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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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atmete. Er war
schweißbedeckt und blutig. Er musterte seinen Gegner in der anderen Ecke mit
glühenden Blikken.
    Weniger
als eine Minute schien vergangen zu sein, als der Schiedsrichter wieder in den
Ring trat und die Glocke läutete. Dabei deutete er auf eine mit Kreide gezogene
Linie mitten im Ring.
    Einen
Augenblick lang war es so still, daß man das Quietschen der Dielen hörte. Die
beiden Boxer näherten sich der Ringmitte und begannen den Kampf mit schnellen
Schlägen auf Rippen und Magen. Dann erhob sich großes Geschrei, als Shay einen
gut gezielten Kinnhaken landete. Sein Gegner fiel gegen das Absperrseil und
sank dort zusammen. Er kam jedoch schnell wieder auf die Beine.
    Er schüttelte den Kopf und
spuckte Blut. Er fletschte knurrend die Zähne und stürmte mit erhobenen Fäusten
auf Shay los. Aber Shay wich den Angriffen geschickt und tänzelnd aus.
    Dann
gelang ihm der nächste Treffer – wieder auf den Mund. Blut schoß hervor, und
die Menge johlte. Shays Schulter- und Rückenmuskeln spannten und lockerten
sich, als er seinen Gegner gezielt mit mehreren Schlägen in den Magen traf. Der
nächste Treffer landete krachend am Ohr. Der Mann schwankte, ließ die Arme
sinken, und die Knie gaben unter ihm nach. Shay bearbeitete ihn jetzt wie ein
Schmied, der heißes Eisen hämmert. Er schlug zu, schlug zu und immer wieder zu,
dabei keuchte er mit offenem Mund.
    Langsam,
als sei alle Kraft wie Wasser aus seinen Beinen geflossen, sank der Mann auf
die Knie. Er verdrehte die Augen, fiel zur Seite und blieb wie schlafend
liegen. Er begann sogar zu schnarchen. Shay, der ihn blutig geschlagen hatte,
stand über ihm und wurde plötzlich ganz still.
    Mit einer
ruckartigen Kopfbewegung warf er sich die verschwitzten Haare aus den Augen.
Sein Blick suchte Bria in der Menge, und er lächelte ihr zu. Dann wurde sein
Gesicht wieder weich. Seine Augen schienen von einem inneren Feuer zu glühen,
aus dem nur Verlangen, Sehnsucht und Liebe sprachen.
    Emma
bewegte sich nicht. Sie wartete darauf, daß er auch sie zur Kenntnis nahm und
sie ansah. Das geschah, aber in seinem Gesicht bewegte sich nichts ...
überhaupt nichts. Doch das war nicht wichtig. Es war nicht wichtig, denn in
diesem Augenblick wußte sie es.
    Ich liebe
ihn.
    Eben noch war alles um sie herum gleißend hell, erregt, voller
Geschrei und Gebrüll gewesen, erfüllt von Schweiß und Blut. Dann wurde die
Welt schlagartig undeutlich, dumpf und still, und das Lärmen und Lachen
erstarben.
    Emma stand mit dem Rücken an
der rauhen Kiefernwand im Hinterzimmer des Crow's Nest Saloon. Sie konnte den
Blick nicht von Shay wenden. Bria küßte weinend seine blutigen, geschwollenen
und aufgeplatzten Hände. Vater O'Reilly rieb ihm die Haare mit einem Handtuch trocken. Das Auge unter der Platzwunde
schloß sich, da das umgebende Gewebe anschwoll. Ein blauer Fleck zierte seine
Nasenwurzel.
    Der Mann
in der Lederschürze sprang auf ein Faß und verkündete, er spendiere den Gästen
ein Bier, um den Sieg des großen irischen Boxchampions Seamus McKenna zu
feiern. Die Leute verließen das Hinterzimmer und drängten sich an die Theke,
aber Emma wich nicht von ihrem Platz an der Wand. Ihre Arme und Beine waren
bleischwer, und sie fühlte sich zu schwach, um etwas zu tun. Ihr Hals war wie
zugeschnürt, die Kehle so rauh und wund, als hätte sie geschrien, obwohl sie
keinen Ton von sich gegeben hatte.
    Sie legte
die Hände flach an das Holz der Wand, als wolle sie sich abstoßen, aus ihrem
Körper herausstoßen. Sie wollte diesen Platz verlassen, sie wollte sich selbst
verlassen, dem fiebrigen Gedanken entfliehen, der durch ihren Kopf kreiste und
ihren ganzen Körper zum Glühen brachte.
    Ich liebe
ihn.
    Sie blickte durch den sich
bewegenden Glasperlenvorhang in den Schankraum. Ein Mann spielte Dudelsack, ein
anderer tanzte dazu mit einem Glas Bier auf dem Kopf.
    Schließlich machte Emma einen
Schritt und dann noch einen. Es verschaffte ihr große Erleichterung festzustellen,
daß sie wenigstens dazu in der Lage war.
    Sie schob
die klickenden Glasperlen zur Seite und betrat den überfüllten Saloon. Ein
Ellbogen wurde ihr in den Leib gestoßen, jemand trat ihr mit einem genagelten
Stiefel auf den Fuß. Ein Mann spuckte braunen Tabaksaft in ihre Richtung und
hätte sie beinahe getroffen.
    Es ärgerte sie irgendwie, daß
es so schwierig war dorthin zu gelangen, wo sie sein wollte. Aber als sie
schließlich unbehelligt die schwingenden Türen erreichte, blieb sie stehen.
    Sie wollte

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