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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstie Papers
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wieder nicht erkennen sollte, kann ich mich auch direkt vom nächsten Berg stürzen.
    „Was denkst du gerade, Dornröschen?“
    „Ich denke, dass es vielleicht besser ist, wenn der Hamburger-Prinz mir keinen Kuss gibt. Denn sonst würde ich wohl aufwachen aus diesem Traum.“
    Wir stehen direkt vor der Tür, als ich das sage. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich mich so etwas traue, aber noch mehr kann ich glauben, dass Leon mich an sich zieht und beide Hände an mein Gesicht legt.
    „Kann ich es trotzdem wagen?“, fragt er leise. Ich spüre seinen frischen Atem, rieche das teure Leder und ringe nach Luft.
    „Wir könnten es versuchen. Ich mein – was haben wir zu verlieren?“, sage ich dumme Kuh. Dabei hätte ich es wissen müssen. In dem Moment, als Leon sich zu einem Kuss hinunterbeugt, ist der Zauber vorbei. Das Licht geht an, Elvis lebt und ich sitze auf der roten Bank hinter Leon und der blonden Haarfetischistin. Na, herzlichen Glückwunsch. Jetzt ist es offiziell: Ich bin total plemplem.

7
    „Ihr Wasser!“, ruft die rollschuhfahrende Kellnerin hinter mir her, als ich Hals über Kopf das Restaurant verlasse. Aber ich halte es nicht eine Sekunde länger in Leons Nähe aus. Ich muss hier sofort raus, bevor ich noch verrückt werde! Gleich nächste Woche vereinbare ich einen Termin beim Neurologen – irgendwas stimmt doch nicht mit mir. Das sind keine Tagträumereien mehr, das muss eine psychische Störung sein! Wie kann man minutenlang im Sitzen dermaßen glaubhaft träumen, dass man Dornröschen genannt wird? So etwas gibt es nicht mal im Märchen … So etwas gibt es nur bei Bekloppten!
    Meine Laune ist total im Keller, als Nico endlich auftaucht. Grußlos setze ich mich auf den Beifahrersitz.
    „Wartest du schon lange? Hör mal, tut mir leid, aber ich glaub, das war besser so für unsere Nerven. Also, wo fahren wir jetzt hin?“
    „Fahr mich zurück ins Ferienhaus.“
    „Du bist so eine Spaßbremse, Nela! Aber bitte, ich hab auch keine Lust mehr, dein Pausenclown zu sein.“
    Ich antworte gar nicht mehr . Niemandem werde ich verraten, was ich eben erlebt habe. Außer einem Arzt, wobei das vielleicht auch nicht klug ist. Nicht, dass ich direkt in eine Irrenanstalt eingewiesen werde! Es ist, als hätte jemand mein Sprachzentrum abgeschaltet. Weder Nico, noch meine Eltern können mir für den Rest unseres Harz-Urlaubs ein Wort entlocken. Einsilbig antworte ich auf die wichtigsten Fragen mit „Ja“ oder „Nein“, wünsche „Gute Nacht“ oder sage brav „Guten Morgen“. In mir rattert es nur unentwegt: Warum ich? Was stimmt nicht mit mir? Bin ich vielleicht einfach nur total liebesbedürftig und kompensiere diesen Mangel mit pubertären Wunschträumen? Es muss sich dringend etwas ändern in meinem Leben, damit ich nicht komplett durchdrehe. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass mir ohnehin kein Arzt helfen können wird. Da muss ich ganz alleine durch. Und ich weiß auch schon wie. Ich brauche schnellstmöglich einen Mann.
    ***
    Regentropfen perlen an den Fenstern der Apotheke ab. Was für ein trister, grauer Sommer! Ich schaue kurz hinaus zum Parkplatz, bediene dann meinen Kunden weiter.
    „So, Herr Kleinschmid, das hier ist Ihr Antibiotikum. Dreimal täglich, immer im 8-Stunden-Rhythmus; hat Ihnen der Doktor das erklärt?“
    Herr Kleinschmid schaut mich irritiert an.
    „Nein. Alle acht Stunden? Dann muss ich ja mitten in der Nacht raus.“
    „Ja, leider. Aber es ist wichtig, dass Sie sich wirklich daran halten. Kann natürlich auch mal eine halbe Stunde variieren. Auf jeden Fall können Sie mit der ersten Gabe gleich anfangen! Gute Besserung!“
    „Danke! Tschüss!“
    Hinter Herrn Kleinschmid taucht der nächste Kunde auf. Ich habe ihn eben schon gesehen, als er die Apotheke betrat und mich das erste Mal heute gefreut, dass meine Kollegen mich heute alle im Stich gelassen haben und auf einer Fortbildung hocken. Der neue Kunde sieht nämlich super aus! Mein Leon-Erlebnis im Harz ist jetzt drei Wochen her und so sehr ich mich auch bemühe – ich finde einfach keinen passenden Mann. Der eine ist mir zu langweilig, der andere zu klein, der nächste zu stillos. Trotzdem gebe ich nicht auf. Es ist sehr wichtig, dass ich Leon aus dem Kopf bekomme! Sobald er abends in meinen Träumen aufkreuzt, verfluche ich mich selbst. Nie wieder möchte ich so etwas erleben, auch wenn es wirklich schön war. Aber ich will nicht verrückt werden!
    Der mittelblonde Hüne stellt sich

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