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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Gesicht im Schneetreiben nur undeutlich sah, schien es einen ungläubigen Ausdruck anzunehmen. »Spinnen?«
    Lou wagte nicht, noch einmal etwas zu sagen, damit Jack nicht die Angst in ihrer Stimme hörte. Sie wusste nicht, wovor sie sich mehr fürchtete – vor Spinnen
oder davor, eine Nacht mit Jack Townsend in einer winzigen Hütte zu verbringen.
    »Hier gibt es keine Spinnen, Lou«, versicherte er in seinem üblichen ironischen Ton. »In subarktischen Temperaturen existieren solche Insekten nicht.«
    Natürlich hatte sie das gewusst. Sie wollte nur ganz sichergehen. Vorsichtig stellte sie einen Fuß auf die erste Leitersprosse und griff nach der nächsten über ihrem Kopf. Spinnen hasste sie noch mehr als schwindelerregende Höhen. Doch eigentlich konnte sie beides nicht ausstehen.
    Jack lachte leise, als er ihre Arme ergriff und sie in die Hütte zog. »Spinnen!«, seufzte er und schloss die Falltür. »Ohne mit der Wimper zu zucken, erschießen Sie gefährliche Zeitgenossen. Aber mit Spinnen haben Sie ein Problem.«
    »Ich habe diesen Mann aus Notwehr erschossen.« Lou stand im Halbdunkel. Durch kleine Fenster in allen vier Wänden drang schwaches Licht herein. Glücklicherweise waren sie verglast, die Scheiben trübe und schmutzig. »Sonst hätte er uns doch getötet.«
    »Habe ich etwa gesagt, ich würde Ihre Handlungsweise missbilligen? Ich meine nur, Ihre Arachnophobie passt nicht zu Ihren Annie-Oakley-Schießkünsten.«
    Als Jack Sams Feuerzeug hervorgeholt und angezündet hatte, inspizierte Lou ihre Umgebung im orangegelben Licht des Flämmchens. So klein der Raum auch war, er schützte sie beide vor dem Schnee und dem Wind, der immer lauter heulte. Außer dem Klappbett im Army-Stil, einem Bücherregal mit ein paar Ausgaben von National Geographic und einem Aktenschrank gab es keine Möbel.

    Doch der Raum war trocken und halbwegs sauber. Nirgendwo entdeckte sie Spinnen. Und vorerst war das ein Domizil. Lou war inzwischen so erledigt, dass sie beinahe umgekippt wäre.
    Doch sie konnte gerade noch zum Bett wanken und sank darauf nieder. Obwohl es bedenklich knarrte, brach es nicht unter ihrem Gewicht zusammen. Zitternd saß sie da. »Ich muss Ihnen was sagen.«
    »Ach ja?« Geistesabwesend öffnete Jack im Licht des Feuerzeugs die Schubfächer des Aktenschranks und spähte hinein. »Und das wäre?«
    »Wenn wir lebend hier rauskommen …« Lous Wangen und Ohren begannen zu prickeln, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie beinahe Frostbeulen erlitten hätte. »… ermorde ich Sie selber.«
    Er lächelte nur. Nicht amüsiert. Das Lächeln wirkte eher schmerzlich. Doch auf Jacks Gesicht sah selbst das sündhaft attraktiv aus. »Warum überrascht mich das nicht? Hören Sie, Lou, wenn Sie glauben, ich hätte irgendwas getan, das diese Leute erzürnt, dann versichere ich Ihnen, dass das nicht stimmt. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wieso mir jemand nach dem Leben trachtet.«
    »Oh.« Lou streifte die Riemen ihrer Laptop- und der Handtasche von ihrer Schulter und legte beide sorgsam beiseite. »Natürlich wissen Sie es.«
    »Nein!«, stieß er ungeduldig hervor.
    »Kommen Sie schon, Townsend!«, fauchte sie ebenso ungehalten. »Niemand hetzt bezahlte Killer auf einen unschuldigen Mann. Irgendwas müssen Sie getan haben. Also, was? Verraten Sie es, damit ich mir vorstellen kann, was uns blüht. Geht es um Drogen?«

    Jack warf ihr jenen Blick zu, mit dem er auch den Verwaltungschef der County-General-Klinik schon oft gestraft hatte. Denn der hatte Dr. Paul Rourke in STAT oft ein hitziges Temperament vorgeworfen. »Nein, ich nehme keine Drogen.«
    Nachdenklich kaute sie an ihrer Unterlippe. Klar, das wusste sie. Erstens war er noch nie in derartige Probleme verwickelt gewesen. Und zweitens ließ das Studio seine Stars regelmäßig untersuchen, das gehörte zu den Vertragsbestimmungen.
    Aber man konnte nie ganz sicher sein. Lou selbst hatte noch nie mit illegalen Substanzen experimentiert, schließlich war sie ein Mädchen aus der Kleinstadt und die Tochter eines Polizisten. Nach ihrer Ankunft in L.A. war sie schockiert gewesen, weil man dort so lässig mit Drogen umging.
    Und es irritierte sie immer noch, wie viele Leute in der Branche ihre Spezialpartys feierten, obwohl zahlreiche Kollegen im Knast oder in der Reha landeten. Lou war zwar der Kleinstadt entkommen, aber ihre Ansichten waren eben immer noch die eines Kleinstadtmädchens.
    Über Jack waren noch nie Gerüchte aufgekommen. Wenn er also keine Schulden

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