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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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-Halbfinale.
    Barcelona hielt das Ergebnis und kontrollierte das Spiel. Cannavaro und Metzelder wussten sich nicht zu helfen. Wenn die beiden vorrückten, um Gago und Diarra gegen die Bar Ç a-Spieler zu unterstützen, die das zentrale Mittelfeld beherrschten, entblößten sie die Abwehr für die Sprints von Eto’o und Henry, die von den Außenpositionen nach innen zogen. Rückte nur einer der beiden Innenverteidiger vor, hatte Messi die Möglichkeit, mit viel Platz außerhalb des Strafraums gegen eine sehr viel langsamere Verteidigung eins gegen eins zu spielen. Juande Ramos hatte vor dem Spiel einen Plan, wie Messi zu stoppen sei – er bezog Heinze ein, den Linksverteidiger –, aber an jenem Abend hatte der argentinische Defensivspieler mit Eto’o seine liebe Not.
    Xavi, Iniesta und Messi waren flink bei ihren Entscheidungen wie auch im Passspiel, sie lockten die Gegenspieler in Ballnähe und spielten schnell ab, bevor es zum Kontakt kam. Das Spiel wurde zum perfekten Anschauungsunterricht für Technik, Taktik und Überzeugung. Es war auch das Startsignal für die »Messi-Explosion«, die mit seinem Rollenwechsel vom Flügelspieler zum zurückgezogenen Mittelstürmer einherging. Es war eine taktische Umstellung, die die gegnerische Verteidigung in ganz Spanien und Europa auseinandernehmen und den Weltfußball revolutionieren sollte.
    Und der Schlüssel zu all dem lag bei zwei herausragend begabten Köpfen dieses Spiels, Guardiola und Messi, die beide die Bedeutung des Stellungsspiels und die Bedürfnisse des Einzelspielers verstanden.
    Messi spielte jetzt mit Peps Unterstützung und auf der Grundlage seiner eigenen Intuition mit einer akkordeongleichen Bewegung Fußball: Je weiter der Ball von ihm weg war, desto mehr Abstand legte er zwischen sich und das Spielgerät, und je näher ihm der Ball war, desto näher rückte er ihm, um ins Spiel zu kommen. Messi fordert immer den Ball, und Pep machte ihm klar, dass er ihn an den Schwachstellen des Gegners unter den besten Bedingungen annehmen kann: Dort, wo weniger Gegner zu finden sind, hinter der Linie, die von den defensiven Mittelfeldspielern markiert wird, und mit einem gewissen Abstand zu den Innenverteidigern, werde ihn der Ball finden. In diesen Bereichen werde er außerdem ein bisschen mehr Platz haben, um Fahrt aufzunehmen, bevor er mit voller Geschwindigkeit auf die Gegenspieler trifft. Und das alles mit sehr wenig Mühe: Er muss nur beschleunigen, wenn er den Ball bekommt. Ohne Ball darf er sich ausruhen und während des Spiels Pausen einlegen. Das hört sich sehr einfach ein, aber Messi zeigte bei der Entwicklung seines Stellungsspiels und Timings ein tiefes Verständnis der Spielabläufe und eine Lernfähigkeit, die ihn in Rekordzeit Dinge aufnehmen ließ, für die viele Spieler Jahre brauchen.
    Kurz vor der Halbzeit schoss Barcelona das dritte Tor. 1:3.
    Guardiola ermahnte seine Spieler während der Pause, sich weder vom Zwischenergebnis noch von der Tatsache ablenken zu lassen, dass in drei Tagen ein wichtiges Spiel anstand. Madrid waren in den Vorwochen schon andere unglaubliche Comebacks gelungen, und man spielte schließlich im Bernabéu-Stadion.
    Die zweite Halbzeit begann, und Madrid gelang das Anschlusstor. 2:3.
    In einem solchen Augenblick wären viele Mannschaften wohl in Panik geraten, und das Spiel wäre zugunsten der Gastgeber gekippt. Aber Guardiola und seine Spieler ließen so etwas nicht zu.
    Thierry Henry erhöhte auf 2:4.
    Dann fiel Barcelonas fünftes Tor, das faszinierendste von allen: Xavi schlug einen fantastischen Haken, um seine Bewacher abzuschütteln, und spielte dann zu Messi, der mit einer Körpertäuschung dafür sorgte, dass Casillas sich zu früh lang machte, bevor er seine Aktion mit einem Schuss abschloss, gegen den der Torhüter machtlos war. 2:5.
    Und dann waren es sechse.
    Messi schickte Eto’o mit einem Steilpass die rechte Außenbahn hinunter, dieser flankte scharf nach innen, und Gerard Piqué war zur Stelle. Ganz recht: Ein Innenverteidiger schließt den Konter ab, während seine Mannschaft mit drei Toren in Führung liegt. 2:6.
    Die Überlegenheit im Mittelfeld war, wie von Pep vorhergesagt, in diesem Spiel der Schlüssel zum Erfolg. Es war der glücklichste Tag in seiner bisherigen Amtszeit. Die Mannschaft feierte, die Spieler umarmten einander wie noch nie zuvor. Xavi erinnert sich, dass alle herumhüpften wie ein Haufen von »Teletubbys« und eine fast kindlich anmutende, hemmungslose Siegesfreude

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