Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
und ich würde keine weiteren RHODAN-Romane mehr schreiben. Das vermieste mir meinen RHODAN-Erstling ganz gewaltig. Allerdings meldete sich so ungefähr ein Jahr später Willi Voltz mit der Nachricht, dass der Roman es bei den Lesern auf Platz 2 in der Hitparade für die Bände 700–799 geschafft hatte. Das relativierte das Urteil des Lektors ein wenig. Es muss aber hinter den Kulissen noch heftig gebrodelt haben, denn bis ich mein zweites Exposé zugeteilt bekam, ging noch eine Menge Zeit ins Land. Tatsache ist und bleibt aber, dass ich meine RHODAN-Karriere fast ausschließlich meinen Lesern zu verdanken habe.
Einer der Autoren, die anfangs absolut gar nichts von meinem Einstieg hielten, war K.H. Scheer. Aber nach ein paar Jahren, als wir zu zweit im Lift standen, wandte er sich plötzlich zu mir um und meinte, er müsse sich bei mir entschuldigen. Er sei der Meinung gewesen, eine Frau an Bord sei bei RHODAN absolut untragbar, aber da habe er sich geirrt. Ich sei gut, und ich solle so weitermachen. Der Mann hatte Charakter! Andere, die im Untergrund weiterwühlten, haben nie den Mut aufgebracht, mir ihre Meinung kundzutun. Genau das war der Grund dafür, dass ich es irgendwann leid war, bei jeder entsprechenden Gelegenheit einen Beitrag darüber abliefern zu müssen, dass meine Rolle als einzige Frau im Team mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden sei. Ich bin ein ziemlich gerader Mensch, und diese Heuchelei ging mir gewaltig auf den Keks! Mein schlimmster Gegner war und blieb Günter M. Schelwokat (der im Übrigen nicht nur mir das Leben schwer gemacht …). Am Ende hat er erreicht, was er wollte.
Bis Ende 1991 schrieb ich kontinuierlich für die SF-Heftserien ATLAN (ab 1974, Band 178) und PERRY RHODAN (ab 1976, Band 795), wobei ich für die ATLAN-Serie in drei Phasen auch die Exposés verfasste: Band 448–499, Band 510–532 und (teilweise, das heißt im Wechsel mit Peter Griese, was absolut überhaupt nicht funktionierte) von 699–760.
Es gab die ganze Zeit hindurch Differenzen, hauptsächlich mit Günter M. Schelwokat . Ab 1991 verschlechterte sich die ganze Situation rasant. Schließlich wurde die Lage für mich untragbar, so dass ich Anfang 1992 meinen Ausstieg aus der RHODAN-Serie erklärte. Das tat mir sehr weh. Noch schmerzhafter war das, was dann folgte: böse Briefe von mehreren Kollegen an die ›Nestbeschmutzerin‹ und einige Fälle von versuchtem Rufmord. (…).
Immer wieder wurde ich von Lesern gefragt, ob ich nicht vielleicht doch noch mal für die RHODAN-Serie schreiben würde. Abgesehen davon, dass das nicht in meiner Entscheidung lag: Es hätte durchaus Themen gegeben, mit denen ich mich gerne noch einmal beschäftigt hätte. Beim Garching-Con 2005 hatte die überwältigend freundliche Aufnahme durch die Leser mich schon fast weichgekocht. Aber zwischen mir und der Redaktion hat’s einfach nicht gefunkt. Ende August 2007 kam es in einem Forum auf der PR-Homepage zu einer Diskussion zu diesem Thema. Die Richtung, in die sich das Ganze entwickelte, verhalf mir zu der Einsicht, dass es an der Zeit war, das Thema PR-Mitarbeit endlich öffentlich und endgültig zu den Akten zu legen.«
Kurzbiografie: Marianne Sydow
Marianne Sydow wurde 24. Juli 1955 als Marianne Bischoff in Berlin geboren. Die finanzielle Lage ihrer Eltern machte es ihr unmöglich, das Gymnasium mit dem Abitur abzuschließen, und so musste sie sich zunächst ohne spezielle Berufsausbildung durchschlagen. Zur Science Fiction kam sie durch ihren älteren Bruder, der seine »Zukunftsromane« überall herumliegen ließ: »Mit zehn Jahren fand ich Roboter, Raumschiffe und Atombrände viel interessanter als Rübezahl und Märchenzwerg. Es überraschte mich nicht im Geringsten, als man mir umgehend mitteilte, solche Bücher seien nichts für Mädchen. Als Reaktion auf diesen Ausspruch entwickelte sich meine Vorliebe für SF zu einer Manie.« Und sie versuchte sich später selbst als Autorin: »Da es sich jedoch außerdem als unumgänglich erwies, etwas Geld zu verdienen, versuche ich mich unter verschiedenen Jobs. Unter anderem verkaufte ich Kartoffeln, Kohlen, Blumentöpfe und Vogelfutter, betreute etliche zehntausend Mark in Form einer gut gehenden Chinchilla-Zucht und betätigte mich als Telefonistin. Nebenher schrieb ich, aber der richtige Schwung kam erst hinein, als ich zur Hausfrau degradiert wurde.« Marianne Bischoff, die 1972 geheiratet hatte und seither Sydow hieß – dieser Ehe entstammt Sohn Ralph, Jahrgang 1972
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