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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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nicht angehalten werden. Wir haben es mit einem Geisteskranken zu tun. Er hat das Geld offenbar versteckt, darum darf er nicht verhaftet werden. Wie leicht kann er bei der Verhaftung seinen Verstand völlig verlieren, und dann sind die zwei Millionen unauffindbar. Oder der Schlag kann ihn treffen. Was noch schlimmer wäre! Die Sache muß mit der allergrößten Vorsicht angefasst werden.«
    Der Beamte verschwand, es war unverkennbar, daß er seinen großen Kollegen uneingeschränkt bewunderte.
    »Sind Sie fertig?« fragte Dodd höflich an der Tür, die ins Ankleidezimmer führte.
    »Ich komme sofort«, rief Polly zurück.
    ›Armes Kind‹, dachte Dodd und sah sich wieder der Fotografie des Defraudanten gegenüber.
    Peter Voss war ein Verrückter. Er trug noch den Vollbart. Der Steckbrief durfte nicht ohne das Bild hinausgehen. Dodd griff danach und sprang zum Fenster. Der Beamte war fort. Dafür sauste jetzt ein rassiger Sechs-Zylinder-Wagen mit zwei Chauffeuren um die Ecke. Ein kleinerer Wagen hielt eben vor der Tür. Dodd sah den Inhaber der Firma Stockes & Yarker aussteigen und ins Haus treten. Gleich darauf stand er Dodd gegenüber.
    »Sie sind noch hier?« fragte Stockes verdutzt.
    »Sie kommen wie gerufen!« rief Dodd und drückte ihm die Fotografie in die Hand. »Bringen Sie das Bild sofort zur Kriminalpolizei, damit der Steckbrief nicht ohne Klischee hinausgeht. Die ersten dreitausend Exemplare sollen per Bildfunk sofort nach New York durchgegeben werden.«
    »New York?« fragte Stockes und mußte sich auf den Stuhl setzen, so zitterten ihm die Knie. »So haben Sie die Spur schon gefunden!«
    »Eilen Sie!« dränge Dodd, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Ich wollte aber erst ein paar Worte mit Mrs. Voss sprechen!« meinte Stockes eigensinnig.
    »Unnötig, sie begleitet mich!« erwiderte Dodd und wies auf die Tür.
    Da kam Polly reisefertig aus dem Nebenzimmer gestürzt.
    »Das Auto ist schon da!« rief sie und erkannte plötzlich Jim Stockes. »Ach, Mr. Stockes. Ich bin todunglücklich. Verzeihen Sie ihm und zeigen Sie ihn um Gottes willen nicht an. Wir wollen ihn in Güte dazu bringen, daß er das Geld wieder herausgibt. Er hat es in einem Anfall von Geistesstörung getan! Bitte, bitte, guter, lieber Mr. Stockes, nicht der Polizei anzeigen. Mr. Dodd hat mir versprochen, daß es keine gerichtlichen Folgen haben wird. Haben Sie mir das nicht versprochen?« wandte sie sich an Dodd.
    »Ich werde es halten«, versicherte er, »ich werde die Polizei nur bemühen, wenn es durchaus notwendig ist. Das heißt also, wenn er die Millionen nicht gutwillig herausgeben will.«
    »Da hören Sie's!« rief Polly und lief hinaus, um das Dienstmädchen zu informieren.
    Jim Stockes stand wie versteinert und schaute auf das Foto von Peter Voss. Es war vielleicht besser, Mrs. Voss erfuhr die Wahrheit nicht. In Dodds Gegenwart wäre es überdies ganz ausgeschlossen gewesen, sie einzuweihen. Sie kehrte gewiss bald zurück. Da war noch immer Zeit, ihr die Wahrheit mitzuteilen.
    »Machen Sie, daß Sie fortkommen!« schrie Dodd und schob ihn zur Tür hinaus. »Sie haben keine Zeit zu verlieren.«
    Jim Stockes blieb nichts übrig, als zu gehorchen.
    Dodd fuhr zuerst zu seiner Wohnung, um seine Koffer, die immer fertig gepackt waren und alles Nötige enthielten, mitzunehmen.
    Fünf Minuten später jagte der Wagen von William Webster & Son mit hundertzwanzig Sachen über die St. Louis Bridge. Unermüdlich fraß der 250-PS-Motor einen Kilometer nach dem andern. Der eine Chauffeur schlief, der andere fuhr.
    Polly lehnte in den Polstern und war bald vor Erschöpfung eingeschlafen. Auch Dodd schloß die Augen. Noch konnte er sich Ruhe gönnen. Polizisten notierten sich die Wagennummer, und Passanten schimpften hinter dem davonflitzenden Wagen her. Am Abend war Cincinnati erreicht.
    Das gelbe Auto mit seinem bärtigen Insassen war hier gegen Mittag mehrfach beobachtet worden, hatte getankt und war in östlicher Richtung weitergefahren. Zehn Minuten Aufenthalt genügten, um das festzustellen.
    »Also doch nach New York!« rief Dodd verwundert.
    Es gab jetzt keinen Zweifel mehr für ihn: Peter Voss war ein Irrsinniger.
    Dann ging es weiter durch die Nacht nach Osten. Vier Scheinwerfer, blendend wie die Sonne, klärten den Weg auf. Polly schlief, Dodd flößte ihr zuweilen ein Glas Wein ein.
    Das schöne, zarte, unschuldige Geschöpf, das da in den Kissen lag, dauerte ihn. Dieses entzückende Wesen, hilflos wie ein Kind, war an einen

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