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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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der Dusche verklang. Ein paar Sekunden später kam Jack aus dem Bad, ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Sonst trug er nichts.
    Und obwohl sie ihn oft genug noch spärlicher bekleidet gesehen hatte – in jedem seiner Filme, zu dem sie das Drehbuch geschrieben hatte -, seufzte sie erleichtert, weil der letzte Schluck Wein noch vor seinem Erscheinen durch ihre Kehle geronnen war. Andernfalls hätte sie womöglich nach Luft geschnappt und den edlen Tropfen ausgespuckt. Bei Jacks Anblick spürte sie, wie ihr Herz viel zu heftig gegen die Rippen hämmerte.
    »Wie sind die Steaks?«, fragte er.
    Hastig schaute sie weg. »Okay.«
    »Oh, großartig. Ich komme gleich und brate sie fertig.«
    Lou nickte. Glücklicherweise verschwand er im Schlafzimmer – hoffentlich, um etwas anzuziehen. Sicher war sie die einzige Frau in Amerika, die einem halb nackten Jack Townsend begegnete und wünschte, er würde sich etwas überziehen.
    Wahrscheinlich, weil sie die einzige Frau in Amerika war, die den Gedanken, dass Jack Townsend ihr Herz brechen könnte, nicht besonders angenehm fand.
    Ob er die unausgesprochene Bitte verstanden hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls kehrte er ein paar Minuten später aus dem Schlafzimmer zurück – vollständig bekleidet, jedoch nicht mit seinen eigenen Sachen. Auch er hatte offenbar eine gewisse Abneigung gegen seine Klamotten entwickelt. Ebenso wie Lou war er in ein Flanellhemd geschlüpft. Statt einer langen Unterhose trug er dazu Jeans, die dem Hausbesitzer gehörten.
Gegen ihren Willen konstatierte sie, dass sowohl das Hemd als auch die Jeans sich etwas zu eng an seinen Körper schmiegten.
    »Sehr gut«, murmelte er, ging zum Herd und drehte die Steaks um – deren Aroma Schwindelgefühle in Lous Kopf erzeugte. Oder es lag am Wein. Oder am Mann, der die Flasche entkorkt hatte. »Was haben wir denn sonst noch? Von Wildfleisch allein kann man nicht leben.«
    Er öffnete die Gefriertruhe und verhalf ihr zu einer wundervollen Ansicht des berühmten knackigen Hinterteils in den geliehenen Jeans. »Hurra!«, rief er und holte ein eisverkrustetes Etwas hervor. »Rahmspinat. Perfekt. Im Peter Luger Steakhouse könnten wir nichts Besseres bestellen.«
    Dann riss er die Packung des tiefgefrorenen Rahmspinats auf, warf ihn in eine Schüssel und schob ihn in die Mikrowelle.
    Lou, deren Kochkünste sich auf Toastscheiben und ein gelegentliches Eiersandwich beschränkten, musterte ihn verwirrt. »Dass du kochen kannst, wusste ich gar nicht«, bemerkte sie mit einer Stimme, die schwach und höflich klang. Gar nicht wie ihre eigene.
    »Klar«, antwortete er und drehte die Steaks noch einmal um. »Schon in meiner frühen Jugend habe ich mich selbst versorgt. Als Kind war ich ein heikler Esser. Was die Köchin servierte, lehnte ich ab …« Er zuckte die Schultern. »Bei uns daheim galt die Regel, wenn man nicht essen wollte, was die Köchin zubereitete, musste man sich selber verköstigen. Deshalb habe ich kochen gelernt.«
    Eine Köchin … Wie lässig er davon sprach – als wäre
jeder Mensch in einem Haushalt mit einer Köchin aufgewachsen.
    Aber wieso auch nicht? Jedenfalls stellte sich Jack viel geschickter in der Küche an, als Lou und Barry das jemals getan hatten. Und sie waren beide ohne Hauspersonal aufgewachsen. Hätten sie nicht ständig Essen bestellt oder an der Straßenecke etwas mitgenommen, wären sie wahrscheinlich verhungert, denn keiner von beiden hatte Lust gehabt, sich einen Topf zu schnappen und Spaghetti zu kochen.
    In diesem Moment erkannte sie, wie wenig sie über den Erben von Townsend Securities wusste. »Hast du … äh … Geschwister?« Schon wieder diese merkwürdige Stimme, die gar nicht wie ihre eigene klang …
    »Nein.« Jack füllte das zweite Glas mit Wein. »Nur ich und Mom und Dad.«
    »Oh«, sagte sie, weil ihr nichts anderes einfiel – au ßer der Tatsache, dass sein Hintern immer noch sehr reizvoll in den Jeans aussah. »Dann musst du dich sehr einsam gefühlt haben.«
    »Das glauben alle, die aus einer großen Familie stammen«, meinte er grinsend. »Aber wie sollte ich etwas vermissen, das ich niemals hatte? Und ich verstand mich sehr gut mit meinen Eltern.« Das Grinsen erlosch. »Zumindest, bis ich mich für den Beruf als Schauspieler entschied.«
    Zu ihrer Erleichterung grinste er nun nicht mehr. Wann immer er grinste, passierten sonderbare Dinge mit ihrem Puls, die ihr nicht gefielen. Am besten, sie würde das Thema seiner Berufswahl bis zum Schlafengehen

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