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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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zu beider Überraschung fest, dass sie sich so gut verstanden, dass die Zeit wie im Nu verflogen war, als die anderen gegen neun plötzlich zusammenpackten und sich verabschiedeten. Peter berührte leicht ihren Arm. »Ich weiß nicht, wie das mit Ihnen ist, Helen, aber ich bin immer noch hungrig. Gleich hier um die Ecke gibt es ein nettes, kleines italienisches Restaurant. Hätten Sie vielleicht Lust, mich zu begleiten?«
    Später am Abend, als Peter sie zu Fuß nach Hause begleitete (er hatte keinen Führerschein, obwohl er, wie er ihr detailliert schilderte, im Krieg Panzerfahrer gewesen war), gab er ihr zum Abschied lediglich die Hand und wünschte ihr eine gute Nacht. Etwas enttäuscht ging Helen ins Bett. Am nächsten Morgen klopfte es draußen, und vor der Tür stand ein Blumenbote mit einem Strauß blassrosa Rosen. » Vielen Dank für den wundervollen Abend« , stand auf dem Kärtchen. » P.«
    Als sie ihn anrief, um sich zu bedanken, lud er sie ein, am Abend mit ihm essen zu gehen. »Warum kommen Sie nicht einfach zu mir?«, erwiderte sie in der Annahme, dass Peter es bestimmt schätzte, in einer häuslichen Umgebung ihren Coq au vin zu genießen, gefolgt von einer Crème brulée , beides früher Spezialitäten von ihr, als alle noch zu Hause waren.
    »Das wäre wunderbar«, antwortete er, und die Begeisterung in seiner Stimme nahm Helen die Verlegenheit, nachdem sie so forsch gewesen war.
    Sie kamen nicht einmal bis zum Nachtisch. Tatsächlich, dachte Helen, während sie sich in ihrem kleinen Schlafzimmer auszogen, war das Einzige, was dem hier nahekam, das mit Clive vor all den Jahren. Dabei war Peters Frau erst vor drei Monaten gestorben.
    »Willst du mich heiraten?«, fragte er hinterher. Und vor lauter Erstaunen, zusammen mit dem herrlichen Gefühl männlicher Verehrung (»Du bist wunderschön, Helen, wunderschön …«), sagte sie unwillkürlich: »Ja.«
    Grace hasste ihn vom ersten Moment an. »Er ist nicht mein Vater«, sagte sie, wenn Peter ihr vorschlug, beim Abwasch zu helfen. »Er hat kein Recht, mir zu sagen, was ich tun soll.«
    Wenigstens bemühte sich Caroline, sich mit Peter zu unterhalten, wenn sie zu Besuch war, obwohl sie seine direkte Art befremdlich fand. »Gib ihm eine Chance«, hätte Helen am liebsten gesagt. »Er ist Lehrer. Und Lehrer neigen manchmal dazu, so zu reden, als wüssten sie alles. Aber ich habe auch seine inneren Seiten kennengelernt.« Trotzdem war es nicht leicht. Peter konnte nicht verstehen, warum sie Grace so viel durchgehen ließ. Damit war gemeint, dass sie in der schulfreien Zeit jede Nacht spät nach Hause kam und von ihrem Ferienjobverdienst lediglich einen kleinen Betrag für die Miete beisteuerte. Als Helen und Caroline einen kleinen Mutter-Tochter-Zwist am Telefon hatten und Helen hinterher weinte, weil Caroline ihren Besuch am Wochenende abgesagt hatte, schließlich gäbe es »jetzt, wo dieser Peter da ist, nicht genügend Platz«, ließ Peter sie nicht ans Telefon, obwohl es permanent klingelte.
    »Sie will sich entschuldigen«, versuchte sie, ihm zu erklären.
    »Dann hätte sie nicht so unverschämt sein dürfen, Hellie.« Er nannte sie inzwischen bei ihrem alten Spitznamen, den Maggy ihr verpasst hatte. »Ich werde nicht zulassen, dass dich jemand schlecht behandelt.«
    Was sollte sie tun? Wenn sie sich gegen Peter stellte, würde ihre zweite Ehe vielleicht ebenso scheitern wie die erste. Dennoch blutete ihr das Herz bei der Vorstellung, dass ihre Tochter aufgelöst war. Das hatte erschreckende Ähnlichkeit mit ihrer eigenen Verzweiflung und Enttäuschung, als Charles wieder geheiratet hatte, die auch er empfunden haben musste, als die zweite Heirat seiner Mutter ihn veranlasst hatte, nach Borneo auszuwandern. Helen erkannte, dass sie und Bob, unabhängig davon, wie schlecht ihre Ehe auch gewesen sein mochte, wenigstens die Kinder gemeinsam hatten. Was hatte sie getan? Der bloße Gedanke jagte ihr einen kalten Angstschauer über den Rücken, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie um der Kinder willen nicht doch mit Bob hätte zusammenbleiben sollen.
    Dieses lächerliche Patt zwischen Peter und ihrer Ältesten hielt ungefähr drei Wochen an, bis Helen ihrem neuen Ehemann schließlich erklärte, dass sie ihn sehr liebe, aber dass sie beim nächsten Mal drangehen werde, wenn Caroline sich meldete.
    Er protestierte, und als Caroline dann schließlich anrief, plauderten die beiden Frauen höflich, als wäre nichts gewesen. Eine Weile lang herrschte

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