Perdido - Im Bann des Vampirjägers
langsam genug von dem Affentheater, Freundchen!«, rief Herkules, doch sein drohender Ton schien den Gokilla nicht zu beeindrucken.
Der Riesenaffe musterte Hugo gierig mit hochgezogenen Lefzen. Er packte fester zu.
»Das war’s dann wohl«, dachte Hugo noch, als sein Kopf in dem Riesenrachen verschwand.
Seine Freunde mussten untätig zusehen.
Zwei Reihen furchteinflößender Zähne schlossen sich um Hugos Hals.
Donnerndes Knurren hallte durch die Schlucht.
Hugo hielt den Atem an.
Er begriff nicht gleich, dass es nicht aus dem Maul des Untiers geknurrt hatte … sondern aus dessen Magen.
»Hick!« , machte der Affe und schluckte dabei Luft. Es schüttelte ihn richtig durch.
Dann blies er die Backen auf und rülpste schallend. Sein heißer, stinkender Atem streifte den durchgefrorenen Hugo, und der Junge erschauerte.
Der Vampiraffe nahm sein Opfer wieder aus dem Maul, packte Hugo an den Füßen und ließ ihn kopfüber in der Luft baumeln. Wie er so dasaß und sich mit einer Hand den Wanst rieb, glich er einem römischen Kaiser, der überlegt, ob er wohl noch ein allerletztes Hühnerbeinchen schafft, nachdem er sich tagelang vollgefressen hat. Dann furzte der Affe dröhnend, ließ Hugo in den Schnee plumpsen und erhob sich.
»Lauf, Hugo!«, rief Kristall.
»Geht nicht!« Hugo wischte sich keuchend die klebrige Affenspucke aus dem Gesicht. »Ich hab mir den Knöchel verstaucht.«
»Dann bleib liegen.« Lupus schlich geduckt um den Riesenaffen herum. Er rechnete damit, jeden Augenblick mit einem Prankenhieb weggefegt zu werden, aber der Affe verteidigte seine Beute nicht, sondern setzte sich wieder hin und tätschelte seinen Bauch.
Lupus hob Hugo auf und warf ihn sich über die Schulter wie einen Sack Getreide, dann trat er eilig den Rückzug an. Die kleine Schar hastete aus der Schlucht hinaus. Ab und zu hörten sie es hintersich noch grunzen, aber kein Riesenaffe kam hinter ihnen her gehetzt.
In sicherer Entfernung von der Schlucht setzte Lupus Hugo auf den Boden und lehnte ihn mit dem Rücken an einen Felsen.
»Danke, Lupus«, sagte Hugo leise.
»Hast du ein Glück gehabt!«, miaute Kristall. »Ich dachte schon, er beißt dir gleich den Kopf ab.«
Herkules meinte lachend: »Wegen einer Lappalie wie dem Grässlichen Gokilla wird Hugo doch nicht gleich den Kopf verlieren!«
»Schon komisch«, sagte Lupus nachdenklich. »Warum hat er dich laufen lassen? Es kommt doch bestimmt nur ganz selten jemand hier vorbei, da sollte man doch denken, dass er keine Gelegenheit auslässt, sich den Bauch vollzuschlagen.«
»Das ist es ja«, erwiderte Hugo. »Schon als er mich in den Mund stecken wollte, hat er ausgesehen, als ob ihm ein bisschen übel ist … vielleicht hatte er ja gerade ein saftiges Stinktier verputzt.«
»Ich glaube nicht, dass es hier im Gebirge Stinktiere gibt.«
Hugo grinste. »Dann war es eben etwas anderes. Jedenfalls hat mir der Grässliche Gokilla ganz den Eindruck gemacht, als hätte er kürzlich etwas ziemlich Unbekömmliches gefressen.«
36. Kapitel
D
er Riesenaffe hat den großen Jake und Tommy Tod gefressen«, schluchzte der kleine Jake. »Ich kann’s immer noch nicht glauben.«
»Ich weiß«, sagte Walter mitfühlend. »Wie furchtbar.«
»Tommy Tod war einer meiner allerschlechtesten Freunde, und der große Jake …«, der kleine Jake schniefte und trocknete sich mit dem Ärmel die Augen, »… der große Jake war der fieseste Bruder, den man sich wünschen kann, darum standen wir einander auch so nah. Klar hatte er auch seine guten Seiten, aber wir haben alle unsere Fehler. Aber von den Toten soll man nicht gut sprechen. Ich werde ihn immer als hässlich, brutal und durch und durch verabscheuungswürdig in Erinnerung behalten.«
Walter nickte feierlich. »Das war eine abscheuliche Abschiedsrede, Jake. Bestimmt hätte dein Bruder im umgekehrten Fall genauso schlecht über dich geredet.«
Die beiden Männer hockten in einer höhlenartigen Kuhle, die sie in den tiefen Schnee auf einem steilen Abhang gegraben hatten.
»Tja, jetzt sind nur noch wir zwei beide übrig, Kartenmann«, knurrte der kleine Jake grimmig. Er hatte sich von seiner Erschütterung erholt. »Und ich frage mich allmählich, was du eigentlich die ganze Zeit tust.«
»Ich versichere dir, dass ich mein Möglichstes tue.«
»Wie weit ist es denn nun noch bis zu dem geheimen Schloss? Wann halte ich endlich das prächtige Juwelenschwert in Händen?«
»Bald.« Walter lächelte zuversichtlich. »Sehr
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