Per Anhalter (German Edition)
ihm alle noch eine gewisse verständnisreiche Schonfrist ein und ließen sich Zeit damit, ihm beizubringen, dass das, was er glaubte, nicht der Realität entsprach – doch ohne Erfolg. Wenn man ihm sagte, wie die Dinge wirklich waren, rastete er aus. Er wurde ausfallend und beleidigend. Darauf hatte verständlicher Weise irgendwann niemand mehr Lust. Er konnte und wollte nicht mehr von seiner Meinung und seinen Ansichten abrücken, obwohl ausnahmslos jeder ihm sagte, was wirklich Tatsache war. Im Guten wie im Schlechten hatten sie es versucht, ehe sie übereinstimmend sagten, dass er dann eben selbst Schuld war. Ihr Freund, ihr Kumpel und Bruder, das Familienmitglied Wolfgang Schlesinger war bei dem Unfall gestorben. Sein Körper mochte vielleicht wieder intakt sein, doch seine Seele war tot. Aus ihm war ein Fremder geworden. Ein Fremder, der sich seiner Identität beraubt hatte, in die zerklüftete Hülle seines Körpers geschlüpft war und sie nun wie ein Kostüm trug.
Wolfgang Schlesinger war zu einem Unmenschen mutiert, zu etwas abgrundtief Abscheulichem, zu etwas Bösem. Ein Mann, der jetzt in seinem dunkelgrauen Audi A6 Avant fuhr, sich selbst im Spiegel betrachtete und sich wie die Reinkarnation von Dschingis Khan fühlte, während sein opulenter Körper, eingehüllt in einen ranzigen, befleckten Strickpullover schwitzte.
Eine Zigarette klemmte in seinem Mundwinkel und vergilbte seine Barthaare weiter. Schweißperlen rannen über seine Wangen.
Im Auto roch es nach altem Leder von den Sitzen, gepaart mit Schweiß- und Uringeruch, der aus jeder Pore seines Körpers kam.
Er selbst nahm weder den Schweiß, noch den Geruch zur Kenntnis. Er war ganz in seinem Element. Sein Herz hüpfte vor freudiger Erwartung wild in seiner Brust. Er rümpfte seine platte Schweinsnase, nahm die Zigarette aus dem Mund, betrachtete sich wieder im Spiegel und befand sich für absolut in Ordnung. Für großartig um genau zu sein. Ständig schielte er aus den Augenwinkeln heraus die auf dem Beifahrersitz liegende Beretta an und lachte in sich hinein, weil sich in seinem Kopf reizvolle Bilder abspielten.
Er würde der vorlauten Fotze die Mündung ins Maul drücken. Er würde sie dazu zwingen, seine Knarre mit dem Mund zu ficken und hinterher seinen Schwanz so tief in ihre freche Nuttenfresse drücken, dass sie sich wünschen würde, ihm besser nicht dumm gekommen zu sein. Wer nicht hören will, muss fühlen – das war ein beliebter Satz seines Vaters. An den konnte er sich übrigens noch sehr genau erinnern. Sein Vater liebte und lebte diesen Satz. Und das würde er auch tun. Sie und das behinderte Dreckstück würden sich noch umgucken. Alle beide – er würde sich nehmen was er wollte, ohne Rücksicht auf Verluste, denn das hatten sie sich nun selber zuzuschreiben. Er hatte es im Guten versucht und dieser blasierte Bumsklumpen meinte, es nicht nötig zu haben.
Gut, Baby. Schön. Aber ich werde dir zeigen, was du nötig hast und was nicht. Kapito?
Ein breites Lächeln formte sich auf seinem Gesicht. Er schaltete das Radio ein. Melanie sang „Brandnew key“. Cool, er liebte Country-Musik. Sie passte zudem gerade richtig gut, auch wenn er nicht auf Rollerskates unterwegs war, sondern im Auto. Fröhlich pfiff er mit und streichelte –unbewusst – seine Pistole.
Der Golf 4x4 legte ein ganz schönes Tempo vor. Die Schlampe hatte es offensichtlich eilig. Er fragte sich, ob sie wohl bemerkte, dass er schon hinter ihr her war, seit sie vom Waschsalon los gefahren war. Er hoffte es. Und er hoffte vor allem, dass sie in den Rückspiegel schauen und sich fragen würde, wer sie da verfolgte und warum.
Du blöde Hure… Ich hoffe, dass du dir vor Angst in die Hose scheißt. Das solltest du nämlich. Oh ja… du kannst dich auf was gefasst machen. Ich werde dafür sorgen, dass, wenn ich mit dir fertig bin, du nicht mehr weißt was vorne und was hinten ist. Ich werde dich grün und blau schlagen und dir meinen Schwanz in alle Löcher stecken bis du schreist und mich anflehst, damit aufzuhören, Schätzchen. Und dann werde ich deine Tochter ficken… Es ist deine Tochter, oder?
Er ging davon aus.
Dein behinderter Fickunfall wird ebenso an die Reihe kommen- Und du wirst zusehen… DU SCHLAMPE!
Jetzt fing er an herzhaft zu lachen und steckte sich eine neue Zigarette in den Mund. Sie bog nach rechts ab in ein Gewerbegebiet. Er fragte sich, wo sie wohl wohnte und ob sie einen Mann hatte. Jetzt erst fiel ihm auf, dass das
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