Pern 02 - Die Suche der Drachen
gleichen Augenblick hörte Lessa Flügelrauschen über dem Weyr.
Lioth bringt den Saatmeister, erklärte Ramoth.
Der Bronzedrache landete vor dem neuentdeckten Weyreingang. Lessa konnte sic h nicht vorstellen, wozu Andemon hier gebraucht wurde. Sie wollte sich schon erheben, um nachzuse-hen, als Raids Stimme sie erreichte: »Ist dir auch klar, Junge, was für Probleme du heraufbeschworen hast?«
Jaxom stand mit trotzig vorgeschobenem Kinn da. Seine Augen glänzten.
»Ja, Baron Raid, ich kenne die Folgen meines Handelns.«
Das kam ohne eine Spur von Reue. Jaxom ließ in seiner Haltung deutlich erkennen, daß er sich gleichberechtigt im 248
Kreis der Barone fühlte.
Der alte Raid sah aus, als ob …
Lessa erhob sich, trat auf ihn zu.
»Nicht…«
Die Warnung kam so leise, daß Lessa anfangs dachte, sie habe sich getäuscht. Dann jedoch sah sie die Blicke des Harfners auf sich gerichtet. Der Mann war vollkommen nüchtern.
Mit einem Ruck war Baron Raid aufgestanden. Er hatte im Laufe der Jahre Fett angesetzt, und seine Schultern fielen schlaff nach vorn. Neben dem hochaufgerichteten schlanken Jungen wirkte er wie eine Karikatur.
»Du kennst die Folgen, sagst du? Weißt du auch, daß du nun im Benden-Weyr bleiben mußt wie alle anderen Jungreiter?
Weißt du, daß Ruatha seinen Herrn verloren hat?«
»Mit Verlaub, Sir, die hier anwesenden Barone können das nicht entscheiden. Dazu wäre eine Zweidrittel-Mehrheit aller Burgherren von Pern nötig«, entgegnete Jaxom ruhig.
»Ich bin jedoch gern bereit, meinen Fall dem Konklave vorzutragen. Es steht fest, daß Ruth kein normaler Drache ist.
Man sagte mir von Anfang an, daß er nur geringe Überlebenschancen besitzt. Der Weyr dagegen kann nur gesunde Drachen aufziehen, da er sie zum Kampf gegen die Fäden benötigt.
Vielleicht sollte man Ruth nicht als einen zu kleinen Drachen, sondern als eine zu große Feuerechse betrachten.«
Jaxom lächelte Ruth zu, als wollte er sich für seine Worte entschuldigen, und tätschelte liebevoll seinen Kopf.
»Meine erste Pflicht gilt der Burg, in der ich aufgezogen wurde. Hier auf Benden wären Ruth und ich nur eine Last.
Aber wir können Ruatha helfen, wie es die übrigen Feuerechsen tun.«
»Gut gesprochen, Baron von Ruatha, gut gesprochen!« rief Asgenar von Lemos. Larad vo n Telgar nickte ernst.
»Hmmh. Der Junge hat eine glatte Zunge«, knurrte Raid.
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»Dennoch ich muß dir den Vorwurf machen, daß du zuerst gehandelt und dann gedacht hast!«
»Das mag stimmen, Baron Raid«, gab Jaxom zu. »Aber ich mußte rasch handeln – um das Leben eines Drachen zu retten.
Mein Lehrmeister«, er deutete auf den schlafenden Lytol, »hat mir von frühester Kindheit an eingeschärft, die Drachen über alles zu ehren.«
Damit verbeugte er sich vor den Baronen und ging. Lessa atmete erleichtert auf. Der Junge hatte sich prachtvoll geschlagen. Nicht einmal der starre, alte Raid konnte sich seinen Argumenten verschließen. Er brummte zwar immer noch mißmutig vor sich hin, aber die Weyrherrin erkannte, daß er von Jaxoms Auftreten beeindruckt war.
Mit einem Seufzer wandte sie sich zum Gehen – und stieß beinahe mit F’nor zusammen. Die Sorgen der letzten Woche zeichneten sich noch in seinem Gesicht ab, aber er wirkte ruhig und gelöst.
»Wie geht es Brekke?« fragte Lessa.
»Sie schläft. Ich bin so froh, daß sie den Schock überwunden hat.«
»Ich auch.«
Erleichterung schwang in Lessas Stimme mit. Sie hatte sich ernste Vorwürfe gemacht, weil der Gedanke, Brekke noch einmal zur Gegenüberstellung zu bringen, von ihr stammte.
»Kommst du mit zu F’lar? N’ton hat Andemon, den Saatmeister, geholt, und ich möchte wissen, warum.«
Sie raffte ihre Röcke zusammen und eilte über den Sandbo-den.
»Nehmen Sie mich auch mit?« fragte der Harfner.
»Sie? Können Sie überhaupt noch so weit gehen?«
Robinton lachte.
»Lytol trinkt mich nicht unter den Tisch, Lady Lessa. Das schafft nur der Schmied.«
Als sie die Kammer betraten, in der F’lar die Pflanzenkästen 250
aufgestellt hatte, beugte sich der Saatmeister gerade über die Blätter des jungen Fellisbaums. Der Weyrführer beobachtete ihn angespannt, während N’ton ein wenig abseits stand.
Beim Anblick seines Halbbruders hellte sich F’lars Miene auf. Er ging F’nor rasch entgegen und drückte ihm die Hand.
»Manora sagte mir, daß Brekke sich wieder gefangen hat.
Ein Glück für uns alle! Schade nur, daß die Gegenüberstellung nicht geklappt
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