Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott
Routine-Liquidation.« Spöttisch zuckte Emkhar-Tuur mit dem Kopf. »Lass es uns stilvoller machen. Ich bin dafür, wir hängen ihn an den Füßen auf und lassen ihn ausbluten wie ein Enjak an einem Bratstand. Abgehangen mag ich Gorrer am liebsten.«
»Typisch. Du denkst immer ans Essen! Alles geht durch die Mägen. Wenn er schon hingerichtet werden soll, sollten wir ihm die Haut abziehen und sein Kopffell an einen der Türme hängen, als Warnung für seine milchtrinkenden Artgenossen.«
»Nein! Wir hängen ihn an den Knöcheln auf. Ich will das Knacken der Gelenke hören.«
»Du bist so unzivilisiert! Da kannst du ihm ja gleich den Arm abreißen wie dem dämlichen Roboter und ihn verbluten lassen!«
»Vielleicht mach ich das ja auch!«
»Genug!« Hisab-Benkh trat zwischen die beiden. Seine Speiseröhre verkrampfte, ein Würgereiz stellte sich ein. Wenn es nach ihm ging, wurde an diesem Tag niemand hingerichtet. Ganz davon abgesehen, dass ihm die Grausamkeit seiner Art gegenüber Unterentwickelten zutiefst missfiel, war sie unpraktisch: Tote gaben keine Antworten. Wie es aussah, kannte sich der Gorrer gut in den Höhlensystemen unter Valkaren aus. Er war ihnen beinahe entkommen, was dafür sprach, dass er wertvoll sein konnte. Vielleicht würde er ihnen einen Plan des Geländes unter der Erde anlegen können oder sich mithilfe eines Translators anderweitig als hilfreich erweisen. »Es reicht. Das Göttergericht fällt aus. Ich habe genug von euren Eskapaden. Wir ...«
Der Gorrer spuckte ihm so unvermittelt vor die Stiefel, dass Hisab-Benkh verstummte. Helle Flüssigkeit bildete einen schuppengroßen Fleck auf dem Boden. »Ihr seid nicht Götter!«, brachte die Weichhaut in gebrochenem Topsidisch hervor. »Ihr seid ... Ungeheuer!«
Einen Augenblick war es still.
Hisab-Benkh überlegte, ob er die Worte sich eingebildet hatte. Das war verrückt. Woher sollte der Wilde ihre Sprache kennen?
»Er spricht Topsidisch!«, stieß Tisla-Lehergh aus.
Emkhar-Tuur starrte dem Gorrer derart verbissen auf den rechten Arm, dass sich Hisab-Benkh darauf gefasst machte, sie aufzuhalten, sollte sie versuchen, dem Humanoiden den Arm auszureißen. »Er hat den Tod doppelt und dreifach verdient«, grollte sie mit tiefer Stimme. »Nicht nur, dass er sich in das Sperrgebiet geschlichen hat – er hat sich mit seiner Impertinenz die Kenntnis unserer Sprache erschlichen! Das kann bloß bedeuten, dass er Böses in der Klaue verbirgt!«
Ein eifriges, zustimmendes Duftaussenden Tisla-Leherghs folgte. »Ja, dafür spricht auch seine heimtückische Falle mit den Steinen! Außerdem hat er das Berrak-Vieh abgerichtet! Es wollte mir die Augen auspicken! Er ist ganz schön schlau!«
Die Schwestern waren nun wieder ein Herz und eine Seele. Sie spielten sich verbal die Scheiben zu – wie die Teilnehmer eines Gan-Rakk-Turniers – und steigerten sich immer tiefer in ihre Aggressionen.
»Vielleicht ist er ein Untergründler. Einer, der heimlich Stein- und Speerfallen anbringt, um uns von seinem Planeten zu vertreiben.«
»Auf jeden Fall ist er hässlich. Und er stinkt! Er ...«
»... ist gefährlich.«
»Heimtückisch wie ein Kaltblütiger! Wir müssen ihn ...«
»... umbringen.«
Hisab-Benkh schlug mit der Schwanzspitze energisch auf den Boden. Augenblicklich verstummten beide. »Wir lassen ihn leben. Vorerst.«
5.
Rot
Eric Manoli
Die Arkonidin holte weit aus, das Gesicht zur Fratze verzerrt. Sie stieß einen heiseren Schrei hervor.
Manoli wich zurück. Ich soll eine Frau niederschlagen? Eine Gefangene, die vielleicht gar nicht kämpfen will? Er riss den Stab zur Abwehr herum – zu langsam. Die Spitze in Blau raste auf ihn zu wie ein Geschoss. Sie zischte Funken stiebend an der Deckung vorbei und traf sein Gesicht. Schmerz explodierte in Manolis Nasenwurzel. Schwache Stromschläge zuckten über seine Haut, bissen in die Knochen und blendeten ihn für mehrere Sekunden.
Stöhnend warf er sich herum, stürzte zu Boden. Er rollte ein Stück fort. Die Arkonidin stand breitbeinig über ihm. Trotz der eingeschränkten Sicht konnte Manoli sehen, wie sich ihre Brust hob und senkte. Das untere Ende der Rippenplatte zeichnete sich deutlich unter der schweißnassen Haut ab. Sie umkreiste ihn, wechselte den Stab von einer Hand in die andere.
»Ich mach dich fertig, Kolonistenweichling!«
Langsam kam Manoli auf die Füße. Sein Kopf dröhnte, und aus seiner Nase lief Blut. Es bahnte sich seinen Weg zu den Lippen, schmeckte bitter. Wie aus
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