Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung
die Funktionen reagieren nicht.«
»Was ist mit Robotern? Können wir Maschinen gegen de Soto einsetzen?«
»Sie kennen die Antwort: im Prinzip ja. Doch dieses Schiff verfügt über keine.«
»Was ist mit einem Überraschungsangriff?«, ließ Rhodan nicht locker.
»Mit bloßen Händen? Die Waffenkammern sind leer. Auch die der Notzentrale.«
Die Zeit wurde knapp. John fing auf, wie der General befahl, den Zünder der Sprengladung an Triebwerk 6 scharf zu machen.
»Unter diesen Umständen sehe ich keine andere Möglichkeit, als uns zu ergeben«, sagte Rhodan.
»Was?« Thora ruckte herum. »Haben Sie den Verstand verloren? Haben Sie schon vergessen, was diese Menschen Crest angetan haben?«
»Sie haben ihn vor Gericht gestellt.« Rhodan hielt ihrem zornigen Blick stand. »Aber bis dahin haben sie ihn gut behandelt. Sie wussten, wie wertvoll er ist. Und de Soto ist kein Dummkopf. Er will uns lebend. Aber er wird nicht lange Freude an uns haben. Sid González und Mercant werden uns herausholen.«
»Wenn sie uns finden! De Soto und Drummond sind keine Dummköpfe – Sie haben recht, Rhodan. Diese Menschen werden dafür sorgen, dass man uns nicht findet. Und dann ...« Tränen schossen in Thoras Augen. »Nein! Ich werde mich nicht ergeben.«
»Dann werden wir sterben!«
»Nein, sie werden sterben!«
»Was meinen Sie damit?«
»Dass wir keine Waffen brauchen, um mit de Soto fertig zu werden.« Sie zeigte auf das leuchtende Hufeisen. »Ich steuere die Funktionen des Schiffs. Unter anderem die Schleusen und Schotten.«
»Was nützt uns das? Wenn Sie alle Durchgänge verschließen, haben Sie die Soldaten eingesperrt. Aber das hindert sie nicht daran, die Triebwerke zu sprengen!«
»Ich denke nicht an Schließen, sondern an Öffnen.«
Rhodan musterte das leuchtende Hufeisen. »Das funktioniert nicht. Wir befinden uns auf knapp dreitausend Metern Höhe. Die Luft ist dünn, aber nicht dünn genug, als dass die Soldaten das Bewusstsein verlieren würden. De Soto wird Gelegenheit haben, die Sprengsätze zu zünden!«
»Nicht, wenn wir es richtig anfangen. Sie haben erlebt, welche Schubkraft die Triebwerke entfalten. De Soto und seine Leute werden hilflos am Boden kleben, bis wir den Weltraum erreichen ...«
Rhodan wurde schlagartig blass. »Wo sie ersticken! Das wäre Mord!«
»Falsch, Notwehr! Diese Menschen wollen uns umbringen, nicht wir sie.«
»Und wir sollen uns auf eine Stufe mit ihnen stellen? Nein!«
»Dann machen Sie einen besseren Vorschlag, Rhodan. Sie haben noch zwei Minuten und vierzehn Sekunden!«
John stöhnte. Es war zu viel. Die Wut Rhodans. Die Wut Thoras. Die Verzweiflung der Arkonidin. Die grimmige Entschlossenheit de Sotos. Die Angst der Soldaten, in Schach gehalten von der Disziplin, die man ihnen eingebläut hatte.
Der Telepath konnte sich nicht mehr erwehren. Aus fremder Wut wurde die seine, aus fremder Verzweiflung die seine. Er bäumte sich auf. Er wollte weg hier. Sich verkriechen. Allein sein. Endlich wieder allein. Und trinken. Der Durst ... »W... Wasser ... zu trinken ... Ich ...«
Rhodan beugte sich über ihn. »Gleich, John. De Soto wird Ihnen Wasser geben. Der General ...«
Thora unterbrach ihn. »Wasser!«, rief sie. »Das ist es!« Sie löste die Gurte, ging neben John Marshall in die Knie. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn. Die Finger muteten ihm eiskalt an. Die Berührung tat ihm gut.
»John, Sie sagen, de Soto hat keine Angst vor dem Tod. Aber jeder Arkonide, jeder Mensch, jedes Lebewesen hat vor etwas Angst. Sie haben in den Gedanken des Generals gelesen, dass die Narcos ihn und Drummond gefangen hielten, nicht?«
»J... ja.«
»Die Narcos haben ihn und Drummond gequält. Sie haben de Soto Angst gemacht. Mit Wasser!« Thora nahm die Hand von seiner Stirn, fasste die seine. »John, können Sie noch einmal horchen? Können Sie das bestätigen?«
»Ich ... ich kann es versuchen.« Der Telepath schloss die Augen, öffnete sich ganz de Soto, tauchte erneut in die Gedankenwelt des Generals ein. Kehrte zurück nach Afghanistan, in den Irak, nach Kolumbien ... und blieb dort hängen.
Eine Hütte im Dschungel. Durst, immer Durst. Ungeziefer. Ein Narco-Soldat, der sagt: »Du hast Durst? Wir geben dir Wasser!« Dann: ein Tisch. Vier Männer, die ihn festhalten. Ein Tuch spannt sich über sein Gesicht. »Hier hast du Wasser!«, sagt der Narco-Soldat. Kaltes Wasser spritzt über ihn. Ein Strom, der kein Ende nimmt, ihm über das Gesicht rinnt, den Mund, in die Nase, in
Weitere Kostenlose Bücher