwindlig. Dann wieder fühle ich ein heftiges, brennendes Sehnen in meiner
Brust und bin schrecklich niedergeschlagen. Ich glaube, unter einer
unerträglichen Last zusammenzubrechen. Alles, was ich sehe und höre, löst einen
quälenden Schmerz aus. Ich bin dann so unendlich traurig über Dinge, denen ich
nicht einmal einen Namen geben kann, und ich wünsche mir die verrücktesten, unmöglichsten und abenteuerlichsten
Dinge ...«
    Sie beugte sich vor und griff
nach den Händen ihrer Schwester. »Glaubst du wirklich, Maddie, daß ich verliebt
bin?«
    Maddie ließ den Kopf sinken, um
ihre Gedanken zu verbergen. »Ja«, murmelte sie. »Ja, das glaube ich.«
    Emma besuchte ihre neue Freundin in der Thames Street nicht
nur am nächsten Tag, sondern auch am Tag danach, als wolle sie ihr Recht
durchsetzen, dort Gast zu sein. Aber diesmal war Bria nicht zu Hause.
    Aus alter
Gewohnheit öffnete sie ihre schwarze Krokodilledertasche und nahm eine der
goldgeprägten Visitenkarten heraus. Erst als sie sich umsah, um einen Platz
dafür zu finden, mußte sie laut lachen. Wie konnte sie erwarten, daß Bria
McKenna vor der Haustür eine versilberte Schale hatte, um unangemeldeten
Besuchern die Möglichkeit zu geben, ihre Karte zu hinterlassen?
    Doch am
späten Nachmittag des nächsten Tages fuhr sie bereits wieder in der Thames
Street vor. Sie hatte ein paar Stunden mit Geoffrey verbracht und war danach zu
einem Lichtbildervortrag über

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