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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
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sich keine richtigen Sorgen um ihren Vater und ihre Mutter machte. Sie war ganz sicher, daß sie das Fenster immer offenlassen würden, damit sie wieder hineinfliegen könnte, und deshalb war sie vollkommen unbeschwert. Es beunruhigte sie nur manchmal, daß John sich an die Eltern nur ungenau erinnerte, wie an Leute, die man irgendwann einmal gekannt hat, und Michael schon bereitwil ig glaubte, daß Wendy wirklich seine Mutter wäre. Diese Dinge machten ihr ein bißchen angst, und weil sie stets darauf bedacht war, ihre Pflicht zu tun, versuchte sie, das alte Leben in ihren Köpfen wachzuhalten. Sie erstellte Fragebögen, und zwar solche, die den Bögen aus der Schule, die man bei Prüfungen bekommt, möglichst ähnlich waren. Die anderen Jungen fanden das furchtbar interessant und wollten unbedingt mitspielen. Sie machten sich selbst Schiefertafeln und saßen um den Tisch und schrieben und zerbrachen sich den Kopf über die Fragen, die Wendy auf eine andere Tafel geschrieben und herumgereicht hatte. Es waren ganz einfache Fragen – »Welche Farbe hatten Mutters Augen? Wer war größer, Vater oder Mutter? War Mutter blond oder brünett? Beantworte alle drei Fragen, wenn möglich.« – »A) Schreibe einen Aufsatz von nicht weniger als einer halben Seite über: ›Wie ich meine letzten Ferien verbrachte‹ oder B) ›Der Charakter von Vater und Mutter im Vergleich‹. Nur eines der Themen ist abzuhandeln.« Oder »1) Beschreibe Mutters Lachen, 2) Beschreibe Vaters Lachen. 3) Beschreibe Mutters Abendkleid. 4) Beschreibe die Hundehütte und ihre Bewohnerin.«
    Es waren ganz alltägliche Fragen, und wer sie nicht beantworten konnte, der mußte ein Kreuz machen; es war wirklich erschreckend, wie viele Kreuze selbst John machte. Der einzige, der alles wußte, war natürlich Slightly, er hoffte immer, der Beste zu sein, aber in Wirklichkeit war er der Schlechteste – traurig, traurig.
    Peter machte nicht mit. Erstens verachtete er alle Mütter außer Wendy, und zweitens war er der einzige Junge auf der Insel, der weder lesen noch schreiben konnte – nicht ein einziges Wort. Er stand über solchen Dingen.
    Übrigens waren alle Fragen in der Vergangenheit gestellt. Welche Farbe hatten Mutters Augen? und so weiter. Du siehst, auch Wendy fing an zu vergessen.
    Natürlich gab es, wie wir sehen werden, täglich neue Abenteuer, aber ungefähr zu dieser Zeit erfand Peter mit Wendys Hilfe ein neues Spiel, das ihn enorm begeisterte – bis er plötzlich das Interesse daran verlor, was, wie du ja weißt, immer so war mit seinen Spielen.
    Das neue Spiel ging so: Man tat so, als gäbe es keine Abenteuer, und man machte, was John und Michael ihr Leben lang gemacht hatten: herumsitzen und Bälle in die Luft werfen, sich hauen, Spazierengehen und nach Hause kommen, ohne einen einzigen Grizzly erlegt zu haben. Wie Peter so ruhig auf seinem Schemel hockte, das war schon ein besonderer Anblick; er mußte einfach ein feierliches Gesicht machen; still zu sitzen kam ihm furchtbar komisch vor. Viele Sonnen lang war dieses Spiel für ihn das allertollste Abenteuer, und John und Michael mußten so tun, als fänden sie es auch tol – sonst hätte er sie hart bestraft.
    Er ging oft allein fort, und wenn er wiederkam, war man nie ganz sicher, ob er ein Abenteuer erlebt hatte oder nicht. Er hatte es vielleicht wirklich vergessen, so daß er gar nichts davon erzählen konnte, aber wenn man dann hinausging, fand man die Leiche. Ein andermal erzählte  er ganz viel, und trotzdem war die Leiche nicht zu finden.
    Manchmal kam er mit verbundenem Kopf nach Hause, dann wusch Wendy ihn ganz vorsichtig mit lauwarmem Wasser, und er erzählte eine verrückte Geschichte. Aber weißt du, sicher war Wendy nie. Es gab jedoch viele Abenteuer, von denen sie genau wußte, daß sie tatsächlich stattgefunden hatten, weil sie selber dabeigewesen war, und es gab noch mehr, die zumindest teilweise wirklich passiert sein mußten, weil die anderen Jungen sie miterlebt hatten und versicherten, so und nicht anders sei es gewesen. Sie alle zu beschreiben würde ein Buch füllen, so dick wie ein Lateinisches Lexikon, und wir können höchstens ein Abenteuer erzählen als Beispiel dafür, was durchschnittlich in einer Stunde auf der Insel passierte.
    Aber welches sollen wir herausgreifen? Nehmen wir den Kampf mit den Rothäuten in der Silberschlucht? Das war eine blutige Angelegenheit und besonders interessant, weil sie eine von Peters Eigenarten deutlich zeigte, nämlich

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