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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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Melanie nennen.
    Statt zu antworten, verzog die Schauspielerin ihre Lippen zu einem schwachen Lächeln. Im Gegensatz zu Vicky schien sie sich nicht besonders für Geschichten aus Jacks Kindheit zu interessieren. Nicht dass Eleanor ihr das verübelte. Gewiss, er war ein zauberhaftes Kind gewesen. Aber eine junge Frau wie die atemberaubend schöne Miss Dupre fand es sicher nicht amüsant, an einem Samstagabend in einer Hotelsuite zu sitzen und den Storys einer liebenden Mutter über deren Sohn zu lauschen. Noch dazu, wo sie ihn kaum kannte …
    Oder vielleicht kannte sie ihn besser, als sie es sich anmerken ließ. Denn sie sagte: »Oh, diese Geschichte hat Jack mir tausend Mal erzählt.« Höflich verbarg sie ein Gähnen hinter ihrer hübschen Hand – mit zu langen Fingernägeln für Eleanors Geschmack.
    Mrs. Lord warf Melanie einen Blick zu, den Eleanor nur als giftig bezeichnen konnte. »Tatsächlich?«,
zischte sie. »Mir hat er das nie erzählt.« Dann wandte sich die engelsgleiche Vicky wieder zu Jacks Mutter. Seit sie erfahren hatte, dass er noch am Leben war, bewies sie ein sprühendes Temperament. Sie hatte den Pyjama gegen ein Kleid getauscht und sich gekämmt. »Was hat er dann getan, Mrs. Townsend?«
    »Oh …« Eleanor schaute Mr. Calabrese an – oder Frank, wie sie ihn jetzt auf seinen Wunsch hin nannte. Normalerweise hielt sie nichts von Spitznamen. Aber »Franklin« klang einfach zu ernsthaft für diesen freundlichen Mann. Der Ärmste sah so müde aus, wie er da auf dem weißen Sofa vor sich hin döste. Und er war die ganze Zeit so nett gewesen, seit dem Moment, als er Alessandro auf seinen Schoß genommen hatte…
    Und bei den Gesprächen mit der Polizei war er eine unschätzbare Hilfe gewesen. Als Officer im Ruhestand verstand er den Fachjargon, und er hatte ihr alles erklärt, zum Beispiel, wie man die Suche nach seiner kleinen Lou und Jack durchführen würde. Eleanor hatte die unglückliche Miss Calabrese – die das Pech erdulden musste, Louise zu heißen – bereits in ihr Herz geschlossen. Wenn es jemandem zustand, einen Künstlernamen anzunehmen, dann Franks bedauernswerter Tochter. Louise Calabrese! Also wirklich!
    Trotzdem, ein sehr hübsches Mädchen. Frank hatte ihr ein Foto gezeigt. Und sie war so erfolgreich. Deshalb vermutete Eleanor, der Name würde das arme Ding nicht allzu sehr stören. Aber die schreckliche Sache mit diesem di Blase, den Frank »Barry« nannte, und der grauenhaften Greta Woolston, die Jack verlassen hatte … Wenn Eleanor auch nicht schlecht von
Leuten denken wollte, die sie nicht kannte – sie stimmte Frank zu, der diesen Barry »schmierig« fand.
    So köstliche neue Wörter brachte er ihr bei! In der Tat, eine lohnende Bekanntschaft. Verstohlen musterte sie ihn aus den Augenwinkeln. Zudem sah er gut aus, und er benahm sich wie ein Gentleman. Sie erinnerte sich nicht, wann ihr jemand zuletzt die Tür aufgehalten hatte – ihr Butler Richards natürlich ausgenommen.
    Frank besaß eindeutig bessere Manieren als der schreckliche Tim Lord. Wenn man sich das vorstellte, dieser Regisseur hatte den lukrativsten Film aller Zeiten gedreht – den Film über den Zeppelin, zu dem Miss Calabrese das Drehbuch geschrieben hatte! Kein Wunder, dass dieser kleine Mann so von sich eingenommen war! Trotzdem ist es rücksichtslos von Mr. Lord und seiner Frau, uns so lange hier festzuhalten, dachte Eleanor. Sie müssten doch merken, wie erschöpft wir sind.
    Stundenlange Besprechungen mit der Polizei, der Federal Aviation Association und der Presse … Auch jüngere Menschen würde das ermüden. Und Eleanor ging auf die fünfundsechzig zu – ein Geheimnis, das ihr natürlich niemand entlocken würde.
    Zumindest sollten der Gastgeber und die Gastgeberin die Zeitverschiebung berücksichtigen. Daheim war es jetzt nach Mitternacht! Sogar Alessandro schlief in seinem Körbchen.
    »Mrs. Townsend?« Erwartungsvoll beugte Vicky sich vor.
    O Gott, offensichtlich hatte sie eine Frage gestellt. Und Eleanor war so müde. Was war es bloß? Ach ja,
die Geschichte über Jack. »Nun, als kleiner Junge interessierte er sich nicht sonderlich für die Kunst. Und so ließ er sein Spielzeugauto im Louvre gegen eine Wand fahren. Ich merkte es nicht, bis der Museumswärter auftauchte und sagte: › Petit monsieur. ‹ So höflich, das Personal im Louvre, haben Sie das auch festgestellt? › S’il te plaît, ne conduis pas sur le mur. Bitte, nicht gegen die Wand …‹ Ist das nicht amüsant?«
    Tim Lords

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