Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
auch die vielen Fremden herumspazierten. Als es sechs schlug, hatte er es geschafft. Eilig strebte er heimwärts, wo er seine Beute ausgiebig betrachtete. Es handelte sich um einen Paß, dessen Eigentümer ein Däne namens Ake Kristofson war. Nach dem Eintrag 39 Jahre alt und in Sonderburg zu Hause. Zufrieden steckte Olav das Mitbringsel in die durchsichtige Plastikhülle zurück und rieb sich die Hände. Nicht er war der Kaufhausdieb, sondern ein Däne. Gleich morgen würde er sich ans Werk machen.
Einen Tag später!
Es war kurz nach 22 Uhr, als Olav aus seinem Versteck hervorkroch und den Weg in die Schmuckabteilung einschlug. Und er kicherte, weil er daran dachte, wie der Nachtwächter eben singend direkt vor seiner Nase vorbeimarschiert war. Jetzt hockte er sicher wieder unten in der Portiersloge und trank Grog. Olav klebte Leukoplaststreifen über die Glasvitrinen, bevor er sie zertrümmerte. So machte er fast keinen Lärm. Er zog die Handschuhe aus und holte einen kostbaren Ring nach dem anderen aus den Vitrinen. Zehn Stück steckte er sich an die Finger, 78 weitere wanderten in die Taschen. Nachdem er auch noch 24 goldene Uhren verstaut hatte, kam seine große Stunde: Er zog die Plastikhülle mit dem Paß aus der Tasche und ließ ihn zu Boden fallen. Dann streifte er sich seine Handschuhe über und machte sich auf den Rückzug.
Wohlbehalten landete er gegen 2 Uhr morgens wieder in seinem kleinen Häuschen am Rande der Stadt. Noch nie war er so glücklich und zufrieden eingeschlafen. Sein letzter Gedanke galt einem Dänen namens Ake Kristofson. Armer, alter Ake...
Dem Erwachen dagegen ging ein lautes Poltern an seiner Tür voraus. Und als Olav schlaftrunken öffnete und vor ihm der höhnisch grinsende Inspektor Büllgren stand, wußte er, daß er doch wieder irgendwas falsch gemacht hatte...“
John Melvin Pockers ließ sein Manuskript sinken und sah seine Zöglinge an. Und seine Stimme dröhnte zufrieden: „In genau vier Minuten lasse ich die Aufgabenzettel wieder einsammeln. Schreibt darauf, welchen Fehler dieser Trottel von Olav begangen hat!“
Und der schwergewichtige P ockers strahlte über alle gerundeten Backen, als er 22mal die richtige Lösung auf 22 Zetteln vorfand: Der Fehler waren die Fingerabdrücke auf der Paßhülle.
„100 Prozent!“ rief er. „Das bedeutet, daß ich für jeden eine doppelte Portion Eis spendiere!“ Das Hallo soll man — Ohrenzeugen berichteten es — bis nach Little Covenbridges Nachbarort Grand Covenbridge gehört haben...
Krimirätsel Nr. 1
Die Grillparty
Im Erdgeschoß des fast neuen Gebäudes befanden sich das Lager und die Verkaufshalle.
Im Obergeschoß lagen die Wohn- und Büroräume des Ledergroßhändlers Dave Bullright.
Das Geschehnis, von dem hier die Rede sein soll, ereignete sich am vergangenen Freitag, einem hellen, freundlichen Tag. Es war später Nachmittag.
Im ganzen Haus hielten sich nur noch Dave Bullright und der 58jährige Buchhalter Richard Webster auf. Während letzterer an einer plötzlich gewünschten Aufstellung der Lagerabgänge im Monat Mai arbeitete, saß Bullright vor seinem Schreibtisch und rieb sich leise stöhnend die Augen.
Seine Augen bereiteten ihm große Sorgen, die Seherei wurde immer schlechter. So brauchte er jetzt schon zwei Brillen von extremer Stärke, wollte er nicht fast blind durch die Gegend laufen.
Um 18 Uhr 10 erhob er sich und ging in seine Wohnung am Ende des Ganges, um sich umzukleiden.
Frau und Tochter weilten augenblicklich zum Seeluftschnuppern in Brighton, und so war er gezwungen, sich um alles selbst zu kümmern. Besondere Kümmernis bereitete ihm die Küchenarbeit. Deshalb aß er meist auswärts. An diesem Abend allerdings konnte er im Hause bleiben. Sein Nachbar, Sir Adam Walker, Präsident und leitender Direktor des Warenhauses Johnson & Johnson, hatte ihn zu einer Grillparty eingeladen.
Dave Bullright entschied sich für einen hellen Leinenanzug. Als er ausgehfertig zu Webster ins Büro trat, war es genau 18 Uhr 50.
Der Buchhalter war so in seine Arbeit vertieft, daß er erschrocken zusammenfuhr, als er plötzlich eine Hand auf der Schulter fühlte.
„Na, Mr. Webster, wie kommen Sie voran?“
„Ganz gut, Sir. Ich schätze, daß ich es in etwa einer Stunde geschafft habe.“
„Tut mir ehrlich leid, daß ich Sie noch um diese Arbeit bitten mußte, aber ich benötige morgen dringend die Zahlen für eine Kalkulation.“
„Das ist nicht weiter schlimm, Sir“, erwiderte Webster und fügte
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