Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
Forrester, und ich heiße Perry Clifton. Aber was wichtiger ist: wir suchen Tim Allen!“
„Soviel habe ich schon kapiert, Mister Clifton. Und es tut mir außerordentlich leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann.“
„Nicht will!!“
„Nicht kann!!“
„Nun, das wird Auslegungssache bleiben.“
„Ich löse Tim Allen immer an diesem Wochentag ab, Mister Clifton. Eine Vereinbarung, die bereits zwei Jahre alt ist.“
Der Hauptverdächtige verschwunden, ein Bootsverleiher behauptet, keine Ahnung zu haben, wer ihm das Motorboot zurückgebracht hat, ein weiterer Verdächtiger spurlos verschwunden, ein Polizist, der vor Angst zittert und in fremden Sachen herumwühlt — und noch keinen Schritt weiter, was die Hafendiebstähle anbetrifft. Das ist die nüchterne Bilanz, die sich Perry Clifton vorlegt.
Jeden Augenblick muß Tom Forrester mit seinen Aufzeichnungen kommen. Aber ob ihnen das weiterhelfen würde?
Perrys Vorschlag war es gewesen, ab sofort gemeinsam aufzutreten. War der Polizist vielleicht deshalb so entsetzt? Aber nein, dann wäre er ja heute nacht nicht dabeigewesen. Sollte Professor Mallory etwa gar recht behalten, daß Tim Allen eine Eintagsfliege ist und die Inselbewohner in ihnen nur zwei Schnüffler vom Zoll sehen? Perry schüttelt stumm den Kopf. Das kann auch nicht sein; dann hätte nicht ausgerechnet Tim Allen sie nach Little Stone gelockt.
Perry Clifton sitzt vor dem offenen Fenster und starrt geistesabwesend auf die glitzernde Oberfläche des Meeres hinaus, ohne es jedoch wirklich zu sehen...
„Hallo, Mister Clifton, schlafen Sie?“
Perry fährt zusammen und blickt Tom Forrester verdutzt an. Der lächelt. „Ich hatte geklopft und war auch nicht sonderlich leise beim Eintreten...“
„Ja, entschuldigen Sie, aber dieses Puzzlespiel beschäftigt mich voll und ganz, Es gibt so viel Ungereimtes darin...“ Perry läßt ein wenig hilflos die Schultern hängen.
„Na hören Sie, Mister Clifton, Sie wollen doch nicht etwa aufgeben? Das würde ja gar nicht zu Ihnen passen!“
„Ich muß gestehen, daß ich bei meinen bisherigen Fällen immer ein wenig Glück gehabt habe. Eine kleine unvorhergesehene Entdeckung, eine unvorsichtige Äußerung oder ein zufälliger Fund. Was wir dagegen hier auf Turny entdeckt haben, ist...“ Perry vollendet den Satz nicht. Es hat leise und zaghaft geklopft.
„Herein!“
„Guten Abend, Mister Clifton, guten Abend, Mister Forrester.“
Die beiden Männer sind überrascht.
„Guten Abend, Mrs. Rodger, woher kennen Sie denn Mister Forrester?“
In die von geisterhafter Blässe überzogenen Wangen Mary Rodgers tritt für Augenblicke eine leichte Röte.
„Hier auf der Insel gibt es nicht sehr viele Dinge, die für längere Zeit Geheimnis bleiben.“
„Bedrückt Sie etwas, Mrs. Rodger? Haben Sie Kummer oder Ärger? Sie sind seit gestern so verändert. Bin ich vielleicht der Grund Ihrer Verstimmung? Es würde mir aufrichtig leid tun.“ Zwei dicke Tränen rollen ihr über die Backen. Mit einer raschen, verlegenen Handbewegung versucht sie die Spuren zu beseitigen. Dann nickt sie heftig, und mit brüchiger Stimme sagt sie:
„Ich wollte Sie bitten, uns zu helfen. Sie, Mister Clifton — und Sie auch, Mister Forrester.“
Perry Clifton ist mit zwei Schritten neben Mary und ergreift ihre Hand.
„Mister Forrester und ich werden Ihnen gerne helfen!“
Mit einer vorsichtigen Armbewegung streift sie Ferrys Hand ab und geht zur Tür.
„Bitte, kommen Sie mit.“
„Und wohin?“
„In den Keller. Mein Vater erwartet Sie beide.“
Mary Rodger geht voran, Perry folgt ihr, Tom Forrester bildet den Schluß. Sie sind überrascht, als sie Mary vom Hausgang direkt in die Küche führt, in der ein. junges Mädchen hantiert. Es duftet nach frischgebrühtem Tee und gegrilltem Fleisch.
Mrs. Rodger hat eine Tür aufgestoßen und läßt die beiden Detektive vorgehen in einen Vorrats- oder Magazinraum, in dem es vor lauter vollen Kisten, Fässern, Säcken und Flaschen kaum noch Platz zum Stehen gibt.
Es riecht nach Zwiebeln, getrockneten Gewürzen, nach Holz, Rosinen und vergossenem Rum. Hier herrscht ein eigenartiges Halbdunkel. Mary steuert auf die linke Ecke zu, räumt zwei Säcke mit Zwiebeln zur Seite und bückt sich. Mit leisem Krächzen und Quietschen klappt die Falltür nach oben.
„Ich gehe voran.“
Als Tom Forrester die schmalen Stufen erkennt, brummt er: »Treppenstufen für Kinder. Da muß man ja seitwärts gehen.“
Schon nach wenigen Stufen macht
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