Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
anderen zur Kenntnis bringen oder lieber weiterhin auf dem Posten ausharren sollte, als sie von Steinborn um die Ecke kommen sah. Sie schilderte ihm ihre Beobachtung, und der Freiherr stimmte ihr zu, dass sie die Observation abbrechen konnten. Nun hieß es, den königlichen Hoflieferanten im Auge zu behalten.
Der braune Wallach war ein prächtiges Tier, aber trotzdem unauffällig genug. Georgios, der nun George Drake hieß, hatte Wert auf ebenso schmuckloses Zaumzeug und einen schlichten Reisesattel gelegt. Das Haus hatte seine Stallungen auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes und sie waren nur über einen separaten Eingang in der Parallelstraße zu erreichen. Die Reiter oder Reisenden konnten aber zu Fuß durch das Innere des Gebäudes zu ihren Wohnungen gelangen, ohne um den halben Häuserblock gehen zu müssen.
Für George Drake war dort eine Nische frei gehalten, aber da er sie jahrelang nicht benutzt hatte, standen dort allerlei Dinge, die die Hausbewohner dort abgeladen hatten. George hatte eine gute Stunde gebraucht, um genug Platz für das Tier zu schaffen. Es würde nicht lange dort bleiben müssen. Er spürte, dass Lady de Ville kommen würde. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr und George beeilte sich, das Pferd zu versorgen. Er musste das Drachenherz noch vorbereiten …
Das Anwesen, das der Familie des Generals gehörte, war ein verschachteltes altes Fachwerkgebäude im südenglischen Stil der Zeit und bot reichlich Platz für die Männer. Courtyard hatte sich sofort nach der Ankunft zurückgezogen und nach dem Hausarzt rufen lassen. Die Dienerschaft war vorbereitet, dass „der junge Herr“ kommen würde. Der Engländer hatte in Gravesend einen Boten mit der Nachricht der bevorstehenden Ankunft vorausgeschickt, damit alles vorbereitet werden konnte.
Sie wurden von des Engländers Schwager begrüßt, einem rundlichen Mann, der eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte, die den Briten zumeist abging. Courtyard hielt nicht viel von dem Mann, den seine Schwester geehelicht hatte, doch konnte er außer dessen Trägheit nichts Negatives über den Menschen vorbringen. Der alte Soldat konnte wohl einfach mit der pazifistischen Einstellung seines Schwagers nicht anfangen.
Wimmer hatte es übernommen, die Männer, die so wenig englisch sprachen wie er selbst, über den weiteren Plan zu unterrichten. Auf der Fahrt hatte der Brite ihm genau erklärt, was er vorhatte.
Der General hatte gute Kontakte zu ein paar alten Militärs gehalten, von denen einige nicht eben legalen Tätigkeiten nachgingen. Einer dieser Männer war ein ehemaliger Major der britischen Armee, der jetzt sein schmales Salär, das er als Invalide vom Staat bezog, mit Schmuggelei und Schiebereien aufbesserte.
McPherson kannte jede Prostituierte, von der teuersten Courtisane bis zur billigsten Nutte, er kannte jeden Zuhälter, Taschendieb und jedes Schlitzohr von den Ufern der Themse bis nach Soho und selbst bis ins Parlament hinein. Und er kannte nahezu jeden Beamten, und nicht wenige standen auf seiner Lohnliste. Der Mann konnte selbst in diesem Pfuhl, der sich Stadt nannte, jeden und jedes finden.
Wimmer konnte auf Grund der mangelnden Sprachkenntnisse die Aufgabe, McPherson aufzusuchen, nicht erfüllen, und dem Personal des Hauses traute Courtyard nicht zu, den gerissenen Schlawiner McPherson richtig zu nehmen. Er würde das selbst tun müssen. Courtyard hatte Angst, sein Leben würde vorher zu Ende sein.
Der Hausarzt, ein alter, hagerer Herr in einem zu weiten Rock, der schon seinen Eltern als Hausarzt zur Seite gestanden hatte, war nicht wenig erstaunt, den General hier in England anzutreffen. Die Meisten wähnten ihn noch auf dem Kontinent. Er hatte sich in den letzten Jahren kaum in seiner Heimat aufgehalten, so war das Erstaunen bei seinem unerwarteten Erscheinen nicht verwunderlich.
„Ja, alter Freund“, seufzte Courtyard. „Einmal mehr in der Heimat, und ich fürchte, ich werde auch nicht mehr fortkommen. Es geht zu Ende mit mir.“
Er schilderte dem alten Doktor seine Krankheit, und der bestätigte die Meinung seiner Kollegen vom Festland. Er hielt den Verlauf der Krankheit für tödlich endend, genau wie sie. Wie lange der General noch hatte? Tage, Wochen, vielleicht Monate. Das konnte keiner sagen.
„Ihr mögt Euch noch eine Weile auf dieser Erdenkugel aufhalten oder morgen früh nicht mehr erwachen. Beides habe ich bei derlei Erkrankungen schon erlebt, Sir“, sagte der Arzt mit einer hilflosen Geste.
„Ich
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