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Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche

Titel: Pepe Carvalho 01 - Carvalho und die taetowierte Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vazquez Montalban
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Stück
sobrasada
, feine Paprikawurst von den Balearen. Eine Scheibe davon würde die übrigen Zutaten sehr gut ergänzen. Auch mangelte es im Keller nicht an Bierdosen, und für alle Fälle hatte er im Flughafen von Amsterdam noch vier Dosen holländisches Bier gekauft. Dem Koffer entnahm er auch geräucherten Lachs, der dort nur halb so viel wie in Spanien gekostet hatte. Als Vorspeise machte er ein paar Canapés. Er vermengte kleingehackte Zwiebeln, Essiggürkchen und Kapern mit Butter und bestrich damit Pumpernickelscheiben. Dann schnitt er den Lachs in hauchdünne Scheiben und verteilte ihn darauf.
    Er hörte Charos Auto vor dem Haus, als er gerade dabei war, ein grobes Flanelltuch naß zu machen, um es auf die Herdplatten zu legen. Darauf stellte er den Topf mit dem kochenden Reis, damit sich die Reiskörner lösten, die eventuell am Boden des Topfes klebten, während der Reis ruhte. Charo kam in die Küche, als er gerade seine Hände mit einem Tuch trocknete.
    »Was für eine Seltenheit! Du kochst. Das Kaminfeuer brennt. Jeder, der mitten im Juli ein Feuer im Kamin brennen sieht …«
    »Es denkt sich so besser.«
    »Ach, du willst heute abend nachdenken? Dafür brauchst du mich also?«
    Er spürte eine gewisse erotische Anschmiegsamkeit hinter Charos scheinbar harschen Begrüßungsworten.
    »Ich lade dich zu einem Reis mit Stockfisch ein!«
    »Das ist schon besser. Oh, das hast du dir gekauft?«
    Charo zeigte begeistert auf die chinesische Jacke.
    »Die ist nicht für mich.«
    Charo hatte sie schon in die Hand genommen und besah sie sich genau.
    »Für mich?«
    »Für wen sonst?«
    »Danke, mein Gönner!«
    Damit drückte sie ihm schmatzend zwei feuchte, parodistische Küsse mitten auf den Mund. Carvalho hörte die Urwaldtrommeln der Erotik. Überlegte aber kalt, wie fatal es für sein Reisgericht wäre, wenn er die erotischen Ereignisse vorverlegen und das Abendessen aufschieben würde. Das Essen mußte eben beschleunigt werden.
    Charo lobte den Reis begeistert. Sie hatte sich bereits nackt ausgezogen, um nur in der chinesischen Jacke dazusitzen.
    »Ist die aus Peking?«
    »Schau aufs Etikett!«
    »Ich meine, ist sie echt aus China?«
    »Aus Hongkong.«
    »Stimmt tatsächlich!«
    Charo verschlang das Essen wie ein Jugendlicher in einem Wachstumsschub. Das war eines der Dinge, die Carvalho an ihr mochte. In der Tat kann man keinem Menschen trauen, der dem Essen gegenüber gleichgültig ist. Charo verstand es, zum richtigen Zeitpunkt mit dem Essen aufzuhören und das Liebesspiel zu beginnen. Carvalho war sogar ein wenig verliebt in sie, vielleicht weil ihm bei ihr der Erfolg sicher war, ganz im Gegensatz zu der Liebe auf Reisen in fremden Städten, die einem niemals die Abenteuer bieten, die man erwartet.
    Sie legten sich auf den Teppich vor dem Feuer. Carvalho beantwortete rasch Charos Fragen über Holland, was unerlässlich war, damit sie seinen Fragenkatalog beantwortete, den er schon parat hatte.
    »Und was ist mit deinem Auge? Sieht aus wie ein Kratzer von langen Fingernägeln!«
    »Es war eine Faust!«
    »Sieht aber aus wie ein Kratzer.«
    »Und wie sieht es hier aus?«
    »Noch schlimmer. Alles haben sie geschlossen, Stundenhotels, Bars, alles. Hunderte von Mädchen sind im Gefängnis von La Trinidad oder in Alcalá de Henares. Und eine Menge Leute verhaftet.«
    »Sind deine Freundinnen noch in deiner Wohnung?«
    »La Andaluza ja. Die andere war böse, weil du ihren Verlobten verprügelt hast, und ist weggegangen. Nimm dich vor dem in acht! Er ist kein schlechter Mensch, aber was man sich einbrockt, muß man auch auslöffeln!«
    »Hast du La Pomadas gefunden?«
    »Sie war eine der ersten, die geschnappt wurden. Sogar schon vor der Razzia!«
    »Ihr müßt mir einen Gefallen tun. Du nicht, deine Freundin. Wenn du hingehst, erkennen sie dich und schöpfen Verdacht. Läßt du dir bei Queta die Frisur machen?«
    »Wer, ich? Bei der? Nie im Leben! Hinterher sehe ich aus wie eine Vogelscheuche. Ich gehe zu einem guten Friseur, auf der Avenida Mistral. Er hat zwar nicht so einen Namen wie Llongueras oder so einer, aber er macht es wirklich gut. Schau her, wie toll meine Frisur aussieht!«
    »Sagenhaft.«
    »Schau richtig hin, Mensch! Sieh dir das an, was für ein Schnitt! Glaubst du, die Queta bringt so etwas zustande?«
    »Ist ja gut. Ich möchte, daß deine Freundin zu dem Friseursalon geht und sich umsieht. Sonst nichts. Sie soll genau darauf achten, was sie sieht. Wer hereinkommt, wer hinausgeht, was Queta

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