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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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geisteskranken Millionendieb gekettet und liebte ihn obendrein. Als wenn es nicht genug anständige Männer auf der Welt gäbe!
    Sobald vor ihnen ein gelbes Auto auftauchte, sollten die Chauffeure ein bestimmtes Signal mit der Hupe geben, die wie ein altgermanisches Kriegshorn brüllte. Dreimal schon war Polly davon geweckt worden. Das erste Mal war es ein Lieferwagen aus Grafton, das zweitemal ein großer Vergnügungswagen mit einer ganzen Familie an Bord, das drittemal ein Lastwagen gewesen. Im Morgengrauen erreichten sie die Vorberge der Alleghany. Jetzt erst konnte der Wagen seine Leistungsfähigkeit beweisen. Ohne auch nur einen Kilometer an Geschwindigkeit zu verlieren, schob er sich ohne Unterlass die Steigung empor. Am Morgen wurde in Cumberland eine Frühstückspause gemacht.
    Polly hatte sich etwas erholt, aß aber wenig. Dodd bediente sie mit geradezu hinreißender Liebenswürdigkeit.
    Um zehn Uhr morgens hatten sie die Höhe des Gebirges hinter sich.
    Und da erblickte Polly das gelbe Auto mit der Nummer 1177.
    Mit einer gewaltigen Staubwolke stob es den gegenüberliegenden Abhang hinunter und verschwand blitzschnell in einer Kurve.
    »Das ist er!« rief sie außer sich und begann am ganzen Leibe zu zittern.
    Dodd trieb den Fahrer zu höchster Eile an. Aber was halfs? Auf den geraden Strecken konnten sie wohl die ganze Kraft ihrer Maschine ausnützen, aber an den zahlreichen Windungen und Kehren mussten sie viel stärker bremsen als der kleine Wagen, der wie ein Wiesel vorauslief. Da griff Dodd zum letzten Mittel. Kurz bevor das gelbe Auto in die nächste Haarnadelkurve ging, riß er seinen Browning heraus. Polly fiel ihm aufschreiend in den Arm. Erst mußte er ihr hoch und heilig versprechen, nicht auf Peter Voss, dessen Hut deutlich im Fond des Wagens zu sehen war, zu schießen. Bei der nächsten Biegung krachte Dodds Waffe dreimal hintereinander. Die letzte Kugel traf, der rechte Vorderreifen platzte mit einem Knall. Das gelbe Auto wurde gegen die Felswand geschleudert. Der steife Hut schoß gegen das vordere Fenster.
    Mit drei Sprüngen war Dodd heran, packte den Defraudanten mit festem Polizeigriff und ließ ihn sofort wieder fahren. Dieser Peter Voss bestand nämlich aus zwei Polstern, einem Luftkissen, dem schon bekannten Hut und einem Mantel, weiter nichts! Der gelbe Chauffeur, der mit ein paar Schrammen davongekommen war, machte das dümmste Gesicht, das überhaupt einem Chauffeur zur Verfügung stand, dann aber begann er zu schimpfen und Schadenersatz zu fordern.
    »Überlistet!« knirschte Dodd ergrimmt.
    Polly aber fiel in Ohnmacht, als sie den Hut und den Überrock ihres Mannes erkannte. Dodd fing sie auf und bettete sie im Wagen.
    Aus dem Chauffeur des gelben Autos war nichts herauszufragen. Er hatte bis zum letzten Augenblick einen lebendigen Reisenden zu fahren geglaubt. Um drei Uhr Nachts war sein Fahrgast in Grafton eingestiegen, und in der ganzen Zeit hatte der Wagen nicht ein einziges Mal gehalten.
    »Zurück nach Cumberland!« befahl Dodd seinen Chauffeuren.
    »Mein Geld!« schrie der gelbe Chauffeur und ballte die Fäuste.

3
    New York: Den lärmenden Broadway schlenderte ein Mann entlang, der einen hellen Staubmantel, wie ihn jeder dritte hat, trug. Sein Gesicht war bartlos.
    Es war niemand anders als Peter Voss, der Millionendieb aus St. Louis.
    Er war kurz nach Cumberland bei einer scharfen Steigung aus dem gelben Auto gesprungen, in die Stadt zurückgekehrt, hatte sich den Bart abnehmen lassen und schließlich mit einer Höllenstein-Lösung die Haare grau gefärbt. Dann war er mit dem Expresszug ohne Zwischenfall nach New York gefahren.
    Jetzt ging er über den Broadway, um nach Hoboken überzusetzen, wo er ein geeignetes Schiff für die Überfahrt nach Hamburg suchen wollte. Denn er hatte nicht die geringste Lust, die Passage zu bezahlen.
    Plötzlich blieb er vor einer Anschlagsäule stehen. Da hing sein eigener Steckbrief. Schmunzelnd las er ihn und betrachtete mit innigem Vergnügen sein bärtiges Foto.
    ›Zweitausend Dollar Belohnung‹ stand in fetten Buchstaben darüber.
    »Ist das nicht ein bisschen wenig?« knurrte er verstimmt.
    Da kam um die nächste Ecke, hinter der die Polizeiwache lag, ein Polizist auf einem Motorrad. Vor der Anschlagsäule saß er ab, schwang den Pinsel quer über Peters Bart, und schon klebte darüber ein roter Zettel. Ohne sich umzusehen, schwang sich der Polizist auf sein Motorrad und brauste davon zur nächsten Säule.
    Peter Voss las mit

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