Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
belieferte, schon auf dem Weg zum Palais gezeigt. Die Angestellten trugen auffällige rote Schürzen, wenn sie im Dienst waren, und konnten schlecht übersehen werden, selbst im dichtesten Getümmel nicht.
Der Vampir versicherte seinen Mitstreitern mehrfach, dass er genau spüren würde, wenn die Dame heimkäme.
„Es ist wie eine leichte Übelkeit, die sich langsam steigert, wenn ich Euch einen Vergleich nennen soll. Sie wird das Gleiche fühlen, wenn ich mich ihr nähere. Da ich dies nicht tue, sondern in meiner Wohnung bleiben werde, bis Ihr mich in Euch aufnehmt, von Steinborn, wird sie ein gleichbleibendes Gefühl haben und so annehmen, ich würde mich kaum oder nur in einem engen Umfeld bewegen.“
Um nicht aufzufallen gingen die drei die Straße auf und ab und benahmen sich, als würden sie über die Architektur sprechen, die sich ihren Augen darbot. Das war eine glaubwürdige Begründung für ihr Verhalten, denn London galt zu dieser Zeit für Reisende vom Kontinent als führend, was neue Baustile anging.
Als die Dunkelheit einsetzte, machten sie sich auf den Rückweg zu Georgios Behausung. Das Gebäude war weniger prachtvoll, zeugte aber von Geschmack und bot durch seine ungewöhnliche Aufteilung genug Möglichkeiten, versteckte Räume unterzubringen. Die Wohnung des Vampirs war so in den Bau integriert, dass selbst langjährige Bewohner des Hauses den Eingang nicht bemerkten oder sich gar fragten, was hinter dieser nie geöffneten Tür liegen mochte.
Der Architekt, der den Bau errichtet hatte, war von Georgios genau instruiert worden, wie der Bau anzulegen sei, und der Vampir hatte nicht nur seine kleine Bleibe so integrieren lassen. Es gab noch einige Räume mehr, die er nutzte, um Dinge zu lagern oder versteckt zu halten.
Einer dieser Räume barg jedwede Art von Waffen, die man sich vorstellen konnte, von der groben Axt bis hin zu komplizierten Mechanismen und Schusswaffen, die selbst dem erfahrenen Soldaten von Steinborn noch nie vor Augen gekommen waren.
Georgios wählte eine Anzahl von martialischen Gerätschaften aus und verteilte sie an Rebekka und den Freiherrn.
„Mir ist Euer Arsenal bewusst, Monsieur Anquin,“ sagte er mit einem leicht spöttischen Unterton, den er meist einlegte, wenn er Rebekka in Abwesenheit anderer bei ihrem Tarnnamen nannte. „Dies hier ist als Ergänzung gedacht, denn möglicherweise könnt Ihr Eure eigene Waffensammlung nicht mitführen, wenn Ihr gezwungen sein solltet, Euch beispielsweise als Angestellte des besagten Lieferanten zu tarnen. Dann mag Euch dies hier zur Verteidigung dienen …“
Georgios zog eine Art langes Stilett aus einem bleistiftdünnen Etui. Ein Griff aus geschnitztem Elfenbein ging in eine sehr dünne Klinge ein, die drei Schneiden hatte. Die Klinge war von einem seltsamen Muster durchbrochen und nur an der Spitze auf zwei Zoll scharf geschliffen. Die Klinge funkelte in einem rötlichen Widerschein, als der Vampir sie zwischen den Fingern drehte.
„Dies ist ein florentinisches Stilett mit sogenannten Giftzügen. Die Durchbrüche sind mehr als nur dekoratives Element. Die Klinge wurde in ein starkes Gift getaucht, welches schon bei oberflächlichen Verletzungen den Tod des Gestochenen nach sich ziehen würde. Aber keine Sorge …ich habe das ursprüngliche Gift, das die Dame Borgia hat benutzen lassen, durch ein anderes Mittel ersetzt. Ein Mittel, das in Vergessenheit geraten ist. Es hat auch seine Vorzüge, ein sehr langes Leben zu haben. Vor ein paar Jahrhunderten noch kannte jeder bessere Quacksalber diese Mittelchen und Arzneien. Es wurde genutzt, um Kranke ruhigzustellen, und bei schwierigen Operationen benutzten es die Doktoren, um den Probanden in einen künstlichen Schlaf zu versetzen. Es wirkt sehr schnell und länger als Opiate. Wenn ihr jemanden damit stecht, wird es Euch kaum gelingen, bis fünf zu zählen, bevor die Ohnmacht den Gestochenen überwältigt.“
Er stieß die Waffe in ihre Scheide zurück und überreichte sie Rebekka dann mit dem Griff voraus.
„Es wäre mir eine Beruhigung, dies bei Euch zu wissen!“, sagte er sanft. „Gegen Lady de Ville wird es nichts ausrichten, doch ihre Bediensteten werden damit schnell außer Gefecht gesetzt sein, sollte dies nötig werden.“
Rebekka nahm wortlos die Waffe an sich und verstaute sie in den Falten ihres Umhanges. Sie trug ihre „Monsieur Anquin“–Verkleidung, obwohl das in der riesigen Stadt, in der sie niemand kannte, eigentlich nicht unbedingt nötig war, doch
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