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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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konnte man immer wieder in der Variety lesen.
    Aber dann unterbrach er sich mitten im Gähnen und blinzelte verblüfft, denn Lou zuckte die Schultern. Im Gegensatz zu Vickys gewinnendem Lächeln verzog sie ironisch die Lippen.

    »Tut mir leid, ich bin nur eine Autorin.«
    Nur eine Autorin? Nur eine Autorin? Genauso gut könnte man sagen, Tim Lord sei nur ein Regisseur. Nur eine Autorin? Eine so bescheidene Äußerung aus dem Mund einer prominenten Persönlichkeit, die zur Hollywood-Elite zählte, hatte Jack schon lange nicht mehr gehört. Neugierig starrte er Lou Calabrese an und fragte sich, was hier eigentlich vorging.
    Marie war merklich enttäuscht. »Oh …« Dann riss sie sich zusammen. »Geben Sie mir trotzdem ein Autogramm?«, bat sie und nahm Vicky den Kugelschreiber aus der Hand. »Man kann nie wissen, Schätzchen … Vielleicht werden Sie eines Tages so berühmt wie diese beiden.«
    Nun tat Lou etwas Ungewöhnliches – sie lächelte.
    Und während Lou Calabrese lächelte, registrierte Jack verblüfft, wie sich ihr Gesicht verwandelte. Eben noch einfach nur hübsch, war es plötzlich wunderschön. So hatte er sie noch nie zuvor gesehen, denn im Allgemeinen drückte ihre Miene unverhohlenen Missmut aus, wenn sie ihn in der Rolle des Detective Logan beobachtete.
    »Danke«, wandte sie sich an Marie – mit einer Stimme, die er ebenfalls noch nie gehört hatte. Jetzt erkannte er, warum ihr Lächeln ihn bezauberte. Weil es die dunkelbraunen Augen mit Herzenswärme erfüllte – eine Seltenheit in Hollywood, wo das Lächeln der meisten Leute so echt wirkte wie die Zähne, die es entblößte. Sie kritzelte ihren Namen auf die Serviette. Kein Smiley, wie Jack feststellte. Kein Herzchen. Und natürlich kein Stern. »Hier bitte«, sagte sie.
    In diesem Moment erschien ein großer Mann in einer
karierten Jacke und hüstelte nervös. Ohne ersichtlichen Grund. »Mr. Townsend?«
    »Ja«, bestätigte Vicky, ehe Jack zu Wort kam. »Jetzt ist Mr. Townsend hier. Aber die Pläne haben sich geändert – ich fahre ins Hotel zurück.«
    Die karierte Jacke nickte. »Wie Sie wünschen, Ma’am. Mr. Townsend, ich bin Sam, Ihr Pilot auf diesem Flug. Wann immer Sie bereit sind, können wir starten.«
    »Okay, wir sind bereit«, sagte Lou hastig – so schnell, dass Jack überlegte, ob sie es eilig hatte, aus Anchorage wegzukommen. Oder wollte sie möglichst wenig Zeit in seiner Gesellschaft verbringen?
    »Ähm …«, stammelte der Pilot verstört. »Kommen Sie auch mit, Miss?«
    »Natürlich.« Ihre Stimme klang etwas heiser, als wäre sie eben erst erwacht. Eine Schlafzimmerstimme nannte man so etwas. Gar nicht so übel, bei einer Schauspielerin. Bei einer Drehbuchautorin ziemlich verwirrend – besonders in Kombination mit Schlafzimmeraugen.
    »Ähm …« Der Pilot schluckte. »Ähm – sind Sie sicher? Ich dachte, Sie begleiten Mrs. Lord?«
    Verwundert schüttelte Lou den Kopf. »O nein, ich fliege nach Myra wie geplant.«
    Sam schaute auf seinen Flugplan hinab. »Hm, da steht … nur ein Passagier.«
    »Offenbar ein Irrtum. Ursprünglich sollten es drei sein, jetzt sind es zwei.«
    »Okay.« Der Mann griff unter seine Strickmütze, um sich am Kopf zu kratzen – für Jack war das kein sehr ermutigendes Zeichen. »Wenn Sie’s sagen, Miss …«
    Über ihren Köpfen erwachte die Lautsprecheranlage
des Flughafens zu knisterndem Leben. Der DJ eines lokalen Radiosenders sagte starken Schneefall voraus, dann verkündete er, nun würde man die Flucht der Hindenburg -Stars Greta Woolston und Bruno di Blase mit dem Oscar-prämierten Song aus dem Soundtrack feiern. Sekunden später rieselten die ersten blechernen Klänge von »My Love Burns for You Tonight« herab.
    Toll, dachte Jack. Ganz toll.
    Nicht nur ihm schien die Musik zu missfallen.
    Ohne Vicky oder Jack noch einen Blick zu gönnen, stieß Lou einen halb erstickten Schrei aus. Dann rannte sie – über einem Arm ihren Mantel, am anderen die Handtasche und den Laptop – dem bulligen Piloten nach, der gerade das Terminal verließ. Bei jedem Schritt wippten ihre dichten roten Locken.
    Oscar hin, Oscar her – »My Love Burns for You Tonight« war zweifellos einer der dümmsten Songs, den Jack je gehört hatte. Und ein typischer Ohrwurm, der für den Rest des Tages durch sein Gehirn geistern würde. Auch durch Lous Gehirn, zumindest ließ das ihr Aufschrei vermuten.
    Konnte es noch schlimmer werden?
    Anscheinend schon.
    Denn Vicky stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm

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