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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Araber, und die ganze Welt rüstet zum Krieg gegen die Türken. Aber diese Männer sind nicht unsere Freunde, wenn du das wissen willst.«
    »Und die Frau?«, fragte Andrej nervös.
    »Sie wollte nicht mit ihnen gehen«, sagte Lucio. »Sie hat kein Wort geredet, vielleicht ist sie ja stumm, aber man konnte ihr anmerken, dass sie große Angst hatte.«
    »Und Don Corleanis?«, fragte Abu Dun.
    Auch jetzt antwortete Lucio nicht sofort, sondern rang einen fühlbaren Moment mit sich selbst. Er war unschlüssig, ob er ihnen trauen konnte oder nicht, und wie sollte es auch anders sein?
    »Er ist …«, begann Lucio, brach dann ab, um erneut zu überlegen. Doch dann nickte er, als hätte er sich in Gedanken eine Frage gestellt und auch gleich beantwortet.
    »Er ist nicht unser Freund«, setzte er neu an. Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er ihnen noch immer nicht traute, es aber darauf ankommen ließ. »Er ist ein schlechter Mensch, so wie auch die, die für ihn arbeiten. Sie sind Verbrecher. Viele von denen, die heute hier leben, waren früher einmal in Corleanis zu Hause. Es waren ehrliche Menschen, die vom Fischfang gelebt haben.«
    »Und dann sind Corleanis und seine Piraten gekommen und haben sie vertrieben«, vermutete Abu Dun.
    »Ja«, antwortete Lucio hart. »Es war ein wenig komplizierter, aber es lief darauf hinaus. Corleanis liegt ideal, und, um ehrlich zu sein, es ist nicht das erste Mal, dass es Schmugglern als Versteck dient. Kaum jemand weiß von seiner Existenz, und es gibt nur eine Handvoll Männer, die die Fahrrinne überhaupt kennen.«
    »Und warum habt ihr es euch gefallen lassen?«, fragte Abu Dun.
    »Nicht weil wir feige waren«, antwortete Lucio ein bisschen empört. »Aber diese Verbrecher sind von einer neuen Sorte. Keiner guten.«
    »Gibt es denn Verbrecher von einer guten Sorte?«, fragte Andrej.
    Lucio maß ihn mit einem Blick, als fragte er sich, in welche Kategorie er ihn einordnen sollte, schüttelte dann aber nur den Kopf und fuhr an Abu Dun gewandt fort: »Keiner von uns hat Angst davor, sein Hab und Gut zu verteidigen oder seine Heimat. Aber diese neuen Verbrecher sind anders. Wenn du dich wehrst, dann rächen sie sich nicht an dir, sondern deiner Familie. Erschießt du einen von ihnen, dann töten sie am nächsten Tag nicht dich, sondern deinen Sohn oder deine Frau und deine Tochter. Das ist gottlos und feige!«
    Dem konnte Andrej kaum etwas entgegenhalten, auch wenn er sich fragte, ob es wohl gottgefälliger war, einen Mann zu töten, der sich keines schlimmeren Verbrechens schuldig gemacht hatte, als sein Eigentum und seine Heimat zu verteidigen.
    »Sie haben gedroht, das ganze Dorf auszulöschen, wenn wir verraten, dass es sie gibt«, sagte Lucio.
    »Und außer den tapferen Leuten hier weiß niemand, dass diese verschwiegene Bucht existiert?« Es gelang Andrej nicht, zu entscheiden, ob Abu Duns Stimme nun ungläubig oder spöttisch klang. Wahrscheinlich beides.
    »Niemand, der einen Sohn oder eine Tochter hat«, antwortete Lucio bitter. »Oder einen Bruder oder einen Vater.«
    »Kein Wunder, dass er uns nicht traut«, sagte Abu Dun auf Arabisch – was gewiss nicht dazu angetan war, das Misstrauen des Mannes zu zerstreuen. Auch wenn er recht hatte.
    »Und kein Grund, länger hierzubleiben«, antwortete er in derselben Sprache.
    »Wir müssen Ayla suchen.«
    »Ich weiß, wo sie ist«, antwortete der Nubier treuherzig. »Schwimmen wir zurück zum Schiff, oder schwenken wir eine weiße Fahne und bleiben hübsch still stehen, bis sich ihre Kanoniere eingeschossen haben?«
    Er wartete Andrejs Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich wieder in der Landessprache an den Geistlichen. »Haben sie gesagt, wohin sie die Frau bringen wollen oder was sie mit ihr vorhaben?«
    Lucio schüttelte nur den Kopf und stellte seinerseits eine Frage. »Gehört sie euch? Ist sie eine Verwandte von dir?«
    »Ewas in der Art«, antwortete Abu Dun. »Wir suchen sie. Mehr musst du nicht wissen. Aber wir haben nichts mit diesen Soldaten zu schaffen. Und Don Fettsack und seine Männer sind auch nicht unsere Freunde.«
    »Dann kann ich euch nicht helfen«, sagte Lucio.
    »Und du willst es auch nicht«, vermutete Andrej.
    »Vielleicht doch«, warf Abu Dun rasch ein. »Du kennst dich hier aus?«
    »Ich bin hier geboren«, antwortete Lucio.
    Und wahrscheinlich zeit seines Lebens nicht weiter als fünf Meilen von hier weggekommen, vermutete Andrej. Aber er hatte auch verstanden, worauf Abu Dun hinauswollte,

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