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Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Eden
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dich tun.«
    Sie wandte ihm das Gesicht zu, und er erwiderte ihren Blick ruhig. Schließlich nickte Shahira, und er ließ sie los. Behutsam führte er sie zu einem Platz hinter ihrem Elternhaus und bedeutete ihr, sich zu setzen. Willenlos hockte Shahira sich auf den Boden und beobachtete, wie er im Haus verschwand und kurz darauf mit einer Schaufel zurückkehrte. Er ging auf dem Platz hinter dem Haus hin und her, prüfte den Boden und sammelte dabei immer wieder Steine auf, die er zu einem Haufen neben Shahira aufschichtete. Dann begann er zwei Gräber auszuheben. Die Arbeit war schweißtreibend und dauerte bis zum Nachmittag. Die Hitze der Mittagssonne brannte unerbittlich, doch er hob weiter den harten Boden aus. Shahira beobachtete ihn, und auch als die Hitze unerträglich wurde, blieb sie sitzen und sah ihm zu. In ihrem Kopf rasten die Gedanken, doch Shahira konnte keinen von ihnen fassen. Sie fühlte sich betäubt und wusste, dass, wenn die Taubheit erst einmal nachließe, der Schmerz zurückkäme. Und sie wusste nicht, ob sie dem gewachsen wäre.
    Als die Gräber fertig waren, ging der Djinn ein letztes Mal zurück ins Haus. Er brachte hintereinander zwei in Teppiche gewickelte Körper heraus, und erst in diesem Moment verstand Shahira wirklich, was sie verloren hatte. Schluchzer drängten ihre Kehle hoch, doch sie verbat sich, zu weinen. Sie würde sich erst wieder gestatten zu weinen, wenn ihre eigene Schuld gesühnt war.
    Behutsam bettete der Djinn die Leichen ihrer Eltern in die Erde. Er sah sie an, und Shahira trat an die offenen Gräber, um einen letzten Blick auf die Menschen zu werfen, die sie am meisten geliebt hatte. Sie konnte in Worten nicht ausdrücken, was sie fühlte, und sie kannte kein Gebet, das sie hätte sprechen können. Wortlos wandte sie den Blick ab, und er begann, die Gräber wieder zu füllen.
    Im Abendrot kehrten sie in die Höhle zurück. Shahira hatte alles zurückgelassen und besaß nur noch die Kleider, die sie am Leib trug. Aber im Augenblick schien das keine Rolle zu spielen.
    Sie setzte sich in eine der Felsspalten und schloss die Augen. Sie wollte die Welt einfach ausblenden, vergessen, was gewesen war. Vielleicht sogar schlafen. Doch jedes Mal, wenn der Schlaf sie einzufangen versuchte, hörte sie die Schreie der Sterbenden und spürte die Hitze der Flammen auf ihrem Gesicht.
    Irgendwann musste sie doch kurz eingenickt sein, denn der Geruch von gebratenem Fleisch weckte sie. Die Erinnerung vermischte sich mit der Gegenwart, und sie schreckte auf. Desorientiert sah sie sich um. Der Djinn hatte ein Feuer entfacht, und über den züngelnden Flammen erkannte sie die Umrisse eines Feldkaninchens. Übelkeit stieg in ihr auf, und sie wandte den Kopf ab, um tief einzuatmen.
    Er hatte bemerkt, dass sie wach war, und kam zu ihr herüber. »Iss«, sagte er und hielt ihr etwas von dem toten Tier hin. Shahira schüttelte heftig den Kopf. »Nein.«
    »Du musst.«
    »Ich will nicht.« Sie schüttelte den Kopf noch heftiger und wich zurück.
    »Du musst essen.«
    Shahira fuhr sich über den Mund. »Wozu? Ich bin allein und kann mich nicht mehr unter Menschen wagen. Ich bin ausgestoßen, und es wäre besser, wenn ich sterbe.«
    »Du musst weiterleben, um dich an dein Dorf zu erinnern. Wenn die Bruderschaft tötet, dann sorgt sie auch dafür, dass ihre Opfer vergessen werden.« Er senkte den Blick und stocherte in den Flammen. »Solange du lebst, hat die Bruderschaft nicht gewonnen. Du wirst dich an die Namen der Toten und ihre Gesichter erinnern. Du wirst wissen, was ihnen angetan wurde. Du musst das Gedächtnis deines Dorfes werden.«
    »Wie kann ich das?«, fragte sie ihn verzweifelt.
    Er rückte näher und berührte ihre Stirn. »Indem du nicht vergisst, Shahira. Lebe. Und bewahre die Erinnerung.«
    Seine Hand war warm auf ihrer Stirn und linderte die Verzweiflung ein wenig. Seine Fingerspitzen strichen ihr die schwarzen Haarsträhnen aus der Stirn und über die Spur der Tränen auf ihren Wangen. Sie schloss die Augen, schlug sie aber gleich wieder auf. Sein Blick lag auf ihr, glitt ebenso wie seine Finger zärtlich über ihr Gesicht und ihren Körper.
    Shahira befeuchtete ihre trockenen Lippen. Er ließ von ihr ab und ging zu einer anderen Nische, in der er einen Schaffellbeutel aufbewahrte. Er reichte ihr den Beutel, und sie löste den Korken. Im Innern schwappte Wasser, und Shahira merkte erst jetzt, wie durstig sie war. Den ganzen Tag über hatte sie nichts getrunken; gierig setzte sie

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