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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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sagte sie, bückte sich, packte den Unterschenkel und brach das Bein im Gelenk, dass es senkrecht nach oben stand. Hubert Ninefingers röhrte seinen Schmerz mit einem Schrei hinaus, der kaum noch etwas Menschliches hatte.
    „Geh nicht weg, ich bin gleich wieder da!“, sagte sie höhnisch und ging zurück in das Haus. Wie Ninefingers gesagt hatte, fand sie ihre Kiste in dem zweiten Kellerraum auf der rechten Seite. Sie suchte sich ein Seil, band es um die Kiste, um diese besser greifen zu können, und dann trug sie ihre Beute mit spielerischer Leichtigkeit hinauf.
    Auf der Straße lag Hubert Ninefingers stöhnend und mit halb abgerissenem Bein und blutete vor sich hin. Als er Lady de Ville bemerkte, die mit ihrer Kiste auf der Schulter das Haus verließ, versuchte er sich mit den Händen fortzuschieben.
    Melissa de Ville stellte die Kiste neben dem gebrochenen Mann ab und nahm darauf Platz. Wie neugierig musterte sie ihr Opfer.
    „Wir hätten es so schön haben können, Hubert!“, sagte sie mit samtener Stimme. „Aber du musstest ja gierig werden!“
    „Miststück!“, blubberte Ninefingers in einem letzten verbalen Aufbäumen und das war sein letzter Fehler.
    „Ach halt’s Maul!“, fauchte Lady de Ville und ihre Augen glühten rot auf vor Wut. Hasserfüllt trat sie gegen das gebrochene Bein, das noch weiter aus dem Gelenk gerissen wurde. Hubert brüllte vor Schmerz auf. Wie eine Katze über einem Sittich war Melissa de Ville über ihm, griff ihm in den Mund, schloss ihre Finger über seinen Zähnen und riss ihm mit einem gewaltigen Ruck den Kiefer ab. Blut spritzte und Ninefingers bäumte sich gurgelnd auf, schlug um sich und trat mit dem linken Bein nach Melissa.
    „Ich sagte, du sollst die Fresse halten!“, brüllte sie den Verstümmelten an, fing den lahmen Tritt ab und hielt das Bein fest.
    „Du kapierst es nicht, wie?“ Sie zerrte den blutenden, entstellten Mann hinter sich her. Sie liebte die kleinen Strafexpeditionen, die ab und an fällig wurden.
    Am Ende der Straße befand sich ein öffentlicher Brunnen zur Trinkwasserversorgung und neben diesem ein abgenutzter Holzpfahl von vielleicht fünf Fuß Höhe, an dem man sein Lasttier beim Wasserschöpfen anbinden konnte. Melissa de Ville zog das hoch, was von Hubert Ninefingers übrig war, packte ihn links und rechts an den Schultern und hielt den schweren Mann hoch, als sei er eine Spielzeugpuppe.
    „Du bist ein Arsch, Ninefingers, und alle sollen es wissen!“, flüsterte Lady de Ville mit verzerrtem Gesicht, stemmte den Mann hoch über ihren Kopf und rammte ihn mit aller Wucht auf den Pfahl.
    Hubert Ninefingers starb eine gute Stunde später, umstanden von der halben Einwohnerschaft der Straße.

Der Golem war von dem offenen Fuhrwerk, mit dem die deutschen Soldaten und der englische General ihn auf die Insel gebracht hatten, in einen geschlossenen Kastenwagen verladen worden, wie er auf Londons Straßen allgegenwärtig war. In der Stadt war das Risiko zu groß, dass ein Neugieriger die Plane lüftete und erblickte, was sich darunter verbarg.
    Courtyard war den Rest seiner Wartezeit ohne das Mittel des Doktors ausgekommen. Die Schmerzen hatten in ihrer Intensität nachgelassen und waren nur noch ein erträgliches, dumpfes Gefühl im Hintergrund.
    Schnell war ein Stellplatz gefunden, nur zwei Straßen entfernt, wo die Männer den Wagen mit dem Golem unterbringen konnten. Der General hatte sie dann in den Gasthof geschickt und ihnen frei gegeben. Drei Tage zur freien Verfügung und Geld in den Taschen, da waren die Männer schnell mit dem Ausspannen der Pferde fertig und hatten sich abgemeldet, bevor Wimmer die Sachen des Generals auf das Zimmer gebracht hatte.
    Am folgenden Morgen lag Frost in den Straßen und der Regen war in pappigen Schnee übergegangen, der in den Ecken schon liegen blieb. Wimmer hatte sich für die erste Wache freiwillig gemeldet. Dem General ging es nun von Stunde zu Stunde schlechter und Wimmer hatte sich schon gefragt, ob er die Nacht überstehen würde, aber das Mittel, das der Doktor ihm verschrieben hatte, wirkte wohl auf die eine oder andere Art und gab ihm wieder Kraft. So erschien es Wimmer immer wahrscheinlicher, dass er sein Versprechen, den Vampir zu bekämpfen, wenn der General sterben würde, bevor er selbst es tun konnte, vielleicht wahr machen musste.
    Der General hatte die ganze Nacht über gewacht, doch nichts war geschehen. Niemand war gekommen oder gegangen und selbst in den anderen Wohnungen waren nur

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