Pern 02 - Die Suche der Drachen
nebeneinander im Gras; Brekke hatte die Augen geschlossen. Ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Züge. F’nor beugte sich über sie und strich ihr das Haar aus der Stirn. Sie schlug mit einem Seufzer die Augen auf.
»Keine Reue, Brekke?«
Das Mädchen wandte sich ab.
»Oh, F’nor, was mache ich nur, wenn Wirenth aufsteigt?«
Hilfloser Zorn erfaßte F’nor. Er wollte sie schütteln und anschreien.
Aber da spürte er Canths beruhigende Gedanken: Ich bin so groß wie die meisten Bronzedrachen. Es klang fast, als sei er überrascht, seinen Reiter daran erinnern zu müssen.
F’nors Ausruf erschreckte Brekke.
»Natürlich! Warum soll Canth Wirenth nicht erobern? Beim Ei, er ist stärker als jeder Bronzedrache hier, einschließlich Orth.«
»Canth und Wirenth?«
»Weshalb nicht?«
»Aber ein Brauner hat noch nie eine Königin erobert…«
»Weil sie im allgemeinen kleiner und schwächer als Bronzedrachen sind und beim Paarungsflug nicht durchhalten. Aber Canth ist der stärkste, schnellste Braune von ganz Pern.«
»Hat sich so etwas schon einmal abgespielt?«
»Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit!« entgegnete F’nor ungeduldig.
»Oh, F’nor, ich wünsche es mir so sehr, aber ich habe Angst, eine Angst, die bis ins Mark geht!«
Kylara bebte vor Zorn, als die Männer sie einfach stehenlie-
ßen. Das sollte F’lar ihr büßen! Er allein trug die Schuld daran, daß die kleine Echsenkönigin ins Dazwischen geflohen war.
Die Weyrherrin strich sich über den zerkratzten Arm. Die Wunde brannte wie Feuer.
Wo war denn etwas Heilsalbe? Wo steckte diese Brekke?
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Überhaupt, weshalb standen alle Räume leer? Wich man ihr etwa aus? Himmel, wo steckte Brekke?
Sie füttert ihre Echse. Ich habe auch Hunger, erklärte Prideth so feindselig, daß Kylara sie erschrocken ansah.
»Beim Ei, deine Farbe ist ja ganz stumpf!«
Reuevoll begann sie Prideth zu streicheln.
Nun, sie wollte Brekkes grobes Bauerngesicht jetzt ohnehin nicht sehen. Und sie wollte schon gar nicht an die Echsen erinnert werden. Nicht jetzt. Widerliche Geschöpfe. Kannten keine Dankbarkeit. Und hatten keinen Verstand, sonst wäre das alberne Biest nicht so erschrocken gewesen. Prideth flog mit ihrer Reiterin zur Futterstelle und landete so unsanft, daß Kylara einen Schmerzensschrei ausstieß. Prideth etwa auch?
Aber die Königin stürzte sich so hungrig auf einen Bock, daß Kylara erst zu Bewußtsein kam, wie sehr sie das Tier vernachlässigt hatte. Sie wartete, bis Prideth satt war. Dann kehrten sie in den Weyr zurück, und sie rieb den Drachen gründlich mit Sand ab.
»Verzeih mir, Prideth! Ich habe mich in letzter Zeit wirklich zu wenig um dich gekümmert. Aber sie kränken mich so! Ich halte das nicht mehr aus. Warte nur ab, bald werden sie es nicht mehr wagen, auf dich und mich herabzusehen! Wir bleiben nicht in diesem trostlosen Weyr. Die schönsten Männer und die kräftigsten Bronzedrachen werden sich um unsere Gunst reißen!«
Prideth hatte die Augen geschlossen und atmete in kurzen Stößen. Sie bekam kaum Luft, so vollgestopft hatte sie sich.
Kylara sah ihre Königin besorgt an. Das durfte sie nicht mehr zulassen. Es war schlecht, wenn ein Drache zuviel fraß.
Ihr Arm begann wieder zu schmerzen. Sie hatte ihre Wherlederjacke ausgezogen, um Prideth abzureiben, und Sand und Staub war in die frische Wunde gedrungen. Plötzlich fühlte sich Kylara verschwitzt und schmutzig. Sie mußte ein Bad nehmen und sich von Rannelly einölen lassen. Aber zuerst 160
wollte sie sich etwas Heilsalbe von der kleinen Samariterin Brekke besorgen.
Sie kam an den Räumen der Jung-Weyrherrin vorbei und hörte ein helles, fröhliches Lachen. Erstaunt warf sie einen Blick durchs Fenster.
F’nor! Und Brekke?
Der braune Reiter strich so zärtlich über Brekkes Haar, daß es für Kylara keinen Zweifel gab. Die beiden hatten sich gefunden!
Kylaras Zorn flammte von neuem auf. Brekke und F’nor!
Wie oft hatte dieser braune Reiter ihre Einladung mißachtet?
Brekke und F’nor, das durfte nicht sein!
Da Kylara nach einiger Zeit weiterging, hielt es Canth nicht für nötig, seinem Reiter Bescheid zu sagen.
Robinton hatte sein neues Festgewand angelegt und starrte aus dem Fenster. Die Sonne stand jetzt über den Bergen von Fort. Das hieß, daß in Xelgar der Nachmittag hereingebrochen war und sich die Gäste allmählich versammelten.
T’ron vom Fort-Weyr hatte sich nur zögernd bereit erklärt, für seinen Transport zu sorgen,
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