Peter Voss der Millionendieb
sehen, weil er ihm den Rücken zukehrte.
»Was!« rief der Bootsmann verblüfft. »Peter Voss hat zwei Millionen Dollar gestohlen? Das ist nicht wahr!«
Peter Voss drehte sich um: da hing sein Steckbrief. Aber noch ohne den berichtigenden roten Zettel.
»Kennst du ihn denn?« fragte er überrascht.
»Kennen?« schrie Michel Mohr wütend. »Das ist mein allerbester Freund, den ich überhaupt habe. Mit dem bin ich Schiffsjunge gewesen auf einer französischen Bark. Und wir haben zusammen den ersten Steuermann vertrimmt.«
Jetzt erst erkannte Peter Voss seinen alten Freund Michel Mohr, an dem die Jahre auch nicht spurlos vorübergegangen waren. Und sein Herz machte einen Freudensprung. Die heimliche Sympathie, die ihn zu dem Bootsmann gezogen hatte, war also doch tiefer begründet gewesen. Michel Mohr hatte sich total verändert. Er hatte sich ein schönes Bootsmannsbäuchlein und ein sehr würdiges Aussehen angeschafft.
»Dann wird es eben ein anderer Peter Voss sein.«
»Das ist mein Freund Peter Voss!« schrie Michel Mohr durchs ganze Lokal, indem er auf das Bild wies. »Peter Voss, wie er leibt und lebt. Schwindel ist der ganze Steckbrief.«
Jetzt drängten sich die anderen Gäste um das Plakat. Peter Voss mußte mit Gewalt an sich halten, daß er sich nicht verriet.
»Damned!« schrie einer aus dem Schwarm. »Zweitausend Mille zu stehlen, das soll ihm erst einer nachmachen. Aber der Dodd aus St. Louis ist schon hinter ihm her, der kriegt ihn sicher!«
»Da soll er sich nur ranhalten!« lachte Michel Mohr. »Peter Voss ist ein ausgekochter Junge!«
Peter Voss wurde unruhig, er fühlte sich von einem wohlfrisierten Barbiergehilfen, dem das übernatürlich gerötete Haar aufgefallen war, scharf fixiert. Da sich sein Kopf direkt unter dem Bilde des Steckbriefs befand, forderte er zu Vergleichen geradezu heraus.
»Teufel!« rief er und drehte sich um, wie um das Plakat zu lesen. »Diese Detektive fischen den anständigen Menschen die besten Brocken weg. Wer verdient nicht gern 2000 Dollar?«
»Er hat recht!« riefen die Gäste durcheinander, und die Aufmerksamkeit des Barbiergehilfen war abgelenkt.
»Komm mal mit heraus!« sagte Michel Mohr ganz ruhig zu Peter Voss, der dazu mit Freuden bereit war.
Bald standen sie hinter einem Gebüsch.
»Sag mal!« stieß Michel Mohr zwischen den Zähnen hervor. »Würdest du Peter Voss anzeigen, wenn du wüsstest, wo er ist? Ich meine, um die zweitausend Dollar zu verdienen.«
Peter Voss wußte wirklich nicht, was er auf diese kuriose Frage antworten sollte, und zuckte lächelnd mit den Schultern.
»Du hundsgemeiner Denunziant!« knirschte Michel Mohr wütend und versetzte ihm eine wohlgezielte Ohrfeige.
»Menschenskind!« stöhnte Peter Voss auf und schnappte längere Zeit nach Luft. »Ich werd mich doch nicht selbst anzeigen!«
»Peter!« keuchte Michel Mohr.
»Freilich, du Kamel!« lachte Peter Voss und rieb sich die getroffene Stelle. »Und nun geh und zeig mich an.«
»Mensch, du bist wohl verrückt! Ich dich anzeigen? Wo du mein allerbester Freund bist.«
Und er fiel ihm vor Freude um den Hals.
»Aber wo hast du die zwei Millionen?«
»Komm!« drängte Peter Voss. »nos erzähl ich dir, wenn wir an Bord sind. Du musst mich nämlich hinüberschmuggeln.«
»Aha!« sagte Michel Mohr. »Die beiden Polizisten vor dem Dock stören dich wohl ein bisschen?«
»Jedenfalls«, erwiderte Peter Voss, »durchs Tor komme ich nicht, ohne angehalten zu werden.«
»Brauchst du auch nicht«, sagte Michel Mohr treuherzig. »Ich hol dich mit der Jolle vom Zollponton.«
»Das ist eine gute Idee!« sagte Peter Voss vergnügt. »Dafür geb ich dir eine Million, wenn wir glücklich drüben sind.«
»Nein!« sagte Michael Mohr ganz entschieden. »Ich nehm nichts. Ich will ein ehrlicher Kerl bleiben.«
»Das ist brav von dir!« lächelte Peter Voss und klopfte ihm leutselig auf die Schulter.
Gegen elf Uhr, als schon alles schlief, stieg Peter Voss hinter Michel Mohr von der Wasserseite her auf der Lotsenleiter an Bord. Die Zöllner saßen friedlich im Rauchsalon.
Moritz Pietje, der Hollandschmann, aber, der die Wache hatte, schlief diesmal merkwürdigerweise nicht und nahm mit Verwunderung wahr, daß der Bootsmann einen rothaarigen Gast mitbrachte, und noch dazu über die Lotsenleiter.
Michel Mohr schnauzte Moritz Pietje an, daß er fast auf den Rücken fiel. Dann ging er mit Peter Voss voraus, wo die Mannschaftsräume lagen. Der Bootsmann hatte hier eine geräumige
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