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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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des sechzehnten Jahrhunderts wurde den Juden in einem Stadtteil namens Getto ein neuer Wohnort zugewiesen - zwangszugewiesen, um genau zu sein. Seitdem wird das Wort in diesem Sinn verwendet. Was haben Sie mit Ihrer Schulter gemacht?«
    »Ich …« Hogart stutzte. Er hatte heute auf die Armschleife verzichtet, umso mehr erstaunte ihn die Beobachtungsgabe dieses Mannes. »Während eines Brandanschlags auf Ivonas Haus wurde ich angeschossen.«
    »Oh je, in welcher Welt leben wir nur?« Vesely schüttelte den Kopf. »Haben Sie das Mädchen gerettet?«
    »Das hätte ich gern, aber es war umgekehrt«, gab Hogart zu.
    »Das Mejdl ist in Ordnung!« Vesely zwinkerte Ivona zu, die ihnen schmunzelnd folgte.
    »Welche Musik hören Sie?«, fragte Vesely.
    »Meinen Sie die Frage ernst?«
    »Natürlich - nur zu!«
    »Duke Ellington, Muddy Waters,John Lee Hooker …«, begann Hogart aufzuzählen, verstummte aber sofort, als er die gequälte Miene seines Gegenübers sah.
    »Bitte! Verschonen Sie mich«, bat Vesely. »Wenn ich Musik sage, dann meine ich Musik.’lch spreche von Klassikjunger Mann!
    Behelligen Sie mich nicht mit diesem neumodischen Krawall. Ich möchte nur eines wissen: Sind Sie eher der Seite von Wagner und Beethoven zugetan oder halten Sie es mehr mit Mozart und Vivaldi?«
    John Lee Hooker - neumodisch’? Doch Hogart wollte den Mann nicht unnötig aufregen. »Die Moldau von Smetana ist ein schönes Stück«, äußerte er schließlich. Mehr fiel ihm dazu nicht ein.
    »Junger Mann …« Vesely legte Hogart den Arm auf die Schulter. »Sie lügen nicht besonders gut, aber ich glaube, an Ihnen sind Hopfen und Malz nicht gänzlich verloren. Mein Sohn sagte mir, Sie wollten mich sprechen. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Anscheinend war damit das Eis zwischen ihnen gebrochen, denn Vesely hörte konzentriert zu, als Hogart über ihre Ermittlungen zu reden begann. Er musste aber nicht viel über die Mordserie erzählen. Als Drucker und Setzer im Ruhestand, wie Vesely sich selbst bezeichnete, machte er jeden Morgen einen Spaziergang zum Kaffeehaus, um dort aufmerksam die Tagespresse zu lesen, wo seit Monaten in beinahe jeder Ausgabe über die Verbrechen berichtet wurde. Erst als Hogart die ominösen Fundorte, die schwarzen und weißen Tücher, die den Leichen eingeritzten Buchstabenpaare und die auffällige Beziehung zum Schach erwähnte, wurde Vesely hellhörig.
    »Die beiden Mörder wollen eine Botschaft zum Ausdruck bringen. Falls wir herausfinden, worum es sich dabei handelt, kommen wir ihrer Ergreifung einen Schritt näher«, schloss Hogart.
    »Ach, es sind zwei Mörder?«
    An dieser Stelle schaltete Ivona sich in das Gespräch ein. »Die Polizei hat diese Information bisher geheim gehalten. Wir glauben, dass die beiden Täter gegeneinander antreten und dabei das Schlagen der feindlichen Spielfiguren wortwörtlich in die Tat umsetzen.«
    An der Art, wie Ivona die Erklärung hervorbrachte, merkte Hogart, dass sie von dieser Theorie nicht restlos überzeugt war, und je länger er Vesely seine Idee von den codierten Schachreihen und - wegen erklärte, umso dümmer erschien sie ihm selbst.
    Vesely unterbrach Hogart kein einziges Mal und ging beim Zuhören immer langsamer, bis er schließlich stehen blieb, um seine Pfeife zu stopfen. Nachdem er die erste Tabakwolke ausgestoßen hatte, wandte er ein: »Weshalb sollten Ihre beiden Mörder ausgerechnet deutsche Kürzel verwenden?«
    Dieselbe Frage hatte ihm Ivona bereits gestellt. »Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht hier«, gab er zu.
    Vesely nickte. »Verstehe. Abgesehen davon klingen BA und DA nicht sehr professionell. Die korrekten Abkürzungen der Figuren lauten anders. Andererseits hat Schach in Prag Tradition. Im Radetzky-Cafe trafen sich einst Kafka, Brod und Werfel nicht nur, um Kaffee zu trinken oder Gedichte vorzutragen, sondern auch um Schach zu spielen.« Er zog an der Pfeife, die einen süßen Minzgeruch verbreitete. »Falls wir es bei diesen Mördern tatsächlich mit Schachspielern zu tun haben, wird es nicht leicht werden, sie zu erwischen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Schach lehrt Logik, Fantasie, Selbstdisziplin und Entschlossenheit. Wer das Schachspiel perfekt beherrscht, ist darin geübt, keine Fehler zu begehen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Schach trainiert nicht nur die Denkfähigkeit, sondern auch die Erfindungsgabe. Denn überall dort, wo wir uns der Vernunft bedienen, benötigen wir eine ausgearbeitete Methode zum Erreichen des

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