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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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vertane Chance  …
    Der Branntwein betäubte wenigstens für eine Zeit die trüben Gedanken. Masud ließ die scharfe Flüssigkeit durch die Kehle laufen. Am meisten fehlten ihm Gespräche … es war so öde, allein hier unten!
    Kurz darauf schnarchte Masud laut. Die leere Flasche entglitt den schlaffen Fingern seiner Hand und zerbrach auf dem Steinboden.

Der Holländer ließ Wein bringen und wir setzten uns in die Ledersessel am Fenster. Die Kälte der Verliese saß mir noch in den Knochen und mich fröstelte. Ich musste kurz an den armen Jungen denken, der dort unten Wache hielt. Er musste dort ausharren, während ich schon wieder in der Wärme war.
    Die Falle war aufgestellt und wir würden morgen die Burg verlassen, um ungesehen zurückzukehren. Ein Kurzaufenthalt im Gasthof, um unsere Abreise publik zu machen und dann eine Rundfahrt mit der Kutsche, dann würden wir in die Burg zurückkehren.
    Das würden wir morgen tun, aber heute war noch Zeit genug, sich mit dem Inhalt der Walnusskästchen zu beschäftigen. Er lag zwischen mir und dem Holländer auf dem Tisch. Die Kralle, der Zahn und der Silberstab. Der Stab bestand auch aus anderen Materialien, wie Elfenbein und Gold, doch war Silber das vorherrschende Metall. So nannten wir ihn den Silberstab. Van Strouts Diener hatte das Leydensche Glas aufgestellt, als wir in den Verliesen waren, und nun konnte ich mir den Silberstab genauer ansehen. Das Gerät bestand aus einer verstellbaren Anordnung von Linsen und Gläsern über einer Art kleinem Schraubstock, der dazu diente, das zu betrachtende Stück fest positionieren zu können. Also spannte ich den Silberstab vorsichtig in die Vorrichtung ein. Die Spannbacken waren mit Samt überzogen und das Stück somit vor dem Verkratzen geschützt. Eine sehr sinnvolle Einrichtung, wie ich fand. Nun rückte ich an das Gerät heran und schaute durch die Linsen. Das Bild war völlig unscharf. Mir war bekannt, dass die Brennpunkte der Linsen aufeinander abgestimmt werden mussten, wozu sicher die Schrauben an den optischen Elementen dienten. Ich drehte an den Stellschrauben, bis ich ein klares Bild hatte. Wenn ich nun einzelne Linsen in den Weg des reflektierten Lichtes schwenkte, bekam ich stärkere Vergrößerungen, hatte allerdings auch nur einen kleineren Ausschnitt des Ganzen im Blick.
    Die Feinheiten der Darstellungen auf dem Stab waren unglaublich! Wer mochte diese winzigen Details gearbeitet haben? Er musste ein wahrhaft großer Künstler gewesen sein! Ich konnte erkennen, dass die Darstellungen Szenen zu sein schienen, und so griff ich zu Papier und Stift und begann, die Szenen abzuzeichnen, soweit mir das mit meinen beschränkten künstlerischen Fähigkeiten möglich war.
    Die Darstellung wickelte sich in einer Spirale um den Stab und es dauerte eine ganze Weile, bis ich alles abgebildet hatte. Dabei beschränkte ich mich auf die Figurendarstellung und die dargestellten Zeichen. Die Ornamente stellte ich nur schematisch mit ein paar groben Linien dar.
    Van Strout saß geduldig neben mir und wartete.
    Schließlich legte ich den Stift beiseite und richtete mich auf. Mein Rücken schmerzte, denn ich hatte über drei Stunden vornüber gebeugt dagesessen und auf den Stab gestarrt. Zu Beginn meiner Zeichenarbeit hatte ich noch versucht, die Geschichte oder Botschaft hinter den Szenen zu verstehen, doch hatte ich das bald aufgegeben und mich völlig auf die Darstellung des Gesehenen konzentriert. Die Bilder waren so detailreich, dass sie meine ganze Aufmerksamkeit forderten und doch war ich mir sicher, nur einen Bruchteil des ins Silber Geschnittenen in meinen Zeichnungen hatte festhalten können. Nun, es musste uns genügen, denn meine Augen schmerzten nicht weniger, als mein Rücken es tat.
    Ich stand auf und reckte meine steifen Glieder.
    „Was meint Ihr, Van Strout, welche Geschichte wird hier erzählt?“, wandte ich mich an den Holländer, bekam aber keine Antwort. Van Strout war eingeschlafen. Ich hatte so vertieft gearbeitet, dass ich nicht bemerkt hatte, dass mein Gastgeber in Schlaf gesunken war. Ich legte die Zeichnung auf den Tisch und zog mich leise zurück. Van Strouts treue Dienerschaft würde ihn wecken und in sein Schlafgemach bringen. Ich gab in der Küche, die nächtens Dreh- und Angelpunkt des Lebens in der Burg war, Bescheid, dass Van Strout eingeschlummert sei und man ihn zu Bett bringen möge und auch ich mich nun zurückziehen würde.
    Noch während ich mich bettfertig machte und als ich in den

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