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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstie Papers
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amerikanisch aussehen in ihrem blauen Dress mit Minirock und Rollschuhen. Ich finde es einfach albern.
    „Hi, einen Tisch für eine Person?“, fragt sie mich mit künstlichem Barbie-Lächeln.
    „Hm, ja. Aber … Kann ich mir den Platz aussuchen? Ich müsste mir mal schnell einen Überblick verschaffen.“
    Mein Blick wandert durch das Restaurant. Direkt hinter dem Eingangsbereich sitzen im Halbkreis immer an der Fensterfront entlang vereinzelt Leute auf roten Ledersofas. In der Mitte des Raums thront eine Musikbox neben einer überdimensionalen Mickey-Mouse-Figur. Ich kann Leon auf die Schnelle nicht ausfindig machen, suche weiter im Hinteren des Raums, der sich wie ein langer Flur bis ans Ende zieht. Dort sitzen ein paar Leute, aber ich kann nichts erkennen.
    Kaugummikauend beobachtet die Kellnerin mich.
    „‘Nen Platz gefunden?“, will sie wissen.
    „Ja, bitte dort hinten irgendwo. Am Fenster, wenn’s geht.“
    Ich folge der rollschuhlaufenden Bedienung, vorbei an roten Kaugummiautomaten, bunten Blechschildern mit amerikanischen Autokennzeichen und unzähligen Stars-and-Stripes-Fähnchen. Dann sehe ich die zweite Sache, die ich nicht leiden kann. Eine hellblonde Frau, die ihre langen Haare auf die eine Schulter-Seite nach vorne geholt hat. Ich weiß sofort, dass sie Leon gegenüber sitzt, der mir den Rücken zudreht. Wieso greifen neuerdings die Frauen ihre Haare mit beiden Händen im Nacken zusammen, um sie dann mit einer Hand auf eine Seite nach vorne zu legen? Das werde ich nie verstehen. Es sieht vor allem auf der haarfreien Seite total bescheuert aus. Als habe man einen Zopf, der aber viel zu locker gebunden wurde. Ich finde Leons Begleitung vom ersten Moment an sehr doof, fixiere sie feindselig, während ich direkt hinter den beiden am Vierertisch Platz nehme. Das ist bestimmt Leons Freundin, aber was ist mit der Grinsefrau aus dem Schmuckladen? Vielleicht ist ja beides nichts Ernstes! Das wäre schön! Diese blöde Kuh Leon gegenüber kann ja nichts von Dauer sein, denn sie liegt völlig unter seinem Niveau.
    „Kann ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?“
    „Ein Wasser, aber ohne Eis, bitte“, sage ich, ohne Leons Nacken aus den Augen zu lassen. Er sieht auch von hinten einfach umwerfend aus.
    Auf einmal komme ich mir saublöd vor. Ich sitze keinen Meter von meinem Traummann entfernt, der ganz offensichtlich mit seiner Haar-nach-vorn-Freundin zu Mittag isst. Was verspreche ich mir davon, mir das hier anzutun? Will ich mich selbst quälen? Und überhaupt – ich habe überhaupt nichts davon, dass ich so nobel daherkomme mit meinem Perlenschmuck und den nagelneuen Peter-Kaiser-Pumps. Das interessiert die Männer offensichtlich nicht. Sie wollen ein hohles Blondchen wie die Madame hier vor mir. Vielleicht sollte ich endlich aufhören mit meinen hohen Ansprüchen an meine Mitmenschen. Vermutlich bin ich schon eine verhärmte Zimtzicke auf dem Weg zur vertrockneten alten Jungfer. Nico hat recht. Ich bin verklemmt und langweilig. Niemand interessiert sich für meine perfekt lackierten Fingernägel, wenn daneben eine Schlampe mit feuerroten Lippen ihre eindeutigen Signale aussendet.
    Leon und seine Begleitung sitzen sich stumm gegenüber. Viel zu sagen scheinen sie sich nicht zu haben, immerhin etwas Erfreuliches. Sie ist damit beschäftigt, ihre Haare auf der einen Seite zu halten. Dabei verkrampft sich ihre gesamte Körperhaltung, der Hals wirkt merkwürdig steif. Vermutlich haben sie kurz vor mir ihre Bestellung aufgegeben, denn auch sie sitzen noch auf dem Trockenen. Leon reckt die Arme nach oben und verschränkt sie dann hinter seinem Kopf, als wolle er einmal kräftig gähnen. Dabei stößt er aus Versehen gegen eine Pappfigur, die zwischen unseren Sitzreihen „Happy Meal“ wünscht. Erschrocken dreht er sich nach hinten, will herausfinden, was er da gerade angerempelt hat. In diesem Moment passiert es wieder. Wir sehen uns direkt in die Augen – und ums herum bleibt die Welt stehen.
    Ich merke sofort, was los ist, aber Leon braucht einige Sekunden. Das gibt es doch nicht! Ich kann mein Glück kaum fassen, es ist mir total egal, ob ich träume, verrückt bin oder mir das alles nur einbilde. Mit Leon allein in einer schockgefrorenen Umgebung; die blöde Blonde ausgeschaltet und auch sonst keine lästigen Mitmenschen – was hätte mir Besseres passieren können?
    Elvis hält seine Klappe, es ist mucksmäuschenstill. Die lästige Neonbeleuchtung, die gerade eben noch blinkte und ihr grelles

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