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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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bleib ma stehen!“ Sie öffnete die Wohnungstür. Das musste sie sich nicht antun, auf keinen Fall. Dieser gemeine alte Sack.
    War er nur noch mal aufgestanden, um ihr das zu sagen? War er extra noch mal aus dem Bett gekrochen, nur um ihr mitzuteilen, dass sie nicht immer gleich die Fassung verlieren solle? Sie stieg in ihre Schuhe, ließ die Tür ins Schloss fallen und rannte durch das Treppenhaus nach draußen. Sie sah, dass ihr Vater das Licht im Treppenhaus angeschaltet hatte. Doch er war ihr nicht bis nach draußen gefolgt. So weit reichte sein Mitteilungsbedürfnis offenbar nicht. Selbst nachdem sie die Zigarette draußen aufgeraucht hat, war ihre Wut noch nicht verflogen. Sie stand da in der einsamen Dunkelheit der Nacht und murmelte sich selbst immer wieder „Das kann einfach nicht wahr sein“ zu.
     
    Sie saß auf jenem Friesenwall, auf dem sie damals auch mit Carola Gut immer gesessen und auf Freddy gewartet hatte. Dummerweise hatte sie ihren Tabak drinnen liegen gelassen.
    Und, wie sie nun merkte, außerdem weder Schlüssel noch ihr Portemonnaie dabei. Egal, irgendwann würde ihr Vater schon raus kommen und nach ihr sehen. Und wenn nicht? Nun, dann blieb sie eben die ganze Nacht hier draußen sitzen. Schlafen konnte sie ja sowieso nicht. Einzig, dass sie keine Zigaretten bei sich hatte, machte sie ein wenig nervös. Doch auch das würde sie schon irgendwie überleben. Die Tränen kamen immer noch nicht, so sehr sie sie auch herbei sehnte. Es hätte einfach gut getan, den ganzen Druck noch einmal abzuheulen, ihn von der Seele zu spülen, aber es funktionierte nicht.
    Ihre Finger spielten mit einem Zweig in der Hecke, dann mit der Erde, und schließlich rieb sie sich ihre Knie und den Bauch, weil ihr allmählich kalt wurde. Trotzdem würde sie nicht umkehren und bei ihren Eltern klingeln. Nicht nach der Aktion, die ihr Vater da gerade wieder gebracht hatte. Sie musste unbedingt lernen, ohne ihn klar zu kommen. So sehr sie noch vor einigen Stunden genossen hatte, wieder im elterlichen Schoß zu sein, sich behütet zu fühlen, so hart waren doch die Konsequenzen die das mit sich brachte. Sie war kein kleines Kind mehr und doch wurde sie genau so behandelt. Wenn alles so weitergeht, werde ich nie ohne die Hilfe meiner Eltern klar kommen. Das war kein besonders erbauender Gedanke. Zumal sie dies noch an etwas anderes erinnerte, nämlich an ihren Chef. „Ja, nützt ja nix, ich hab trotzdem keine Leute. Wenn er schon seit Tagen weg ist, hätten sie ja auch mal ´n bisschen eher was sagen können, oder finden Sie nicht, Frau Gimm?“ Sie spürte, wie sie erneut wütend wurde und ihr die Tränen in den müden Augen brannten. „Sie bringen mir ein ärztliches Attest, sonst haben wir beide ein Gespräch und fertig. Das ist mein gutes Recht.“ Dieses Arschloch. Dieses hinterlistige, geldgeile Stück Scheiße! Ist die ganze Welt eigentlich nur voll mit Arschlöchern? Sie rieb sich die Haare, ihr Gesicht fing an zu beben und wenige Sekunden später hallte ein gellender Schrei durch die unendliche Schwärze der Nacht. Ein Schrei auf den keiner reagierte… der für allezeit ungehört bleiben würde und der irgendwo im Universum verklang… Das einzig Gute daran war, dass er ihr endlich die Schleusen öffnete und sie weinen konnte.
     
    ***
     
    Es klingelte an der Haustür. Lena lag noch im Bett. Bis auf einen roten Tanga war sie komplett nackt. Sie fror am ganzen Körper.
    Die Härchen an ihren Armen waren aufgestellt, ihre Brustwarzen hart und sie ragten steil empor. Da klingelte es wieder. Sie stand auf und sah sich im ganzen Zimmer um, doch sie fand ihre Kleider nirgends. Sie konnte ja wohl schlecht nackt an die Tür gehen.
    Wo hab ich denn nur meine Sachen gelassen fragte sie sich, und im selben Moment klingelte es noch mal und noch mal und noch mal.
    Ob das wieder diese penetranten Polizisten sind?
    In jedem Fall schien es dringend zu sein, denn sonst versucht man es ein- zweimal, und wenn dann niemand öffnet ist die Sache klar: Keiner Zuhause oder kein Interesse. Wer immer da vor der Tür stand musste wohl wissen, dass sie da war.
    Möglicherweise wusste dieser jemand auch, dass sie bis vor kurzem noch geschlafen hatte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es sich um die Polizei handeln musste.
    Sie kommen schon wieder wegen David… Vielleicht gibt es Neuigkeiten… Der nächste Sturm penetranten Geklingels ging los.
    Dingdingdingdingdingdingding-Dong.
    Dingdingdingding-Dong.
    „Ja-ha, ich komme ja schon!“ sagte

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