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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wagnis des Herzens
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von ihr losgelöst. Er drückte sie sanft. »Ich bin
gestürzt, so wie du, Maddie. Ich bin gestürzt, und ich habe mich schwer ...
sehr schwer verletzt.«
    »Du ...«
Die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie liefen wie die warmen Regentropfen
eines Sommerregens über ihre Wangen. »Aber du könntest versuchen, wieder
aufzustehen.«
    Er
richtete sich auf und wollte an ihr vorbeigehen, aber er blieb neben dem
Rollstuhl stehen. Seine Hand schwebte flüchtig über ihrem Kopf, als wolle er
ihre Haare berühren. Dann ließ er sie sinken und streifte zart, ganz zart mit
den Fingerspitzen ihre Wange. »Manche von uns können nicht wieder aufstehen«,
sagte er beinahe unhörbar. »Manche von uns kommen nie wieder auf die Beine.«
    Das Abendessen bei den Tremaynes an diesem Abend war ein gesellschaftliches
Ereignis.
    Auf der
Tafel stand römischer Punsch, der Tafelaufsatz war mit Jacqueminot-Rosen und
Frauenhaarfarn geschmückt. Silberne Körbchen mit erlesenen Süßigkeiten standen
zwischen den schweren englischen Kerzenleuchtern. Als Geschenk erhielt jeder
Gast eine silberne Tiffany-Rose. Die Speisekarte war auf schwerem Leinenpapier
mit Goldrand gedruckt. Jeder Gang umfaßte zwei Gerichte. Und zu diesen
Delikatessen – Austern, Rebhühner, Hummer, Geflügelbrust in Kapernsauce und
Soufflés aus zwölf Eiern – wurde White Seal-Champagner gereicht
und Wein aus Jahrgängen vor der Französischen Revolution.
    Die Gäste
saßen an einer Tafel, die einst einem englischen Tudorkönig gehört hatte. Der
Raum hatte mit Blattgold belegte kannelierte Säulen, und seine Wände waren mit
Seide bespannt. Ein schwerer Bronzeleuchter hing an der Decke, deren Stuck an
die Verzierungen einer Hochzeitstorte erinnerte.
    Etwas gab
es jedoch in diesem festlichen Raum, was alle Gäste, aus Rücksicht auf die
Gastgeberin und um ganz allgemein die Formen zu wahren, bewußt übersahen. Über
dem schwarzen Kaminsims aus Nußbaumholz hing ein Ölgemälde des kubanischen
Plantagenhauses der Familie. In diesem Haus lebte jetzt William Tremayne mit
der Geliebten du jour, wenn er nicht auf seiner Yacht orgiastische Feste
feierte.
    Auf dem
Gemälde hätte ebensogut eine Nackte aus einer Bar dargestellt sein können,
Geoffrey wäre es nicht aufgefallen. Er hatte nur Augen für seine zukünftige
Frau. Nie war ihm seine Emma schöner und zarter erschienen als an diesem Abend.
Er empfand die wohltuende Wärme des Besitzerstolzes, wenn er feststellte, wie
die Blicke der anderen Männer sich immer wieder bewundernd auf sie richteten.
    Sie trug an
diesem Abend ein besonders elegantes blaßgrünes Kleid aus Spitze und Seide. Der
Ausschnitt ließ den Hals und die Schultern frei ... und vielleicht ein wenig
mehr vom Busen, als er ihr als Ehemann zugebilligt hätte. Die anderen Frauen an
der Tafel waren mit Juwelen behängt, aber Emma trug nur seinen Verlobungsring.
Er funkelte und zuckte an ihrem Finger so hell und klar wie eine Sternschnuppe.
    Sie führte
das Weinglas an die Lippen, und er sah verzückt zu, wie sie trank. Sie neigte
den Kopf etwas zurück und gab den Blicken der Gäste an der Tafel damit ihren
unglaublich langen weißen Hals und die nackten Rundungen ihre Brüste, die sich
beim Trinken etwas aus dem Ausschnitt hoben, frei.
    Er wollte sie in die Arme
nehmen. 0 Gott, wie sehr wollte er das ... er liebte sie so inbrünstig, daß er
sich manchmal vergaß, wenn er mit ihr allein
war. Er schien sie mit der Leidenschaftlichkeit seiner Küsse zu erschrecken.
Aber etwas anderes konnte er nicht von ihr erwarten. Ein Mann mußte wissen,
daß die Begierden und Leidenschaften seiner Frau nie so stark sein würden wie
seine eigenen.
    Er sah
seine Emma wieder an, und diesmal erwiderte sie seinen Blick über die Tafel
hinweg. Geoffrey spürte, wie sein eigenes Lächeln etwas gefror. Ihre Augen schienen
an diesem Abend unbeständiger als üblich zu sein und wirkten wie dunkle,
unruhige Seen.
    Er machte
sich immer Sorgen, wenn er sie in dieser Stimmung sah, denn dann wußte er
nicht, welche Gedanken sie bewegten, was sie tun oder sagen würde. Deshalb
hatte er in solchen Augenblicken den Eindruck, er befinde sich nicht im
Einklang mit ihr. Er dachte schwarz, und sie wollte weiß. Er hörte ja, wenn sie
nein sagte.
    Er liebte sie so sehr. Er
wollte sie doch nur glücklich machen – nicht mehr und nicht weniger. Aber in
letzter Zeit ... in letzter Zeit hatte er das schreckliche Gefühl, daß er sie
stets enttäuschte.
    Emma beobachtete, wie ihr Zukünftiger

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