Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
undeutlich zu ihm vor. Sie musste sich durch den brüllenden Kopfschmerz kämpfen, der in Ahmans Kopf tobte. Nur langsam verstand er ihre Worte und öffnete mühsam die Augen. Das Licht der Lampen brannte grell in seinen Augen, und er kniff sie wieder zusammen. Er lag auf dem Rücken, den Kopf in ihren Schoß gebettet, und wollte diesen Zustand in diesem Augenblick um nichts auf der Welt ändern.
»Langsam«, flüsterte sie an seinem Ohr, und er spürte ihre weichen Hände auf seinen Wangen. »Lass dir Zeit aufzuwachen.«
»Wo sind sie?«, murmelte er im Gegenzug. Sie beugte sich tiefer zu ihm; er fühlte ihre langen Locken über sein Gesicht und seinen Hals gleiten. »Der Mann mit Bart hockt auf der anderen Seite des Raumes. Sein Komplize sitzt neben dem Kalifen auf dem Bett.«
»Lebt der Kalif noch?«
»Ich weiß es nicht. Seit sie mich hergebracht haben, liegt er schon da und sagt nichts. Ich kann auch nicht erkennen, ob er noch atmet. Aber ich habe keine Wunden oder Blut gesehen.«
»Dann gibt es noch Hoffnung«, murmelte Ahman.
»Sieh an, der Held des Volkes ist erwacht. Wie erfreulich, dann können wir ja beginnen.«
Janika ließ ihn los, und Ahman setzte sich mühsam auf. Sein Kopf schien regelrecht zu explodieren, und Schmerz brüllte darin wie ein verwundeter Tiger. Er war völlig hilflos – und gleich würde er mitansehen müssen, wie die Liebe seines Lebens ermordet würde.
Shahira schleuderte den Dolch, ohne weiter darüber nachzudenken. Sie hörte noch Kians Schrei hinter sich, doch es war bereits zu spät – sie hatte die Waffe dem Mann entgegengeschleudert, den Kian nur »der Alte« nannte, um ihn davon abzuhalten, Janika den gezückten Dolch ins Herz zu stoßen.
Es war eine instinktive Handlung gewesen, und auch wenn ihre Hand den Dolch noch nicht so geschickt werfen konnte, wie sie es sich gewünscht hätte, reichte es doch, um den Alten an der Schulter zu verletzten. Die Spitze der Klinge schlitzte den Stoff seines Kaftans auf, und Blut sickerte hervor.
Der Alte wirbelte herum und sah Shahira am Fenster stehen. Erschrocken zuckte sie zurück und ließ den Vorhang fallen; dabei wäre sie fast vom Mauervorsprung gefallen und mehrere Meter in die Tiefe gestürzt, wenn Kian sie nicht aufgefangen hätte. »Was hast du getan?«, fragte er.
»Ich konnte nicht zulassen, dass er sie tötet«, versuchte sie sich zu verteidigen. Zu ihrer Überraschung schimpfte er nicht, sondern lächelte sogar. Zu einer Antwort kam er aber nicht, denn der Vorhang wurde zur Seite gerissen, und ein gebogener Dolch durchschnitt die Luft nur wenige Zentimeter von Shahiras Bauch entfernt. Kian fluchte, packte sie um die Taille und zog sie mit sich, außerhalb der Reichweite des Dolches. Der Besitzer beugte sich aus dem Fenster und entdeckte sie auf der äußersten Ecke des Mauervorsprungs. Eine Narbe zog sich vom Kinn des Mannes bis über den Hals. »Kian!«, zischte er. »Wie hast du Made es geschafft herzukommen?«
»Das Höhlenlabyrinth in den Bergen«, erwiderte Kian und drückte Shahira an sich, damit sie nicht versehentlich stürzte.
Der Mann im Fenster knurrte und beugte sich weiter vor. »Töte sie endlich«, brüllte der Alte von innen, und der Mann mit der Narbe am Hals nickte grimmig, den Dolch zwischen die Zähne geklemmt.
»Verdammt«, fluchte Kian und sah sich hastig um. Shahira tat es ihm gleich und fand einige Risse in der Mauer. Sie deutete mit einem Nicken in diese Richtung, und Kian gab einen zustimmenden Laut von sich, als er erkannte, was sie meinte. »Beeile dich«, murmelte er in ihr Ohr und half ihr, die letzten Zentimeter auf dem Vorsprung zu bewältigen, um näher an die natürlichen Kletterhilfen zu kommen.
Gerade als Shahira sich außer Reichweite des Dolches gebracht hatte, war der Mann aus dem Fenster geklettert und bedrohte Kian mit seiner Waffe. »Verräter«, knurrte er.
»Ich habe niemanden verraten«, erwiderte Kian und zückte seinen eigenen Dolch. Es war ein gefährliches Unterfangen – beide Männer mussten sich mit einer Hand am Fensterrahmen festhalten, wenn sie nicht in die Tiefe stürzen wollten. Dennoch war keiner der Männer gewillt aufzugeben. Grimmig beobachteten sie sich, warteten ab.
Shahira hatte mehrmals innehalten müssen. Immer wieder hatten ihr Kaftan und der Schal sich in den Mauervorsprüngen und Verzierungen an den Außenseiten der Wände verhakt und sie festgehalten. Irgendwann hatte Shahira den Schal einfach von ihrem Kopf gezerrt und weggeworfen.
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