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Perdido Street Station 01 - Die Falter

Perdido Street Station 01 - Die Falter

Titel: Perdido Street Station 01 - Die Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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kraftlos auf der Kante von Isaacs Bett sinken, ein Bild des Jammers. Isaac schaute ihn lange Zeit schweigend an.
     
    »Du solltest wissen …«, sagte er schließlich. »Also ich – ähem … Viele von meinen Klienten stehen nicht so – nicht so hundertprozentig auf der richtigen Seite des Gesetzes, wie man wohl sagt. Nun gut, ich werde nicht den Anschein zu erwecken suchen, dass ich auch nur andeutungsweise begriffen hätte, wessen du dich schuldig gemacht haben willst, doch soweit es mich angeht, kann es mir egal sein. Wie du ganz richtig bemerkt hast, gibt es in meiner Sprache keine Worte für dein Verbrechen, und ich glaube nicht, dass ich je begreifen könnte, was du Fluchwürdiges getan hast.« Isaac sprach langsam und ernsthaft, aber seine Gedanken eilten bereits weit voraus. Er wurde lebhafter.
    »Hingegen ist dein Anliegen durchaus faszinierend.« Diagramme von Kräften und Kraftlinien, von femtomorphistischen Resonanzen und Energiefeldern jagten sich vor seinem inneren Auge. »Die Schwierigkeit liegt nicht darin, dich in die Luft zu verfrachten, zu dem Behufe gäbe es Ballons, Energiemanipulationen und was weiß ich. Auch keine große Sache, dir mehr als eine Luftreise zu ermöglichen, aber wann immer du willst, und aus eigener Kraft … Und das ist die Bedingung, richtig?« Yagharek nickte. Isaac massierte sich das Kinn.
    »Gottschiet …! Tja, hm, das ist schon eine ziemliche Herausforderung.«
    Isaac vertiefte sich in erste gedankliche Simulationen. Ein prosaischer Teil seines Bewusstseins merkte an, dass er in nächster Zeit keine wichtigen Termine hatte und nichts dagegensprach, sich einem neuen Projekt zuzuwenden. Ein paar pipileichte Analysen von Zusammensetzungen, die er aufschieben konnte bis zum Sankt Nimmerleinstag; die lose Zusage, ein oder zwei Elixiere zu synthetisieren, konnte er ohne weiteres zurücknehmen – davon abgesehen beschäftigte ihn momentan nur seine ganz private Erforschung der Vodyanoi-Wasserkræft. Die er eine Weile ruhen lassen konnte.
    Nein, nein, nein!, widersprach er sich heftig. Nicht ruhen lassen – einbeziehen! Das eine hängt mit dem anderen zusammen: Elemente, die aus der Reihe tanzen, sich nicht benehmen, wie von der Natur vorgesehen … Flüssigkeit, die sich formen lässt; Materie, schwerer als Luft, die der Gravitation ein Schnippchen schlägt … Da muss es eine Verbindung geben, irgendeinen gemeinsamen Nenner …
    Nur widerstrebend kehrte er aus den intellektuellen Sphären in sein Laboratorium zurück und merkte, dass Yagharek ihn stoisch abwartend musterte.
    »Dein Problem interessiert mich«, verkündete er schlicht. Augenblicklich griff Yagharek in einen Beutel und zog eine große Hand voll formloser, schmutziger Goldnuggets heraus. Isaac gingen schier die Augen über.
    »O – ähem, danke. Selbstverständlich akzeptiere ich eine gewisse Aufwandsentschädigung, Stundensätze und so weiter.« Yagharek reichte ihm den Beutel.
    Isaac brachte es fertig, nicht zu pfeifen, als er ihn in der Hand wog. Er riskierte einen Blick. Lage um Lage schweren, schimmernden Goldes. Ihn schwindelte. Der Inhalt dieses Beutels repräsentierte mehr Geld, als er je auf einem Haufen gesehen hatte, mehr als genug, um zahlreiche Projekte zu finanzieren und trotzdem noch auf Monate hinaus zu leben wie die Made im Speck.
    Yagharek war kein Geschäftsmann, so viel stand fest. Für ein Drittel, ein Viertel des Beutelinhalts hätte ihm jeder in Brock Marsh die Füße geküsst. Ein Klügerer würde den größten Teil des Goldes zurückbehalten haben, um ihn bei nachlassendem Eifer portionsweise als Bonus in Aussicht zu stellen.
    Möglicherweise hat er den größten Teil zurückbehalten, dachte Isaac und spürte ein Aufwallen würdeloser Gier.
    »Wie kann ich dich erreichen?«, fragte er, mit seinem Schatz liebäugelnd. »Wo bist du untergekommen?«
    Yagharek schüttelte stumm den Kopf.
    »Aber ich muss mit dir Verbindung aufnehmen können …«
    »Ich werde zu dir kommen«, sagte der Garuda. »Jeden Tag, jeden zweiten Tag, jede Woche … Ich werde dafür sorgen, dass du meinen Auftrag nicht vergisst.«
    »Da besteht keine Gefahr, garantiert. Und du willst wirklich sagen, dass du in New Crobuzon keine Adresse hast?«
    »Ich weiß nicht, wo ich sein werde, Grimnebulin. Ich meide diese Stadt. Sie bedrängt mich. Ich muss in Bewegung bleiben.«
    Isaac zuckte ratlos die Schultern. Yagharek erhob sich, um zu gehen. »Du verstehst, worauf es mir ankommt, Grimnebulin? Ich will kein Mittel

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