Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
hat’s mich gelehrt!“, gab Rebekka zurück. „Ich will ja auch nicht als Scharfschütze in meinem Hause sitzen. Auf die nahe Distanz werd ich schon sauber treffen, seid gewiss!“
Sie legte die Messer, die Meister Johannes nach ihren Wünschen zusammengestellt hatte, zu dem Paar Reiterpistolen in den Beutel und schloss die Klappe.
Die Summe, die sie Meister Johannes zahlte, war nicht unerheblich, aber Rebekka legte noch ein gutes Stück Geld dazu, mit dem Hinweis, es wäre ihr lieb, wenn niemand davon erführe, was sie sich da für ein Arsenal zugelegt habe. Meister Johannes gelobte dies, und soweit man weiß, hat er sich zeitlebens daran gehalten.
Zu Hause angekommen breitete Rebekka ihren Kauf auf dem Küchentisch aus. Da gab es Messer verschiedenster Länge und Breite, zwei lange Stilette mit kunstvollen Giftzügen, ein Paar Reiterpistolen mit Steinschloss, Pulverhörner, Kugelzange, Bleibarren, um Kugeln zu gießen, eine lederne Schleuder nebst Schleuderbleien und ein Falchion, ein Ding irgendwo zwischen Schwert und Hausmesser, das Rebekka als Ersatz für eine Axt ebenso gut dienen mochte, wie um unliebsame Zeitgenossen auf Abstand zu halten. Denn sie würde die Stadt verlassen, und etwas sagte ihr, dass sie nie zurückkommen würde.
Rebekka gähnte. Sie war seit zwei Tagen ununterbrochen auf den Beinen gewesen, aber noch gönnte sie sich keine Pause. Erst musste sie mit allem fertig sein, was nötig war um zu reisen. Sie nahm die Messer, Dolche und Pistolen und begann dann, die Waffen in ihren Scheiden und Holstern in die Kleidung einzunähen. Nach und nach entstanden im Lauf der Stunden Kleidungsstücke, die die Waffen völlig verbargen. Einige der Sachen, wie die hohen Stiefel, die bis zum Schritt hoch reichten, und der lederne Hut, stammten aus dem Fundus ihres Vaters. Sie musste schmunzeln, als sie die Scheide eines Messers innen an einem der Stiefel anbrachte. Im oberen Teil am Knie befand sich eine versteckte Tasche und sie fand noch ein nettes Stück Münzen darin. Ihr Vater war ein vorsichtiger Mann gewesen. Sie prüfte den anderen Stiefel, und auch dort befand sich eine Tasche, darin ebenfalls ein paar Münzen und noch eine Karte. Rebekka besah sich die Karte und fand sie nur verwirrend. So steckte sie sie zurück, fügte noch ein paar mehr Münzen hinzu und verschloss die versteckte Tasche wieder. Vielleicht würde sie sich später Zeit nehmen und sich die Karte einmal genauer ansehen.
Rebekka seufzte, als sie mit allem fertig war, das sie sich vorgenommen hatte. Ein Letztes noch, dann würde sie etwas Schlaf nachholen und nach dem Aufwachen würde sie sich auf den Weg machen.
Sie klaubte aus den abgetrennten Kleidungsteilen einen ledernen Flicken heraus, der groß genug war für den Zweck, dem sie ihn zugedacht hatte. Rebekka schnitt das Leder zurecht und nähte es dann an den Rand von ihres Vaters Hut. Als sie fertig war, stand ein lederner Streifen vorn vom Hut ab, sodass noch ein Streifen zwischen Hut und Leder frei war. Rebekka strich ihr Haar zurück und stülpte sich das Gebilde über. Der Hut saß tief in ihrer Stirn und der Lederschurz verbarg Nase und Mund, ja, eigentlich konnte man von Rebekkas Gesicht überhaupt nichts mehr sehen. Der Hut war nun eine Maske. Nichts Besonderes in Zeiten, da Gestank allerorts eine Belästigung bildete, wo viele Menschen zusammenkamen.
Zufrieden mit ihrer Arbeit setzte sie die Maske wieder ab. Sie wusch sich, kleidete sich für die Nacht und ging zu Bett. Sie war todmüde und würde schlafen, ohne von den Gedanken an Elisabeth wachgehalten zu werden.
Doch ein paar Gedanken liefen ihr noch durch den Kopf, nachdem sie die Kerze neben ihrem Bett gelöscht hatte.
Nach dem Aufstehen würde sie losgehen. Es war jetzt nicht mehr abwendbar! Sie würde Rache nehmen! Sie hatte sich umgehört in der Stadt. Wenn es ein Vampir gewesen war, dann musste es ein fremder gewesen sein, denn wäre es ein Einheimischer, so hätte der doch sicherlich schon zuvor gemordet! Es waren an den fraglichen Tagen nur drei Fremde im Viertel gewesen. Die Seemänner waren in Quarantäne und durften ihre Schiffe nicht verlassen, was auch streng überwacht wurde. Es musste also einer der Fremden sein, der ein Vampir war. Da gab es einen Holländer, ein Kaufmann und sehr modisch gekleidet, dann einen schwindsüchtig wirkenden, blassen jungen Mann, der nach Berichten des Gastwirtes an einem Tag in allen Kräuterläden gewesen sein sollte, die es in der Stadt gab, und der wohl wirklich
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