Pern 02 - Die Suche der Drachen
Tillek Fäden gefallen waren. Also erzählte ich ihm von den anderen Verschiebungen. Aber er glaubte mir immer noch nicht.«
»Brachen die Geschwader rechtzeitig auf?« unterbrach F’lar sie kühl.
»Natürlich!«
Und wieder richtete Kylara sich auf.
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»Ich befahl Prideth, den Alarm zu geben.«
Sie lächelte hart.
»T’kul mußte handeln. Eine Königin lügt nicht. Und es gibt keinen männlichen Drachen, der ihr nicht gehorchen würde.«
F’lar biß die Zähne zusammen. T’kul vom Hochland galt als finsterer, verbissener alter Mann. So gerechtfertigt Kylaras Eingreifen war, ihren Methoden fehlte es an diplomatischem Geschick. Nun ja, mit T’kul sah es ohnehin schlecht aus. F’lar musterte verstohlen D’ram und G’narish, um zu sehen, welche Wirkung T’kuls Benehmen auf sie hatte. Sie schienen immer noch zu schwanken.
»Sie sind eine gute Weyrherrin, Kylara. Und Sie haben richtig gehandelt, vollkommen richtig«, lobte F’lar. Kylara warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. Dann jedoch runzelte sie die Stirn.
»Und was soll mit T’kul geschehen? Wir können nicht zulassen, daß er durch seine starre Haltung ganz Pern in Gefahr bringt!«
F’lar wartete. Er hoffte, daß D’ram darauf antworten würde oder ein anderer der Alten … Niemand kam ihm zu Hilfe. So sagte er schließlich mit einem Seufzer: »Es sieht so aus, als müßten auch die Weyrführer eine Sitzung einberufen.«
»Sitzung!« fauchte Kylara ungeduldig.
»Es wäre eure Pflicht, T’kul auf der Stelle zur Rechenschaft zu ziehen und …«
»Und was, Kylara?« fragte F’lar, als sie plötzlich abbrach.
»Und – nun irgend etwas muß doch geschehen.«
Sie wandte sich den anderen Männern zu.
In einer Situation, die beispiellos war? Wieder warf F’lar einen hilfesuchenden Blick auf D’ram und G’narish.
»Die Weyr sind nach alter Tradition autonom …«
»Eine schöne Ausrede, hinter der Sie sich da verstecken, D’ram!«
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D’ram zuckte mit den Schultern.
»Sie haben recht. Etwas muß geschehen. Sobald T’ron ein-trifft…«
F’lar überlegte, ob der Mann Zeit zu gewinnen versuchte. Er wandte sich an Kylara. Es gab in dieser Angelegenheit weit mehr zu klären als T’kuls unglaubliches Verhalten.
»Sie erwähnten, daß Ihre Echse Fäden frißt? Und darf ich fragen, woher Sie wußten, daß sie nach Nabol zurückgekehrt war?«
»Prideth sagte es mir. Wenn man die Tierchen erschreckt, fliegen sie an die Stelle zurück, wo sie ausgeschlüpft sind.«
»Und Sie nahmen das Tier zum Hochland-Weyr mit?«
»Nein. Ich sah, wie gesagt, Fäden über den Hochlandbergen und begab mich zu T’kul. Sofort! Sobald ich den Alarm gegeben hatte, flog ich nach Nabol weiter.«
»Sie erzählten Meron von dem unvorhergesehenen Fädeneinfall?«
»Natürlich.«
»Und dann?«
»Nahm ich die Echse mit. Ich wollte sie kein zweitesmal verlieren. Aber ich besorgte mir einen Flammenwerfer und schloß mich Merikas Geschwader an. Die Frau bedankte sich nicht einmal für meine Hilfe.«
Ihre Augen blitzten. F’lar fühlte, daß sie die Wahrheit sagte.
»Als meine Echse die Fäden fallen sah, schien sie plötzlich wie von Sinnen. Es gelang mir nicht, sie festzuhalten. Sie stürzte sich auf einen der Klumpen – und fraß ihn.«
»Gaben Sie ihr Feuerstein?« fragte D’ram. Sein Interesse war erwacht.
»Ich hatte gar keinen bei mir. Außerdem möchte ich, daß sie sich paart.«
Kylara sah mit einem sonderbaren Lächeln auf das Tier herunter. Dann fuhr sie fort: »Sie gräbt auch Nistplätze auf. Ich sah es nicht selbst, aber die Boden-Suchtrupps beobachten sie 176
dabei.«
»Ist das Hochland jetzt frei von Fäden?«
Kylara zuckte gleichmütig mit den Schultern.
»Wenn nicht, werdet ihr es erfahren.«
»Wie lange dauerte der Fädeneinfall an, nachdem Sie ihn entdeckt hatten? Und konnten Sie seine Grenze ausmachen?«
»Knappe drei Stunden, würde ich sagen. Das heißt, nachdem die Geschwader endlich eingetroffen waren. Und meiner Schätzung nach befand sich der vorderste Ausläufer tief in den Bergen.«
Sie schaute die Männer an, als erwartete sie einen Einspruch.
»Dort gibt es zum Glück nur Schnee und kahlen Fels. Ich überflog anschließend Nabol, aber Prideth entdeckte nichts.«
»Sie haben ganze Arbeit geleistet, Kylara, und dafür sind wir Ihnen, wirklich dankbar«, sagte F’lar, und die anderen Weyrführer nickten.
»Wir hatten bis jetzt innerhalb von acht Tagen fünf unvorhergesehene Einfälle«, fuhr er
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