Per Anhalter (German Edition)
wenn er sich nicht länger als unbedingt nötig hier aufhielt und vor allem keine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Er würde hingehen und mit den Leuten reden, aber allein? Niemals! Was wenn das nun irgendwelche Zigeuner waren oder Osteuropäer oder weiß der Geier was für ein Gesocks. Zwei Wohnwagen boten Platz für einige Leute. Und wenn die nun auch noch Waffen hatten... Ihm fiel ein, dass er Elli um das Kennzeichen hätte fragen wollen. Nun konnte er sich dieses selbst notieren. Er holte sein Handy heraus und gab das Kennzeichen im virtuellen Notizblock ein. Interessanterweise war es eine Flensburger Nummer. Aber was hatte das schon zu bedeuten? Sie konnten die Karre wer weiß wo geklaut haben, und die Nummernschilder ganz genauso.
Gerade diesen Osteuropa-Typen war ja wohl alles zuzutrauen.
Da würde für den Herrn Dorfsheriff ja mal richtig Abwechslung auf den Tisch kommen.
Er speicherte die Notiz ab, sah noch einmal hin und kletterte wieder hinauf.
Morsches Geäst barst unter seinen Stiefeln und er wurde von dem beklemmenden Gedanken gepackt, dass sie ihn vielleicht längst bemerkt hatten.
Und wenn nicht, dann vielleicht jetzt, schoss es ihm durch den Kopf.
Bloß weg hier!
Eilig sprang er in seinen Wagen, wo er erst einmal tief durchatmete.
Hier war er sicher.
Wenn sie jetzt ankommen brauch ich nur den Zündschlüssel umdrehen und ...
„Scheiße!“ stöhnte er.
Der Schlüssel steckte nicht mehr im Zündschloss.
Er hätte schwören können, dass er ihn stecken gelassen hatte.
Panik loderte in ihm auf.
Er hatte die Autotür offen gelassen. Jemand konnte da gewesen sein und ihm den Schlüssel geklaut haben, während er dort unten in der Böschung hockte.
Das war selbstverständlich blanker Unfug, nicht wahr?
Verzweifelt um Luft ringend starrte er auf das Zündschloss. Er tastete seine rechte Jackentasche ab - nichts. Dann die linke - etwas bewegte sich darin. Er grub die ganze Hand hinein und berührte einen metallischen Gegenstand. Er zog ihn heraus und blies die angestaute Luft aus den Lungen.
Da war er! Er hatte ihn doch abgezogen.
Dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er atmete japsend. „Gott sei Dank“ stieß er aus, steckte den Schlüssel ins Schloss und startete den Wagen. Einen furchtbaren Moment lang hatte er tatsächlich geglaubt, sie hätten ihm den Schlüssel geklaut.
Oder…Eine erneute Welle der Panik, er drehte sich um.
Nein – auf der Rückbank war keiner.
Ich dreh wohl vollkommen durch. Ich werde als erstes gleich zu Ingwersen fahren. Dann kann er sich das hier mal anschauen. Er wendete und riskierte einen weiteren Blick zwischen die Bäume hindurch, doch die Wohnwagen waren von hier aus schon nicht mehr zu sehen. Das ungute Gefühl, beobachtet zu werden klebte an ihm. #
Er wurde es nicht mehr los. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
***
David hatte Schmerzen. Wirkliche echte Schmerzen. Seine Haut brannte, als ob sie mit Schleifpapier bearbeitet worden war, sein Kopf drohte von dem Gehämmer in seinen Schläfen zu zerplatzen, ihm war heiß und schwindlig und übel.
Seine Füße fühlten sich an, als wären Schrauben durch sie hindurch gebohrt worden und sein Rücken protestierte bei jeder noch so kleinen Regung, derer er sich befähigt sah.
Die Erinnerung an das zuletzt Erlebte war dieses Mal klar.
Ob er jetzt gerade jedoch wach war oder nur träumte, konnte er beim besten Willen nicht klar sagen.
Er hörte Stimmen.
Die eine war weiblich, die andere männlich. Sie unterhielten sich.
Es klang wie triviale Sachen, die sie besprachen. Vorsichtig öffnete er die Augen. Im Falle eines Falles wollte er sich die Option offen halten, sich zumindest schlafend zu stellen, denn ihm war klar, dass er in ziemlich in nicht mehr zu leugnenden, argen Schwierigkeiten steckte und er hatte in seiner aktuellen Verfassung auf nichts weniger Lust, als sich noch mehr Ärger einzuhandeln, als er ohnehin schon hatte.
Durch den winzigen Spalt konnte er erkennen, dass er auf einer Matratze auf dem Fußboden lag.
Der Mann mit dem Rippshirt, der vorhin einen Joint geraucht hatte, kramte Joghurt- Becher aus einer Aldi-Tüte und stellte sie in den Kühlschrank. Uwe hieß er!
Bei der Frau handelte es sich um Britta.
Auch sie verstaute Einkäufe.
Sie trug jetzt ein pinkfarbenes Top.
Ihre Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden.
Sie nahm ein Paket Weißbrot aus der Tüte und verstaute es in einem der Schränke. Dadurch sah David,
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