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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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so leicht nichts aus der Fassung bringen konnte, packte den Kofferpassagier vor der Brust und sprach mit leiser, aber furchtbar ernster Stimme: »Mann, Ihr seid ein Betrüger!«
    Doch der andere ließ sich ebensowenig verblüffen, griff zu, und schon zerrten und balgten sie sich in dem dunklen Raum hin und her. Der Fremde war ein schlanker, sehniger Kerl und verfügte über Riesenkräfte, so daß Peter Voss ziemlich ins Gedränge kam. Geschickt entschlüpfte er ihm, und der andere boxte nun wie unsinnig gegen die Kofferecken. So kam er allmählich von Kräften, und Peter Voss konnte ihn schließlich unterlaufen und wieder in den Koffer hineinschleudern. Mit kühnem Griff klappte er den Deckel herunter. Bis auf den Kopf und die linke Hand war der ungeschlachte Berserker gefangen.
    »Willst du jetzt Frieden geben?« keuchte Peter Voss.
    »Eine ganz verteufelte Lage«, ächzte der andere. »Drück nicht so, sonst quetschst du mir den Hals ab.«
    »Bitte sehr«, sagte Peter Voss entgegenkommend und lüftete den Deckel ein wenig. »Wenn du dich anständig benimmst, kannst du es besser haben. Aber erzähl mir, wer du bist und was du in diesem Koffer suchst.«
    Der andere berichtete kleinlaut, daß er Sam Fletcher heiße und mit seinem Freund Frank Murrel ein feines Plänchen ausgeheckt hätte, um ohne Billett nach Plymouth zu fahren. Sie waren beide am Metropol-Varieté in London engagiert, Sam Fletcher als Musikclown und Frank Murrel als Jongleur und Verwandlungskünstler.
    »Und wer bist du?« fragte er gespannt.
    »Ich bin der Schah von Persien!« sagte Peter Voss, dem gerade nichts Besseres einfiel, verbesserte sich aber schnell. »Ich gehöre zur Besatzung.«
    Sam Fletcher traten die Haare zu Berge. Kein Zweifel, er war in die Hände eines verrückten Stewards oder Matrosen gefallen. Und schon sann er darauf, wie er wieder die Oberhand gewinnen könnte.
    »Hast du ein Streichholz?« fragte Peter Voss. »Ich glaub, ich habe mein Messer verloren.«
    »Hier, meine Taschenlampe«, erwiderte der andere beflissen, um den gemeingefährlichen Menschen bei guter Laune zu erhalten.
    »Danke!« sagte Peter Voss und ließ den Deckel fahren. »Lass dir aber ja nicht einfallen, aufzustehen, sonst schmeiß ich dich über Bord!«
    Dann machte er sich auf die Suche. Der andere verfolgte ihn mit flackernden Blicken, erhob sich lautlos aus seinem Gefängnis und stürzte, als Peter Voss sich nach dem Messer bücken wollte, von hinten auf ihn. Drei Sekunden später lag Peter Voss im Koffer, und der Deckel klappte herunter.
    »Hallo«, rief er und pochte heftig. »Lass diese verdammten Späße.«
    »Noch ein Wort«, drohte Sam Fletcher, »und ich verstopfe die Luftlöcher.«
    »He«, lachte Peter Voss, »ich schneide mir neue.«
    »Dann musst du schon zwei Messer haben!« lachte der andere, und begann die Schlösser wieder anzuschrauben, wobei ihm Peters Messer vortreffliche Dienste leistete. Sam Fletcher strich dabei ein Streichholz nach dem andern an.
    »Na, denn nicht!« meinte Peter Voss seelenruhig. »Ich liege hier drin sehr gut!«
    Sam Fletcher hatte jetzt die Hände frei, aber seine Streichhölzer waren fast alle verbraucht. Das Messer warf er weg.
    »Gib mir die Taschenlampe wieder!« befahl er.
    Als Antwort begann Peter Voss laut zu schnarchen. Sein Wunsch war in Erfüllung gegangen: er lag im sicheren Koffer.
    Fluchend suchte Sam Fletcher ein neues Versteck. Mit Hilfe des letzten Streichholzes fand er ein Loch, fühlte dahinter einen niedrigen Gang, eine Treppe, kroch auf allen vieren immer tiefer in den Bauch des Riesenschiffes hinein, stieß sich da und dort blaue Flecke, purzelte und überschlug sich, kletterte über Kohlen und Stückgut und sank endlich, halb verzweifelt und erschöpft, auf ein paar weiche Säcke, wo er sofort einschlief.
    Peter Voss unterzog währenddessen seine kleine Kabine einer gründlichen Untersuchung. Die Taschenlampe funktionierte vortrefflich. In einer Ecke war eine ganze Batterie Seltersflaschen kunstvoll aufgeschichtet. Brot, kaltes Geflügel, Konserven und eingemachte Früchte nahmen im freundlichen Gemisch die andere Ecke ein. Die Whiskyflaschen waren leider leer. Trotzdem ließ es sich hier in diesem engen Kämmerchen ganz vergnüglich leben. Sogar ein paar Rollen Kautabak feinster Sorte waren vorhanden.
    Peter Voss stärkte sich an Speise und Trank und streckte sich in die weichen Kissen. Gleich darauf war er eingeschlafen und schlief so fest und tief, wie nur ein Mensch mit einem guten

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