Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
nein, das würde mich viel zu sehr aufregen. Bitte nehmen Sie mir das noch ab. Wer ist es überhaupt?“
„Das werden Sie gleich erfahren. Wo ist das Telefonbuch?“
„Bemühen Sie sich nicht, ich habe die beiden Telefonnummern schon herausgesucht.“
Sie reichte Perry Clifton einen Zettel.
Bereits nach dem zweiten Klingelzeichen wurde der Hörer abgenommen.
„Ja, hier spricht Perry Clifton. Nach Rücksprache mit Mrs. Warbury habe ich folgenden Vorschlag zu machen, Mr. McLennie. Sie haben genau zehn Minuten Zeit, alle Negative, falls Sie mehrere Aufnahmen gemacht haben, sowie alle Vergrößerungen in einen Umschlag zu stecken und in Mrs. Warburys Briefkasten zu werfen...“ Clifton lauschte einen Augenblick, dann erwiderte er kühl: „Das kann ich Ihnen sagen, denn Sie irren, Mr. McLennie. Es gibt gar keinen Zweifel an Ihrer Urheberschaft. Wären Sie nicht der Fotograf dieses Meisterschusses, hätten Sie weder wissen dürfen, wer der Mann neben Mrs. Warbury war, noch wann die Aufnahme gemacht wurde. Also, in zehn Minuten — oder Mrs. Warbury verständigt eine Minute nach Ablauf dieser Zeit die Polizei.“
Clifton legte auf. Marjorie trat auf ihn zu. Blaß und ein wenig überrascht, sagte sie: „Ich habe, wenn ich ehrlich sein soll, auf den Musiker getippt.“
Clifton lächelte. „Und somit steht es, was die Vorurteile anbetrifft, eins zu eins. Leigh hielt Sie auch für ein nicht gerade besonders sympathisches Mitglied der Gesellschaft.“
„Oh...“
„Ich habe versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.“
„Ist Ihnen das gelungen?“
„Laden Sie ihn zum Essen ein, und fragen Sie ihn selbst!“
„Würde er denn kommen?“
„Nehmen wir es mal an
„Und was ist mit McLennie? Kommt der auch?“
„Ich zweifle nicht daran. Und es werden bis dahin bestimmt keine zehn Minuten vergehen.“
Perry Clifton sollte recht behalten. Bereits nach sieben Minuten trat McLennie aus dem Haus und überquerte, mit einem Umschlag in der Hand, die Straße. Dabei warf er keinen Blick nach oben...
Taschenspielereien
Perry Clifton saß an seinem Schreibtisch und legte gerade den Telefonhörer auf, als es klopfte.
„Herein!“
Eine junge Frau trat ein. An ihrem hellblauen Mantel und dem Namensschild auf der linken Brustseite erkannte Clifton, daß sie zum Verkaufspersonal des Kaufhauses Johnson & Johnson gehörte. Sie schien bemüht, sich ihre offensichtliche Aufregung nicht anmerken zu lassen. „Ich bin Mrs. Cobbelan von der Hemdenabteilung!“ sagte sie und sah Perry Clifton beunruhigt an. „Wissen Sie, ich dachte, daß es das beste sei, wenn ich gleich zu Ihnen ginge. Andere könnten vielleicht was Falsches denken.“
„Und was könnte Ihrer Meinung nach falsch sein?“
Sie nickte. „Ich habe doch im Untergeschoß wie alle anderen einen kleinen Schrank. Als ich mir vorhin ein paar Papiertaschentücher aus meiner Tasche holen wollte, steht etwas im Schrank, was mir nicht gehört.“
Perry Clifton sah überrascht auf.
„Und was ist das?“ erkundigte er sich.
„Ein länglicher Karton und darauf zwei nagelneue Krokodillederhandtaschen. Sogar die Preisschilder hängen dran.“
„War Ihr Schrank abgeschlossen?“
„Ja. Jemand muß einen zweiten Schlüssel haben. Am Schloß war nämlich keine Beschädigung zu sehen.“
„Und was enthält der Karton?“
Mrs. Cobbelan zuckte mit den Schultern. „Ich habe die Schranktür sofort wieder zugemacht und bin zu Ihnen gekommen. Ich habe keine Ahnung.“
Perry Clifton griff zum Telefon und wählte die Nummer 98. Es war die Haustelefonnummer von Mike Shadow, dem Chef der Lederwarenabteilung.
Kaum hatte Clifton seinen Namen genannt, sprudelte Shadow erregt los: „Hallo, Mr. Clifton, ich wollte Sie gerade anrufen, das muß Gedankenübertragung sein. Da ist was passiert. Auf dem Weg zum Lager zu uns sind aus dem Lastenaufzug zwei Krokotaschen und ein Karton mit einem Dutzend Kroko-Brieftaschen gestohlen worden. Ich schätze, der Verkaufswert beläuft sich auf weit über siebenhundert Pfund. Und was das schlimme dabei ist, der Dieb muß zum Personal gehören.“
„Ich habe bereits einen Tip bekommen, Mr. Shadow. Sie hören von mir, sobald ich mehr weiß.“
Clifton nickte Mrs. Cobbelan zu. „Kommen Sie, fahren wir hinunter.“
Schweigend fuhren sie in das Untergeschoß, und ebenso wortlos ging Anne Cobbelan zum Umkleideraum voraus.
An der Tür hielt Perry Clifton die Frau zurück und sagte: „Am besten ist es, wenn Sie hier warten. Würden Sie mir
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